Wieder die Sache mit dem schlafen

Die letzten Wochen waren schlaftechnisch mal wieder schrecklich. Ich plädiere an den Verstand meines Hirns, das es bitte, bitte, bitte endlich mal die Zickerein einstellt und mich wieder schlafen lässt.
Derzeit ist alles ein Problem: einschlafen, durchschlafen, Alpträume, aufstehen.
Ich bin derzeit bei ca. 4-5 Stunden Schlaf und bin eigentlich ein Mensch der viel Ruhe braucht. Normalerweise schlafe ich so 7-9 Stunden, weil ich mich sonst wie gerädert fühle. Und so ist es derzeit auch…
Vor allem da ich weiß, daß mir solche Zeiten schnell zusetzen. Alle Krisen begannen mit Schlafproblemen. Ob Depression oder Psychose. Und da ich derzeit auf Frühwarnsymptome achten will, bin ich da stets vorsichtig.
Nächste Woche werde ich zur Pia-Psychiaterin gehen wegen einer Bedarfsmedi. Ich möchte keinesfalls ein festes Medikament für jeden Abend, sondern eines, das ich nehme wenn es nicht geht. Wenn die Ängste nachts zu stark sind, die Alpträume, die Gedanken und die Stimmen.
Zum Thema Stimmen: ich rede nicht oft darüber, aber sie sind noch da. Oftmals sind sie wie hinter einer Wand, ich höre also nur ihr Nuscheln. Sie machen mir noch immer Angst, aber ich habe mich etwas dran gewöhnt. Eva und Demian sind derzeit meist zusammen da und eher selten einzeln.

Ich lass los

Ich sitze bei Locke. Diary Cards sind kein Thema mehr, das Thema BPS längst vom Tisch.
Ende letzten Jahres war ich zeitweise sehr enttäuscht von ihr. Ich hatte das Gefühl das die Themen ausgehen, wollte ihrerseits Nachfragen. Weil ich mich nicht getraut habe über vieles zu reden. Ich dachte sie ist Schuld daran, ich eine schlechte Patientin.
Dann habe ich mit einer Bekannten geredet und sie gab mir einen Denkanstoß. Ich sollte die Themen finden und frei erzählen. Von meinen Kinder/Jugendpsychotherapeuten war ich es gewohnt das der Großteil gefragt wurde. Ich habe das für selbstverständlich genommen. Ich dachte, so läuft das nun mal. Hatte ich jedoch ein eigenes wichtiges Thema, ging das aber auf jeden Fall vor. Bei den Erwachsenen sollte man jedoch am besten jedes mal selbst wissen, was man bereden möchte. Einfach um auch zu lernen zu reflektieren. Die eigenen Themen zu erörtern.
Mir fiel es dann schwer, das auch in der Klinik und in der Pia einzusetzen.
So dachte ich also, ich komme mit Locke nicht weiter.
Heute jedoch lief es richtig gut. Ich bin knapp ein Jahr bei ihr und ich kann ihr endlich vertrauen und frei reden. Deswegen habe ich heute ein Thema angeschnitten, über das ich bisher kaum frei geredet habe. Weder bei der Traumathera und in der Klinik. Ich konnte mich öffnen. Und es war befreiend.
Es war wie im Regen stehen nach langer Dürre.
Ich habe geweint und geweint und geweint. Ich hatte starke Schmerzen, weil ich mich so verkrampft hatte. Ich konnte nicht atmen und keuchte. Ich grub meine Fingernägel in meine überkreuzten Arme.
Das wird die nächsten Wochen so weiter gehen weil es noch längst nicht gut ist. Es ist zu stark, das Gefühl. Es ist noch nicht auszuhalten. Das muss ich erst lernen.
Locke war ziemlich mitgenommen und sie sagte: „Frau Kunze, jetzt erst kann ich Ihr Verhalten verstehen. Jetzt erst weiß ich, was sie da tun und warum sie das tun.“
Damit meinte sie meine berüchtigte Thera-Haltung. Kein Blickkontakt, Arme verschränkt und nach vorn geneigter Oberkörper. Leise Stimme. Und am wichtigsten: Du darfst nicht fühlen. Du darfst es nicht zeigen. Du musst es verdrängen.
Jetzt, da es raus ist, kann ich ohne Angst darüber nach denken.
Locke sagte: es ist nicht meine Schuld. Ich kann nichts dafür. Jeder hätte so gehandelt.
Was mir zu denken macht…Und ich weiß nicht, was ich machen soll um dad negative Gefühl zu beschwichtigen…Ich glaube, Locke ist schwanger. Und das hieße Babyjahr. Also Therapeutenwechsel. Und eigentlich… Will ich das nicht…

Nichts geht über Organisation

Ich hatte jetzt zwei Wochen keine Therapie und das ist ungewohnt. Normalerweise habe ich jede Woche, zur Not noch öfter einen Termin. Aber diesen Monat ist der Wurm drin. Erst war Locke krank. Dann hatte ich einen Termin, eine Beerdigung.
Und irgendwie waren die neuen Terminvorschläge immer etwas weiter entfernt. Aber ich denke ich habe die Zeit zwischen den Terminen gut nutzen können und ich bin auch nicht in ein Loch gefallen.
Aktuell versuche ich mehr denn je zu erledigen und zu schaffen. Habe viele Termine und Verpflichtungen, gerade in Vorbereitung auf die Reha. Gesundheitsfragebogen, Termine, noch ein Gespräch im Btz. Das kommt alles auf mich zu in den nächsten Wochen. Es ist alles neu für mich, um sowas habe ich mich sonst immer gedrückt. Oder habe es nicht alleine geschafft. Jetzt muss ich es einfach schaffen und erledigen, sonst wird das nichts und ich bleibe arbeitslos. Mit wenigen Tagen Ausnahme bin ich seit Juli 2014 zu hause. Beziehungsweise in der Klinik. Nach dem Abi war ich einige Zeit zu Hause, dann circa 2 Wochen Studium, wo ich so gut wie gar nicht war, dann Klinik bis Mai 2015. Dann zu hause bis September, eine Woche Berufsschule, dann Klinik. Zu Hause. Bufdi. Klinik.
Wieder zu hause….
Aber die Reha kommt ja bald und dann werde ich endlich in ein normales Leben reinfinden. Ich werde früh aufstehen und auf Arbeit fahren und mein bestes tun. Ich werde dann vorbereitet auf eine Ausbildung, die ich dann durch ziehe. Und nichts wird sich mir in den Weg stellen.
Was gerade mein größter Stützpunkt ist, ist die Selbsthilfegruppe. Am Montag hatten wir wieder Treff, ohne Thema, sodass wir einfach so reden konnten. Ein neues Mitglied war da und wir haben viel geredet, da sie einige Fragen hatte. Und ich hatte zum Glück in ihrem Fall genug Erfahrung, das ich denke ihr ein wenig weiter geholfen zu haben. Ich bin echt froh das ich letztes Jahr diesen Schritt gegangen bin. Es tut so gut.
Meine Wochenplanung wird auch immer besser.
Montag ist im Regelfall Therapie und Selbsthilfegruppe, und Fitnessstudio. Dienstag frei, aber da gehe ich oft spazieren, geocachen oder in die Bibliothek. Mittwoch ist Kunsttherapie und Club der Denker, ein Treffen mit meinen Dresdner Geschwistern bei meinem Bruder in der Wohnung. Donnerstag Fittnesstudio und Aufräumtag. Freitag geht’s immer mal nach hause. Zwischenzeitlich andere Dinge wie treffen mit Freunden, Termine in der Pia, beim Sozialdienst oder anderswo, Arzttermine, Kino, Neustadt-Bummel…Ich bin schon recht gut vertan. Das musste ich mir aber auch erst aufbauen. Wenn man wirklich längere Zeit nichts zu tun hat, muss man sich organisieren und regelmäßige Termine einbauen, sonst versauert man. Und versuchen raus zu kommen, egal wie schwer es ist. Jemand mit jahrelangen Depressionen muss das schließlich wissen und kann da aus eigener Erfahrung reden…
Heute abend geht’s auf ein Konzert nach Leipzig. Mit Nils und Laura.
Ich war heute auch noch mal in der Berufsschule und habe die Lehrbücher abgegeben. Und jetzt geht’s zum schmökern in die Bibliothek. (warum macht die erst um 11 auf? Ich warte hier schon eine Stunde…)

Zwischen den Welten

Ich bin derzeit ein bisschen nachlässig mit dem schreiben, ich weiß. Das liegt zum einen daran, daß so viel nicht passiert, zum anderen das ich nicht so wirklich weiß wie es mir geht.
Ich würde nicht behaupten das ich derzeit depressiv bin, ich denke ich kann das mittlerweile einschätzen. Aber mir fallen manche Dinge so schwer. Auch würde ich das nicht darauf schieben, das ich zu hause bin, ohne Arbeit etc. Damit komme ich derzeit ganz gut zurecht, ich habe mir viel aufgebaut.
Es ist eher… Die Ruhe vor dem Sturm. Es macht mir etwas Angst.
Ich schwanke zwischen Emotionalität und absoluter Gefühllosigkeit.
Emotionalität – ohne traurig zu sein kommen mir ständig die Tränen, was eher untypisch für mich ist. Wenn es mir richtig schlecht geht weine ich auch mal. Aber nicht bei Filmen/Liedern, so wie es derzeit der Fall ist. Und das völlig ohne vorausgehende Gefühle oder Gedanken, einfach so, bei vielen Tätigkeiten.
Gefühllosigkeit – ich laufe irgendwie durchs Leben und es ist ok so wie es ist. Aber wenn etwas schönes passiert freue ich mich nicht, wenn negative Nachrichten komme bin ich nicht traurig.
Zu dem werden die Ängste/Befürchtungen wieder mehr. Und ich will das einfach nicht. Möchte mich sträuben vor allem. Möchte nicht einsehen das mein Zustand schwankt und einfach weiter machen. Die Ängste lähmen und ich kann kaum darüber reden. Mit niemanden, weil ich mir so doof vorkomme. Die Reaktionen sind für mich einfach immer bedrückend und machen mich noch unsicherer. Auch Locke versteht mich da oft nicht.
Generell kommen wir derzeit nicht so richtig auf einen Nenner.
Ich weiß langsam einfach nicht mehr, was ich machen soll. Ich will nicht so weiter leben, Locke ist gegen Klinik und ich habe auch nicht so Lust auf Medis, aber nur drüber reden hilft akut nicht. Ablenken nur kurzzeitig. Mit anderen Menschen… Traue ich mich nicht.
Eigentlich würde ich am liebsten meine altbewährte Taktik nutzen. Verkriechen, mit niemandem reden, still leiden. Ich weiß jedoch, wo das hinführt…
Ist eine verzwickte Situation.

Zinnwald-Georgenfeld

Früh um 9 trafen wir uns am Dresdner Hauptbahnhof. Knapp 45 Minuten fuhren wir nach Altenberg, wo wir auf weitere Spaziergänger trafen. Dann ging es nach Zinnwald Georgenfeld.
Daniela, eine Hobbyfotografin, hatte mich eingeladen mit zu kommen. Mit dabei waren zwei weitere Hobbyfotografen, Sergej und Steffi.
Mit Steffi redete ich eigentlich unentwegt über Tiere, Natur usw.
Einige Freunde von Daniela waren mit Kind und Kegel dabei, mit einigen Hunden. Whippets und spanischen Windhunde, sowie ein Labrador.
Nach dem die Hundemenschen nach 3 Stunden Spaziergang in der Winterwunderwelt wieder nach hause gefahren sind, sind wir noch etwas warmes trinken gegangen um danach noch einmal durch das Hochmoor bis zur tschechischen Grenze zu laufen.
Hier ein paar Handyknipse:
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Neues Jahr…

Heute sind ich und André zwei Jahre ein paar. Unglaublich wie schnell die Zeit verging.
Kennen gelernt haben wir uns im Herbst 2013, als ich während des D_Art Workshops an der Hochschule für bildende Künste in Dresden war. Getroffen haben wir uns durch meine Schwester Laura. Laura und André sind zusammen zur Oberschule gegangen und wohnten beide in Dresden, genau wie M., ein weitere Schulfreund der beiden. In einer Bar in der Neustadt sahen wir uns das erste mal.
Im Dezember trafen wir uns häufiger, erst im Kino, dann wieder in Bars. Bis wir am 31. Dezember zusammen Silvester feierten. Dann ging alles ganz schnell. Und einen Tag später… Waren wir ein Paar.
Ich wurde aber kurz nach dem Aufstehen aus seiner Studentenbude geschmissen, weil seine Eltern kamen…
Gestern haben wir den Jahreswechsel ganz ruhig gefeiert mit einem Ghibli-Abend (Studio Ghibli produziert japanische Anime-Filme, die sehr tiefsinnig und wunderschön sind). Ich habe vegane Blätterteig-Gemüse-Taschen gemacht (für André gab es vegetarische mit Käse) und haben null Uhr aus dem Fenster das Feuerwerk bestaunt. Molli ging es sehr gut, sie hat das Geknalle einfach verschlafen.
Ein schöner Jahreswechsel.
Ziele für dieses Jahr:
# kreativer sein (mehr zeichnen, nähen und stricken)
# mehr Sport im Fitnessstudio
# um mich selbst kümmern und mich lieben
# auf meinen Körper hören
# depressiven Episode entgegen wirken
# Psychosen schnell behandeln

Das Jahr 2015

Dieses Jahr im Januar habe ich mit meinem weltkehrten Blog begonnen. Und ich bin sehr froh über diese  Entscheidung. Ich habe nicht nur neue Menschen kennen gelernt, wie zum Beispiel die liebe schizoiert, sondern konnte auch endlich mit meinem ganzen Gedanken-Wust-Knäuel-Ding fertig werden. Es gibt immer so vieles, was ich sagen will und nicht aussprechen kann. Und das Blog hat mir endlich eine Sprache dafür verliehen.
Danke an alle die mit Lesen und kommentieren, die mir E-Mails schreiben und an mich denken. Ich bin immer wieder gerührt durch eure Liebe.
Dieses Jahr ist folgendes passiert:

  • Der Blog wurde gestartet (18. Januar)
  • Therapie bei Locke begonnen
  • Ich habe mich um meine Ratten Beatrice und Hermine gekümmert, die ich aus dem Tierschutz hatte. Beide sind aber aufgrund von Altersschwäche in diesem Jahr verstorben.
  • Ich besuche eine Selbsthilfegruppe für junge psychische Kranke und habe dort Freunde gefunden.
  • Molli ist bei uns eingezogen.
  • Die Verlobung mit André

STATISTIKEN
Die am meisten aufgerufenen Beiträge:

  1. Die Wahrheit der Diary Card (August)
  2.  So kann es bleiben (Juli)
  3. Über die Verfolgung psychisch Kranker (Februar)
  4. Ein offener Brief (August)

Die meisten Kommentare:

  1. Heimatstimmung (8 Kommentare)
  2. Skizze (5 Kommentare)
  3.  Nebelzeit, zweiter Teil (5 Kommentare)
  4. „Take these broken wings“ (4 Kommentare)

Monatsübersicht – meine Lieblingsbeiträge:

Gesamt Besucher: 17.996 Aufrufe: 321.153

MEILENSTEINE
Zitate:

Krise bedeutet für mich, wieder am Anfang starten, erst einmal aus dem Loch heraus geholfen werden. Und dann einige Schritte an der Hand laufen, bis man wieder selbst laufen gelernt hat.


In der Heimat, wo mein Herz lebt.


Ich kämpfe schon so lange. Und immer wieder gibt es Einbrüche in den vereisten See, unter dem die Depression, die Angst, die Psychose lauert.


Lied des Jahres:

Buch des Jahres:
„Bob der Streuner“ von James Bowen
Besondere Menschen, die ich dieses Jahr kennenlernen durfte:

  • OctoStag von Immergrün
  • renrei von Immergrün
  • A. aus der Selbsthilfegruppe
  • schizoiert

ANDENKEN

  • Beatrice und Hermine – meine beiden Rattenmädels
  • Igor – mein Pflegepferd
  • J.  – ein ganz besonderer Mensch und liebevoller Opa Andrés
  • B. – Opa, Vater und Freund, sowie Holzvirtuose

Wichtel und Rückblicke

Die Feiertage sind um, dennoch durfte ich noch einige Zeit im Kreise der Familie genießen. Ich war zum zweiten Mal zu „Star Wars VII – Das Erwachen der Macht“ im Kino. Ohne zu spoilern kann ich sagen, das er sich lohnt und wirklich nicht schlecht ist.
Heiligabend war ich bei meiner Schwester in Leipzig, mit dabei meine anderen beiden Geschwister, meine Eltern und meine Oma mütterlicherseits. Den ersten Feiertag bei Andrés Eltern und abends bei seiner Tante. Tag drauf war dann André bei meiner Familie.
Ich möchte mich für ein wunderschönes Geschenkepäkchen einer Leserin bedanken: der wunderbaren Ren Rei. Wir haben ein Weihnachtswichteln im Immergrün Mori kei Forum gemacht, wobei sie mich bewichtelte. Ich habe wirklich wunderbare Sachen bekommen: eine Teemischung, Ohrringe mit Knöpfen, ein Haarband, ein Buch, ein Schlüsselanhänger. Das Buch heißt „8 Wochen verrückt“. Quasi thematisch passend zum Blog.
Im Gegenzug dazu habe ich OctoStag von OctoStag Blog ein Geschenk gemacht. Für Octo gab es ein Lederarmband, eine Beaniemütze und Wolle.
Dieses Jahr habe ich die Mori kei Community gegründet. Und sie haben mich alle so gepusht, mir so geholfen und mir so viel gegeben. Ich bin einfach dankbar für alles, was mir diese Mädels und Jungs gegeben haben. Ich habe neue Freunde gefunden, zum Beispiel OctoStag und pinkdeathstar, aber auch die Mädchen, die sich mit mir in Düsseldorf getroffen haben.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu…und es war zweifelsohne eines der schrecklichsten Jahre meines Lebens. Aber so geht es nicht nur mir; viele Menschen, die mir Nahe stehen, hatten 2015 Probleme. Verluste, Trauer, Ängste…aber ich hoffe, wir alle können 2016 damit abschließen und alles verarbeiten, was uns geschehen ist.
Vor allem die häufigen Aufenthalte in der Psychiatrie haben an mir genagt – ich war in 7 Monaten dieses Jahres in der Klinik. Mal länger, mal kürzer, aber es war dennoch sehr anstrengend und nervenaufreibend.
Positives gab es allerdings auch: der Einzug meiner kleinen Molli, die Verlobung mit André und die vielen Gelegenheiten, bei denen ich neue Leute kennenlernte. Zum Beispiel die Treffen mit den Immergrün-Leuten und die Selbsthilfegruppe. Außerdem die Zeit, die ich mit meinen Liebsten verbringen durfte.

Weihnachtszeit

Locke war am Montag besser drauf. Sie hatte auch das Schreiben fertig, sodass es nur noch angepasst werden muss und dann an den Sozialdienst gehen kann. Ich war ehrlich etwas schockiert von dem Brief, weil er wirklich negativ klang. Ich sei schwerst krank und jegliche Arbeitsversuche führten prompt zur Dekompensation. Irgendwie stimmt das ja, aber das dann zu lesen und zu wissen das es tatsächlich so ist und auch Locke das so sieht, war ein ziemlicher Schock.
Jetzt erstmal für den Rest des Jahres Ruhe. Kein Arztbesuch. Keine Therapie. Keine Termine. Einfach Ruhe.
Und weil morgen Weihnachten ist, mein Lieblingsgedicht. Dahinter gibt es sogar eine Geschichte: als ich das erste Mal Weihnachten in der Psychiatrie verbrachte (Winter 2010, der schneereichste Winter, den ich erlebt habe) sollten wir alle für die Weihnachtsfeier Gedichte oder Lieder vortragen. Eine meiner Lieblingsschwestern, Schwester Sabine, druckte einige aus dem Internet aus und legte sie in den Gemeinschaftsraum. Dort fand ich dann das Gedicht und ich fand es so schön und nicht so „klassisch“, das ich es lernte und seitdem jedes Jahr zu Weihnachten aufsage.

– In der Weihnachtszeit –
Glitzernd, auf glasklarem Eise
spiegelt Mondschein kühl sein Licht.
Flocken fallen, sanft und leise,
auf ganz wundersame Weise,
in des Winters Angesicht.
Durch die Stille tönt ein Klingen,
lieblich, in der kalten Nacht.
Engel heben an zu singen,
Lieder, die das Herz durchdringen,
und der Mond hält schweigend Wacht.
(Annette Andersen)

Letztes Jahr war ich erneut Weihnachten in der Psychiatrie. Und trotz der Umstände war es ein ruhiges, schönes Fest. Ohne den ganzen Stress.

Aufreger

Derzeit läuft es irgendwie schleppend.
Ich bin ziemlich sauer auf Locke, weil sie seit fast 3 Wochen das Schreiben für den Rehaantrag nicht macht. Das ist wirklich kein Staatsakt und ich wäre froh gewesen dieses Jahr noch den Antrag verschicken zu können. Zumindest hat sie mich gefragt was im Brief stehen soll – vor allem auf den Hinblick der Diagnose – und somit konnte ich verhindern, dass da die BPS auftaucht. Sie meinte dann etwas angesäuert, das sie ohne die emotionale Instabilität nicht erklären könnte, warum ich nicht das Studium/Ausbildung/Bufdi geschafft habe. Da frag ich mich: muss man dafür unbedingt BPS haben? Ein Angstkranker, Neurotiker, Depressiver und Psychotiker, Menschen mit Persönlichkeitsstörungen usw. haben doch sicher auch ab und an überwältigende Gefühle, mit denen sie nicht fertig werden, an denen sie scheitern – und gesunde Menschen auch! Ich kenne sogar einige „Gesunde“, die dennoch mehrere Ausbildungen angefangen haben und abbrachen, die zweifelten und arbeitslos waren. Also das finde ich wirklich übertrieben und sie versucht mich da in ein Raster zu pressen, das IHR allein die schlüssigste Erklärung gibt, aber für mich vollkommen unsinnig ist.


Zu Hause sein nervt. Arbeitslosigkeit ist scheiße.
Ich baue Tag für Tag ab und mir fällt es jeden Tag schwerer, irgendetwas zu unternehmen. Termine helfen, aber die hat man ja auch nicht jeden Tag.
Somit kann ich nur abwarten. Irgendwie die Zeit tot schlagen. (Das das nervt hab ich schon erwähnt, oder?)