Tipps für den Frauenarzt

@vladlanevlad auf unsplash

Dies geht an alle Frauen, weiblich gelesen Personen, Menschen mit Uterus und was es sonst noch so gibt: ich schreibe heute etwas, was für viele hilfreich sein könnte – ob junges Mädchen beim Erstbesuch oder Frauen, die es mit der Vorsorge nicht so einfach haben, ob aus Trigger / Traumagründen oder anderen Schwierigkeiten.

Ich bin erst seit diesem Jahr wieder in gynäkologischer Behandlung bei einer Ärztin, die meine Freundin A-M. mir empfohlen hat. Und deswegen sammle ich hier und heute ein paar Tipps an alle, die zur Untersuchung bei ihrem Frauenarzt gehen.

  • Sprich offen über deine Gefühle und sei ehrlich zu deine/m Gynäkolog:in
  • Nimm einen Freund:in oder deinen Partner:in mit
  • Zieh ein langes Shirt / Top an, dass ein bisschen länger geschnitten ist – ich find das angenehmer, da man sich nicht ganz so nackt fühlt wenn man auf dem Untersuchungsstuhl sitzt
  • Packe Hygienetücher ein – es gibt in Drogerien extra Reinigungstücher, die nicht so aggressiv für die Vulva sind. Ich finde es für mich selbst angenehmer, wenn ich mich vor dem Stuhl noch mal kurz abwische und man fühlt sich etwas „frischer“
  • Lass dich ausführlich beraten, wenn es um das Thema Verhütung geht. Einige Verhütungsmethoden (insbesondere die „Pille“) können psychische Erkrankungen wie Depressionen triggern oder erneut hervorrufen
  • Lass dir die Untersuchung erklären. Gerade beim ersten Mal beim Gyn weiß man noch nicht so recht, was da eigentlich gemacht wird. Bitte deinen Gyn, dir die Untersuchung zu erklären
  • Auch wenn es schwer ist: versuch dich zu entspannen! Gerade beim Einführen der Specula kann es durch zu hohe Anspannung etwas zwicken oder auch weh tun und unangenehm werden.
  • Rede offen über deine Sexualität: ob hetero, homo, pan, asexuell…Frauenärzt:innen kennen sich in der Regel gut damit aus und du kannst offen darüber sein!
  • Notiere vor deinem Termin, wann du das erste Mal deine Periode hattest und wie dein Zyklus aktuell ist. Hast du deine Periode regelmäßig, ist sie ungenau oder sogar ausgefallen? All das sind wichtige Punkte für den Frauenarzt!

Ich weiß, es gibt definitiv schönere Dinge, als zum Gynäkologen zu gehen! Ich habe zum Glück eine Frauenärztin gefunden, die super nett und einfühlsam ist und wenn man sich gut aufgehoben fühlt, macht es die Untersuchung auch viel angenehmer!

Für deinen nächsten Termin beim Frauenarzt bist du mit dieser Checkliste zumindest gut aufgehoben!

Die Wahrheit über Skills

Wer kennt es nicht:
man hat Suchtdruck. Möchte sich selbst verletzen und/oder schneiden – Medikamente einnehmen – Drogen nehmen – sich schaden – ungeschützten Sex haben – schreien…

Dann heißt es seitens der Verhaltenstherapie: Haben Sie es schon mal mit Skills probiert?

Es gibt im Internet unzählige Listen mit Skills. Wie man sich ablenkt. Wie man mit der unaushaltbaren inneren Anspannung umgeht. Wie man versucht, dass destruktive Verhalten nicht auszuführen.

Und dann hört man seitens der Patient:innen immer wieder: Skills helfen mir nicht!

Deswegen kommt hier und heute: die Wahrheit über Skills. Skills funktionieren. Punkt.

Aber wie? Und warum muss ich eine Chili-Schote essen um mich nicht zu schneiden?

Aber was sind Skills?

Skills sind Verhaltensweisen, die in Situationen mit Anspannung helfen. Dabei ist charakteristisch, dass sie keinen Schaden verursachen. Es sind also Alternativen zu destruktivem Verhalten, wobei sie kurzfristig helfen die Anspannung zu regulieren ohne Verletzungen und Ähnliches zu resultieren.

Skills sind vor allem bekannt als Komponente der DBT (Dialektisch-behaviorale Therapie) und wird vorrangig bei der Therapie von emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung (unter anderem beim Typ Borderline) angewendet. Aber auch andere Patienten mit Problemen in der Emotionsregulation können Skills helfen. So auch bei mir: ich habe zwar keine Borderline-Diagnose, leide aber unter wiederkehrenden Anspannungen und daraus folgenden Selbstverletzungen.

Skills können bei unterschiedlichen Erkrankungen, bei jedem Menschen und in verschiedenen Problemlagen helfen, um mit Druck und Anspannung umzugehen.

Skills helfen in unterschiedlichen Zugangskanälen. Zu den vier Zugangskanälen habe ich exemplarisch jeweils fünf Skills aufgeschrieben, die ich selbst sehr gerne nutze und die mir schon oft geholfen haben.

  • Sinnesbezogene/sensorische Skills
    • Gummiband am Handgelenk schnippsen
    • Chili-Schoten oder scharfe bzw. saure Bonbons essen
    • Coolpacks nutzen
    • Finalgon-Creme auftragen
    • einen entspannten Film anschauen
  • Gedankenbezogene/kognitive Skills
    • Rechenaufgaben lösen
    • Kreuzworträtsel oder Sudokus lösen
    • Chatten/WhatsApp-Nachrichten schreiben
    • einen Brief an sein zukünftiges Ich schreiben
    • Meditieren
  • Handlungsbezogene/behaviorale Skills
    • Pro und Kontra-Liste zum selbst schädigenden Verhalten schreiben
    • Puzzlespiel machen
    • Sportübungen machen oder Treppensteigen
    • etwas Leckeres essen oder backen
    • einen Freund oder Familienmitglied anrufen
  • Körperbezogene/physiologische Skills
    • auf Zehenspitzen laufen
    • Laufen oder Joggen
    • Balancier-Übungen machen
    • Seilspringen
    • zum Lieblingslied Tanzen

Und nun zum Thema:
Mir helfen keine Skills!

Skills muss man üben. Man kann nicht erwarten, dass Skills helfen, wenn man sich nie damit beschäftigt hat. In Phasen, in denen die Anspannung gering ist, sollten die Skills getestet werden. Mir hat es geholfen, sich jeden Tag mit einem Skill zu beschäftigen. Ich habe also einen Skill ausgesucht, ihn angewendet und beobachtet, inwiefern er mir helfen kann – das kann man auch in seinem Tagebuch aufschreiben und seine Erfahrungen festhalten. Zum Testen reichen am Tag auch fünf Minuten. Aber es sollte wirklich so sein, dass man weiß, wie man seinen bevorzugten Skill anwendet und ob er tatsächlich hilfreich ist. Denn jeder Mensch ist individuell. Ich beispielsweise reagiere sehr sensibel auf scharfe Bonbons oder Chilis – ich vertrage scharfes Essen einfach nicht gut. Andere hingegen reizt scharfes Essen gar nicht. Auch sollte man regelmäßig beobachten, ob man seine erlernten Skills auch noch hilfreich findet – man entwickelt sich ja weiter und was einem vor einem Jahr geholfen hat, kann nach einiger Zeit auch weniger helfen. Deswegen hilft es, sich immer wieder damit zu beschäftigen.

Außerdem sollte man Skills immer griffbereit haben. Ich habe im Wohnzimmer einen Couchtisch mit einer kleinen Stoffkiste, in der sich alle Skills befinden. Da ich mich die meiste Zeit im Wohnzimmer aufhalte, sind die Sachen nur einen Handgriff entfernt. Auch in meinem Lieblingsrucksack habe ich ein kleines Säckchen mit kleinen, unauffälligen Skills. Wenn ich unterwegs bin und merke, dass die Anspannung steigt, habe ich somit etwas griffbereit. Zum Thema Skills für jede Situation habe ich bereits einen Beitrag geschrieben: https://www.weltkehrt.de/2022/12/29/skills-fuer-jede-situation/

Und ja – Skills werden nicht denselben Effekt haben wie Drogen, Selbstverletzung oder andere schädliche Verhaltensweisen.

Du hast immer die Wahl. Aber zu lernen, auf eine gesunde Art und Weise mit Anspannung und Druck umzugehen wird dein Leben langfristig verbessern. Vertrau mir – been there, done that.

Ich habe über mehrere Jahre gelernt, welche Skills mir helfen – und welche nicht. Dabei habe ich mir einen kleinen Fundus aufgebaut und Skills gekauft, die mir auch optisch gut gefallen, zum Beispiel, weil sie meine Lieblingsfarbe besitzen. Auch habe ich für verschiedene Anwendungszwecke und für verschiedene Arten der Anspannung eine Auswahl, die ich im Fall der Fälle ausprobieren kann.

Mein Fazit lautet:
Skills sind hilfreich – aber müssen überdacht und geübt werden. Finde für dich selbst heraus, was dir am meisten in Problemlagen hilft und wie du deine Emotionen regulieren kannst. Halte deine Skills aktuell und versuche sie, griffbereit zu halten und beispielsweise in deinem Rucksack mitzunehmen.

Und auch wenn es mal nicht klappt und du dich trotz skillen selbstverletzt, Drogen nimmst etc.: du hast es probiert und darauf solltest du stolz sein!

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Skills für jede Situation

Skills. Wer kennt sie nicht? Zur Erklärung: Skills bedeutet im Englischen nichts weiter als „Fertigkeit“. In der Psychologie beschreibt man Dinge als Skill, die bei Anspannungen eingesetzt werden, um damit umzugehen und kein destruktives Verhalten zu nutzen (beispielsweise Selbstverletzung).

Obwohl Skills vorrangig bei der DBT (dialektisch-behaviorale Therapie) eingesetzt wird, ebenso in den meisten Fällen bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, kann jeder Mensch davon profitieren – nicht nur bei anderen psychischen Erkrankungen, sondern auch bei Anspannungen, die jeder mal erlebt.

Als ich zum ersten Weihnachtsfeiertag zu meinen Eltern gefahren bin, hatte ich eine erhöhte Anspannung. Das Problem? Ich hatte meine Skills nicht dabei. Und da merkte ich: es sollte Skills geben, die man so gut wie immer dabei hat. Das war meine Idee hinter diesem Blogbeitrag.

Es geht hier um Skills, die man immer oder häufig dabei hat, oder die keine Vorbereitung benötigen oder die sehr unauffällig sind.

Ich trenne diesen Blogbeitrag in verschiedene Kategorien aus, die man bei Skills auch „Zugangskanäle“ nennt. In der Anspannung kann es nämlich vorkommen, das verschiedene Skills nicht wirken, weil der Zugangskanal nicht funktioniert.

Aktivitäten
– Atemübungen
– Socken ausziehen und bewusst Barfuß laufen
– eine E-Mail an sich selbst schreiben und in den Entwürfen für späteres Lesen speichern
– in einer App spielen, z.B. Slither.io oder Little Alchemy
– kaltes Wasser über die Hände laufen lassen, oder das Gesicht kalt abwaschen
– einen Tee oder Kaffee kochen
– eine Kerze anzünden und die Flamme beobachten
– Treppen rauf und runter laufen

Gedanken
– in Gedanken dein Lieblingslied singen oder den Text aufsagen
– einfache Matheaufgaben ausrechnen (z.B. das Kleine Einmaleins)
– Beiseite schieben und Zeit überbrücken
– in 7er Schritten von 100 runterzählen
– meditieren, die Augen schließen, summen

Körperempfindungen (oder auch Schmerzersatzskills)
– ein Taschentuch fest mit den Händen drücken oder in kleine Schnipsel zerreißen
– mit Stein im Schuh laufen
– etwas Saures oder Scharfes essen
– im Winter: Schnee in die Hände nehmen und schmelzen lassen
– laute Musik hören
– Muskeln abwechselnd an- und entspannen
– jemand bitten, dich fest zu umarmen
– Schmerzpunkte fest drücken: Muskelansatz am Schlüsselbein, Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger

Sätze, die du Schizophrenen sagen darfst

Dieser Artikel ist inspiriert von der lieben Nora Fieling – mit dem Beitrag: Sätze, die du Depressiven sagen darfst. Heute das Pendant zur Schizophrenie.

Auch habe ich bereits einen Aritkel geschrieben, der das genaue Gegenteil ist: Dinge die man Schizophrenen nicht sagen sollte.

  • Ich glaube dir.
    • …dass du Dinge hörst
    • …dass du denkst, alle sind gegen dich
  • Du hast Recht
  • Ich verstehe deine Sorgen, dein Misstrauen
    • …sie sind für dich real, das ist okay
  • Du bist gut so, wie du bist
  • Dir geht es gerade nicht gut, aber das ist in Ordnung
  • Ich helfe dir
    • …beim Einkauf
    • …bei Arztbesuchen
  • Ich bin an deiner Seite
  • Schizophrenie lässt sich behandeln. Ich unterstütze dich dabei.
  • Deine Gefühle sind mir wichtig.
  • Ich begleite dich auf deinem Weg!
  • Ich kann verstehen, dass deine Medikamente Nebenwirkungen haben.
  • Ich weiß, du kannst nichts dafür…
    • …dass du keine Ordnung halten kannst
    • …dass du manchmal patzig bist
    • …dass dir alles schwer fällt
  • Ich mag deine Offenheit, deine Aufmerksamkeit und deine klugen Gedanken
  • Ich bin froh, dich zu haben.
  • Deine Gedanken und Gefühle sind mir wichtig
  • Auch wenn ich deine Befürchtungen nicht nachvollziehen kann, nehme ich dich ernst
  • Darf ich bei dir sein? Darf ich dich umarmen?
  • von Viola: Was könnten wir gemeinsam tun (in diesem Augenblick), um dich von deinen Ängsten abzulenken?
  • von Viola: Was würde Dir jetzt gut tun, in diesem Moment, in dem du dich so fürchtest?

Wer noch weitere, schöne Sätze kennt, schreibt es in die Kommentare!

Hilfen für Angehörige

 
Auf Wunsch einer Leserin folgt heute ein Beitrag, wie man als Angehöriger (dabei ist es egal welche Rolle – Partner, Eltern,  Geschwister) mit einem Erkrankten umgehen sollte. Wieder einmal der Disclaimer, das ich kein Profi bin und alle Ratschläge aufgrund eigener Erfahrung folgen.
Anmerkung: ich spreche von dem Erkrankten. Natürlich spreche ich auch weibliche, trans- und intersexuelle Erkrankte an.

  • Informiere dich

Weißt du, was Schizophrenie ist? Kennst du die wichtigsten Symptome? Wenn nicht, dann lese im Internet oder Büchern, auch auf diesem Blog. Um den Erkrankten zu verstehen, muss man wissen, was in ihm vorgeht. Halluzinationen und Wahn sind nicht die einzigen Krankheitssymptome. Auch Ich-Störungen, kognitive Störungen und Negativ-Symptome gehören dazu. Je mehr du weißt, desto besser kannst du deinen Angehörigen verstehen.

 

  • Du hast keine Schuld

Eine schizophrene Psychose ist nicht deine Schuld. Das betrifft gerade Eltern von Erkrankten. „Erziehungsfehler“ sind kein Grund dafür, dass später eine Psychose auftritt. Viele Dinge führen dazu, dass die Neigung zu Psychosen erhöht ist. Die Genetik, Stress und Drogen können Schizophrenien hervorrufen. Menschen mit erhöhter Vulnarabilität bekommen schneller eine Psychose als Andere. Suche nicht bei dir nach Fehlern.

  • Sei eine seelische Unterstützung

Halt seine Hand. Rede mit ihm in ruhiger Umgebung. Hilf dem Betroffenen zu entspannen, etwas für sich selbst zu tun und  nicht aufzugeben. Sei für den Angehörigen da!

  • Kümmere dich um das Wohlbefinden

In der Psychose ist es sehr schwierig, seinen geregelten Tagesablauf beizubehalten. Wenn der Erkrankte zu Hause ist (nicht in der Klinik) dann hilf ihm. Gehe mit ihm einkaufen, motiviere ihn zu duschen, Zähne zu putzen und seinen Haushalt aufrecht zu halten. Es ist erstmal wichtig, dass er die Phase gut übersteht. Streite nicht, wenn er es nicht schafft selbst ordentlich zu sein. Sei einfach für ihn da.

  • Kein Streit um Wahninhalte

Es ist schwer nachzuvollziehen was im Kopf eines Schizophrenen vor sich geht. Diskutiere nicht über die Wahninhalte. Versuche nicht ihn mit Diskussionen zu überzeugen. Für den Erkrankten sind diese Gedanken real! Er kann nicht verstehen das es nicht wahr ist. Am besten meidest du Gespräche über diese Inhalte, da sie den Wahn noch verschlimmern können.

  • Rede ruhig, sei vertrauensvoll, spreche kurz und prägnant

Durch die Denkprobleme kann man in der Psychose oft schwierigen, verketteten Sätzen und langen Gesprächen nicht gut folgen. Deswegen solltest du als Angehöriger kurze, prägnante Sätze sprechen und eher langsam reden. Auch solltest du wichtige Dinge mehrmals wiederholen.

  • Such dir selbst Hilfe

Suche dir eine Angehörigengruppe – ob im Netz oder in deiner Stadt – und tausche dich aus. Du musst auch auf dich und deine eigene psychische Gesundheit achten!

  • J. Berg-Peer: “ Überlegen Sie, welche Ihrer Verhaltensweisen weder für Sie selbst noch für den Erkrankten gut sind. „

„Ich war z.B. zu ängstlich, hatte zu viel Angst vor verbaler Aggression. Andere können Unordnung nicht ertragen. Andere wollen die Erkrankten kontrollieren. Das alles ist auch für gesunde Kinder nicht gut. Wir können uns ändern und auch unsere Einstellung zur Krankheit ändern: Schizophrenie ist keine Katastrophe und eine Psychose muss kein Drama sein.“

…wird noch erweitert

[HILFE] Stimmen hören

 
Wer Stimmen hört, nimmt etwas wahr, was nur er selbst hört. Dabei ist dieses Phänomen gar nicht so selten, wie man vielleicht denkt: 6-10 % der Menschen hören irgendwann in ihrem Leben einmal Stimmen. Die meisten nur einmal oder sehr selten. Manche Betroffene werden jedoch jeden Tag von den Stimmen begleitet.
Hier möchte ich Möglichkeiten sammeln, wie man lernen kann mit den Stimmen umzugehen. Mal wieder sind das meine Erfahrungen und wirken nicht bei jedem gleich gut. Aber vielleicht kann der ein oder andere davon profitieren.

  • Stimmenhörer sind nicht automatisch krank. Zwar werden fast 80% der Stimmenhörenden mit der Diagnose Schizophrenie konfrontiert, aber reines Stimmen hören allein ist kein Zeichen einer paranoiden Psychose!
  • Ignorieren hilft oft nicht. Die Stimmen „weg zu ignorieren“ hilft in den seltensten Fällen. Oft sind die Stimmen beleidigt und werden noch lauter und aufdringlicher, als wenn man ihnen einen Raum gibt.
  • Schaffe dir eine Zeit, in der du dich deinen Stimmen widmest. Versuche einmal am Tag deinen Stimmen Zeit zu geben mit dir zu reden. Das kann früh beim Morgenkaffee sein oder kurz vorm Schlafen gehen. Die Stimmen werden versuchen auch außerhalb der Zeiten zu dir zu reden. Sage ihnen bestimmt, dass sie sich an eure „Sprechzeiten“ halten sollen. In diesem Fall gibt: Übung macht den Stimmen-Meister!
  • Höre Musik, mach Musik, lenk dich ab! Wenn ich mich beschäftige mit Musik oder mich anderweitig ablenke, sind die Stimmen oft ruhiger oder lassen mich ganz in Ruhe. Allerdings aufpassen: das kann die Stimmen auch reizen und sie werden lauter. Hier gilt es auszuprobieren.
  • Kein Alkohol und keine Drogen!! Ich kann es nicht oft genug sagen: Alkohol und Drogen sind für Menschen mit Halluzinationen und/oder Psychosen fatal!
  • Schafft euch einen Diplomaten.
    Ich zitiere untertauchen:

    Der Diplomat vermittelt zwischen den Stimmen und mir. Nur er spricht mit mir, die Stimmen müssen sich also an ihn wenden. Er teilt mir mit, was die Stimmen sagen und hilft mir dabei, eine Antwort zu formulieren. Ich muss dann nicht selbst mit den Stimmen reden, sondern er übernimmt die Rolle des Diplomaten. Ich finde diese Lösung echt gut, weil sie mir die Möglichkeit gibt, eine Antwort zu überlegen ,ohne dass mich die Stimmen überfordern. Ich muss mich auch nicht direkt mit den Stimmen unterhalten und fühle mich dadurch besser geschützt.

  • Nimm anti-psychotische Medikamente. Gehe zu einem Psychiater und lass dir Neuroleptika (Anti-Psychotika) verschreiben. Kläre auch ab, ob ein Notfallmedikament helfen kann, wenn die Stimmen zu laut werden.
  • Beziehe Vertrauensperson ein. Deinen Arzt, Therapeut, die beste Freundin einbeziehen: erkläre ihnen, was du hörst und frage nach, ob das stimmt was die Stimmen dir erzählen. Lass dich beruhigen, höre aufmunternden Worten zu und frage nach Hilfe, wenn du sie brauchst.

Stand: April 2018
Weitere Informationen von meiner Blog-Kollegin untertauchenUmgang mit dem Lärm im Kopf

[HILFE] Das kleine Psychose-Handbuch

Hier werde ich nach und nach Informationen für Psychose-Erkrankte sammeln. Das werden hauptsächlich meine eigenen Erfahrungen sein und deswegen funktionieren sie auch nicht für jeden! Diese Hinweise sind aber denke ich für viele eine kleine Unterstützung.

  • Keine Horror, Thriller oder Krimi-Filme anschauen. Ich mag solche Filme auch sehr gerne, aber nicht während ich psychotisch bin. Dann können Elemente des Filmes (Feinde, Gegner, paranormales) schnell mit in den eigenen Wahn übergehen oder man steigert sich rein.
  • Bei Stimmen hören und akustischen Halluzinationen: die Ohren ablenken. Selbst Musik machen (Gitarre, Trommeln, es reicht auch eine Mundharmonika…) oder laut Musik hören. Überdeckt manchmal die Stimmen, aber sie können auch lauter dadurch werden – hier heißt es ausprobieren
  • Rückfragen an Angehörige. Ihr bemerkt etwas, denkt etwas, riecht, seht oder schmeckt etwas seltsames? Lasst eure Angehörigen wissen, was los ist, und fragt nach. Kann helfen die Halluzinationen einzuordnen und Wahngedanken abbauen bzw. gar nicht erst entstehen lassen.
  • Vermeide Stress. Am besten Termine reduzieren, Stress vermeiden (Auto fahren, Prüfungen, Familienfeiern….). Dafür schöne und entspannte Dinge tun. Wenn nötig, AU-Schein vom Facharzt holen, Medikamente erhöhen und abwarten, bis es euch wieder besser geht.
  • Lass dir von Angehörigen helfen – Wohnung sauber machen, Einkäufe erledigen, Termine erledigen etc
  • Suche dir Vertrauenspersonen. Das kann dein Therapeut, Arzt sein oder Professionelle in Kontakt- und Beratungsstellen. Oder Angehörige, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen.
  • Sorge dich um dein Wohlbefinden. Esse und trinke regelmäßig, kümmere dich um deine Hygiene, nimm deine Medikamente und gehe regelmäßig zu deinem Arzt/Therapeuten.
  • Passe ggf. die Dosis deiner Medikamente an – aber nur mit ärztlicher Absprache!
  • Beruhige dich mithilfe von Entspannungstechniken und Yoga.
  • Versuche aktiv zu bleiben, dich aber nicht zu stressen. Spazierengehen an der frischen Luft ist schon vollkommen ausreichend!
  • Belohne dich für geschaffte Aufgaben. Das motiviert dich und hellt deine Stimmung auf.
  • Bleib in deiner gewohnten Umgebung.
  • Frage, ob ein kurzzeitiger Aufenthalt in der Klinik möglich ist („Krisenintervention“) bis die Psychose abgeklungen ist.
  • Achte auf deine Frühwarnsymptome und spreche mit deinem Arzt ab, wie zu handeln ist.
  • Achte auf ausreichenden Schlaf. Spreche mit deinem Arzt ab, ob dir schlaffördernde Medikamente helfen können. In der Apotheke und Drogerie gibt es auch Baldrian Tabletten, die den Schlaf unterstützen können. (Sie sind im Vergleich zu verschreibungspflichtigen Tabletten aber vergleichsweise schwach)
  • Lass dich nicht „triggern“! Vermeide Streits, Diskussionen und ähnliches. Dein Ziel ist es, nicht zu sehr in den Wahn abzudriften. Auch bestimmte Menschen können triggern, zum Beispiel Nachbarn, Polizisten, Ärzte…versuche das zu vermeiden, damit du nicht kränker wirst.
  • Gib deiner Psychose eine Form und werde kreativ. Viele Psychose-Erkrankte zeichnen, malen oder schreiben, um mit ihren Gefühlen zurecht zu kommen.
  • Tu was dir gut tut! Hierbei ist alles erlaubt, was dir hilft „auf dem Boden“ zu bleiben.
  • Versuche nicht zu grübeln, so steigert man sich leicht in den Wahn rein.
  • Schaffe eine reizarme Umgebung wenn du unter Empfindlichkeit leidest.
  • Konsumieren keinen Alkohol und keine Drogen (besonders Cannabis, Halluzinogene usw).
  • Lenke dich ab. Schau einen entspannten Film, versuche zu lesen, zu malen, etwas handwerkliches etc.
  • Versuche, nicht die ganze Zeit allein zu sein. Frag Angehörige und Freunde, ob sie dir helfen.
  • Bringe dich nicht in gefährliche Situationen und fahre kein Auto.
  • Erstelle dir einen „Safe Place“. Das kann dein Sofa/Bett sein. Ein Rückzugsort, wenn du Angst hast und dich Hallus quälen. Gestalte es so, wie es dir gefällt, mit Kissen, Decken und wenn du magst Kuscheltieren (das mache ich zB sehr gerne)

[INFO] Selbstschutz für Psychoseerkrankte

Beim Stöbern im Internet bin ich über einen Artikel namens Selbstschutzmaßnahmen für Betroffene gestoßen. Meiner Meinung nach ein Punkt, der bei vielen Betroffenen, die ich in der Klinik kennen gelernt habe, zu kurz kommt.
Gewohnte Umgebung
Wenn man psychotisch wird, ist es besser, dass man in seiner vertrauten Umgebung bleibt, bestenfalls mit Menschen (Verwandte, Freunde), die nicht zu viel von einem verlangen.
Eigene Maßstäbe
Man sollte auf seinen eigenen Körper hören. Wenn man nach seinen eigenen Maßstäben agiert, bleibt man meiner Meinung nach eher gesund. Neigt man zu Depressionen, sollte man sich beispielsweise für jede Tätigkeit loben.
Neutrale Person
Eine neutrale (therapeutische) Person, auf die man sich stützen und vertrauen kann, ist wichtig und hilft einem, den Bezug zur Realität nicht ganz zu verlieren.
Zeit für die Medikamentenabsprache
Man sollte immer in Absprache mit seinem Arzt bleiben, wenn man Medikamente nimmt. Es dauert oft lange und man benötigt mehrere Anläufe, bis das richtige Mittel gefunden wird. Alle Nebenwirkungen, Sorgen und Probleme sollten mit dem Psychiater abgesprochen werden, da sonst oft das Vertrauensverhältnis darunter leidet.
Antworten im Dialog suchen
Psychoedukation ist ein Mittel zur Wahl, um Betroffene über ihre Krankheit aufzuklären. Im Dialog- oder Trialoggruppen hingegen wird man jedoch eher richtige oder hilfreiche Antworten auf seine Fragen entdecken. Ich gehe beispielsweise zur Trialoggruppe „Stimmen hören“ der GESOP Dresden. Ich war zwar erst einmal dabei, jedoch hat mir das sehr viel weiter geholfen.
Persönliche Frühsignale beachten
Es ist wichtig, auf seine persönlichen Frühsignale zu achten, allerdings sollte man es dabei nicht übertreiben und ständig auf Alarmbereitschaft sein. Denn das kann das eigene Leben ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen.
Grundbedürfnisse beachten
Achte auf deine Grundbedürfnisse: auf gesundes Essen und Trinken, auf regelmäßigen Schlaf, auf frische Luft. Versuche einen Aktivitätsgrad zu finden, der für dich richtig ist, nicht zu viel und nicht zu wenig. Abwechslung, aber nicht Verwirrung; Beständigkeit, aber nicht Monotonie. Was für jeden ungesund ist (z.B. Schichtarbeit), ist für Betroffene besonders belastend.
Zuverlässige Kontakte halten
Bei Kontakten und Beziehungen sollte man auf seine ganz persönlichen Maßstäbe und Bedürfnisse achten: Wenige gute Freunde sind besser als viele schlechte. Manchmal kann auch Rückzug schützen; aber ein wenig Austausch braucht wohl jeder. Auch entferntere, aber zuverlässige Kontakte können einen halten.
Seien Sie sich selbst ein Freund
Du bist ein Mensch mit Bedürfnissen wie jeder andere. Dein Leben wird Krisen bringen, die nicht zu vermeiden sind. Machen Sie sich zum Maßstab, nicht die Psychose.
Quellen
1) „Es ist normal, verschieden zu sein!“ (Blaue Broschüre). Verständnis und Behandlung von Psychosen erstellt im Dialog von Psychose-Erfahrenen, Angehörigen und Therapeuten/Wissenschaftlern in der AG der Psychoseseminare (Hrsg.). Download der gesamten Broschüre unter externer Linkwww.irremenschlich.de > Download > Mediathek > Druck.
2) http://www.betanet.de/betanet/soziales_recht/Psychosen—Selbstschutz-fuer-Betroffene-1331.html