Wer bin ich?

Ich stecke gerade in einer mittelschweren Sinnkrise.

Wer bin ich? Was macht mich aus? Was kann ich gut, was weniger gut? Wie sehe ich die Welt und wie sehen mich die Anderen?

Da ist einerseits mein Körperbild und mein Kleidungsstil. Ich mag da unheimlich viele Styles und Moden! Einerseits wäre ich gerne elegant und feminin, dazu passen weder meine Dreadlocks, Piercings und Tattoos. Andererseits finde ich auch Gothic, Punk und Metal-Mode schön und würde gerne so aussehen. Dann habe ich seit Jahren den Wunsch, japanische Fashion aktiver zu tragen, wie Lolita und Mori kei. Aber das ist nicht so alltagstauglich und die Kleidungsstücke zu teuer. Und wenn ich dann Kleidung gefunden habe, die ich mag, gefalle ich mich in ihr nicht, fühle mich noch dicker als ich eh schon bin und irgendwie hässlich.

Dann noch das Thema: Was kann ich gut?

Ich habe das Gefühl, ich kann alles ein bisschen, aber nichts „richtig gut“. Ich kann etwas Zeichnen – aber nicht gut. Ich kann etwas Klavier und Gitarre spielen, etwas HTML & CSS, etwas basteln und nähen, aber nie so, dass ich richtig gut kann – und niemand sagt, „Anna kann XY ganz besonders gut!“ Ich bin für nichts „bekannt“, ich kratze an der Oberfläche und hab alle drei Monate ein neues Hobby, eine neue Passion.

Und dann diese unbeschreibliche Sehnsucht, die mein Herz, die mich zerreißt. Ich sehne mich so nach Idylle, nach schönen Momenten, nach dem kleinen Zauber, den ich von anderen kenne – oder von Social Media. Ich hänge so lange in den Sozialen Medien, insbesondere Instagram und TikTok und sehe diese ästhetischen Bilder von anderen. Da ist jeder Morgen mit einer Tasse Kaffee in der Hand schön, das Essen wird angerichtet und fotografiert. Und mein Alltag ist geprägt vom stetigen Kampf, den man mit einer Behinderung nun eben hat…

Ich möchte so vieles sein und finde nicht zu mir selbst. Ich bin unruhig, getrieben. Und weiß einfach nicht, was ich tun soll.

Wer bin ich? Was kann ich? Was soll das alles?

2 Antworten auf „Wer bin ich?“

  1. Hey,

    ich kann in vielen Punkten sooo gut nachvollziehen, was du meinst.
    Jahrelang habe ich mich falsch gefühlt, weil ich nicht dieses „eine“ Hobby oder Talent habe, was mich auszeichnet, sondern drölfzighundert verschiedene Interessen. Von allem etwas, phasenweise mal mehr und mal weniger, aber nichts wirklich richtig gut. Zumindest war das meine Wahrnehmung. Ich habe immer die Menschen beneidet, die ihre „eine Passion“ gefunden haben oder die zumindest nie Probleme hatten, sich selber zu beschreiben – bei meiner Freundin beispielsweise ist es sonnenklar, dass ihre Leidenschaften die Pferde, das Singen und das Zaubern in der Küche sind. Bei mir selber ist das so ein „Chaos“ aus ganz unterschiedlichen Hobbys, und auch beruflich habe ich viel ausprobiert (und finde so ziemlich alles spannend).
    Es hat lang gedauert, bis ich auf den Begriff Scannerpersönlichkeit bzw. Multipassionate gestoßen bin und mir klar wurde, dass ich einfach anders gestrickt bin. Dass es nicht an meiner Unfähigkeit liegt, dieses „eine Ding“ noch nicht gefunden zu haben. Sondern dass es mich eben ausmacht, dass ich so viele Interessen habe und dass ich nur dann glücklich bin, wenn ich davon auch möglichst viele auslebe und mich nicht einschränke.

    Und tatsächlich sind Selbst- und Fremdwahrnehmung ja immer ein riesiges Thema. Ich denke auch oft, dass ich nichts wirklich gut kann. Aber hey – was definiert „gut“? Es gibt logischerweise immer irgendjemanden, der etwas noch besser kann. Aber darum geht es eigentlich ja gar nicht – gut genug kann ich etwas, wenn ich meine eigenen Ziele damit erreiche. Und damit erlischt dann oft auch mein Interesse, noch tiefer in die Materie eintauchen zu wollen – es gibt mir nichts mehr und ich stürze mich lieber auf ein neues Thema.

    Vielleicht hilft dir diese Perspektive ein wenig weiter. <3

    Und zu Social Media – na klar, das sieht immer hübsch aus. Und unser Hirn spinnt zu so einem adretten Kaffeetassenfoto die Geschichte einer glücklichen Person, die ihr Leben im Griff hat. Aber ist das so? Du könntest genauso gut ein tolles, in Szene gesetztes Bild von so etwas machen. Das sagt null darüber aus, was in deinem Leben sonst so passiert. Und ich wette, auf den idyllischen Accounts gibt es hinter den Kulissen auch jede Menge Probleme. Ich kriege das Zitat leider nicht mehr ganz zusammen und weiß auch nicht mehr, wer das gesagt hat… die Quintessenz war: von seinem eigenen Mist bekommt man ja immer 100% mit. Von dem Mist der anderen sieht man aber nur 50%. Daher schließt man automatisch, dass die anderen nur halb so viel Mist hätten und mit einem selber irgendetwas nicht stimmen kann – was letztlich ein simpler Rechenfehler ist.

    Liebe Grüße
    Anne

  2. Hey Anna,

    Mach dich frei vom Gedanke, dass andere es idyllischer und perfekter haben. Ich glaube weit über 90% des Social Media content ist so furchtbar verzerrt und zeigt nur einen winzigen Teil der Realität. Die Plattformen wollen , das wir uns mangelhaft und unsicher fühlen. Das Gefühl stellt sich aber trotz des Wissens darum ein … deshalb mehr digital detox wagen.
    Liebste Grüße

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