Der August neigt sich dem Ende zu und damit auch die Laufzeit meines Praktikums. Unglaublich! Ich bin selbst sehr erstaunt, dass ich die Arbeit im Praktikum so gut schaffe und das es mir trotz der Belastung gut geht.
Mein Arbeitsalltag fühlt sich nicht gezwungen oder belastend an, ich habe nette, wertschätzende und zugewandte Mitarbeiter*innen, die mir bei Fragen helfen, aber mit denen man in der Pause auch mal quatschen kann.
Mir wird viel zugetraut und ich darf vieles übernehmen, auch in Bereichen, wo ich vor vielleicht zwei, drei Jahren gesagt hätte: „Das schaff ich nie!“ Und nun funktioniert dies vollkommen selbstverständlich. Ein Beispiel: das telefonieren. Ob die Angst und die Ablehnung vom Telefonieren psychischer Sache sind oder ob auch meine Schwerhörigkeit einen Teil dazu beigetragen hat, weiß ich nicht, aber es war immer etwas, wovor ich mich geweigert habe. Lieber fünfzehn E-Mails hin und her, als ein klärender Anruf! Und nun setze ich mich für Klient*innen ein, telefoniere mit Arbeitgebern, Schulen und anderen Stellen und man kann mir kaum mehr anmerken, wie sehr ich das früher gefürchtet habe.
Und nicht nur das Praktikum läuft gut, sondern mehrere Bereiche meines Lebens: ich fahre wieder ab und an mit dem Auto, mein Zimmer habe ich komplett aufgeräumt und sauber gemacht, ich bin für Freund*innen da, gehe mit Andre wohin, kläre Unterlagen für die Steuer.
Es läuft einfach. Und es fühlt sich nicht nach Krampf oder Kampf oder Anstrengung an, sondern einfach wie…leben.
Natürlich bin ich auch erschöpft abends, denn ich bin das Arbeiten (immerhin 20 Stunden) nicht gewohnt. Aber der Schlaf ist regulierend, ich kümmere mich besser um meinen Körper und mich als viele Jahre in und nach der Psychose. Hundertprozentig symptomfrei werde ich nie sein, aber es ist erträglich und in manchen Situationen vergesse ich fast, dass ich doch die Anna mit den Stimmen im Kopf bin.