Depression – Vorurteile und Wahrheit

Depression bedeutet traurig sein
FALSCH! Trauer ist einer Depression sehr ähnlich. Sie allerdings ist eine natürliche Reaktion auf Umstände, wie der Tod eines Angehörigen. Viele Depressive fühlen aber oft „gar nichts“, die sogenannte Gefühlslosigkeit. Trauer kommt oft in Wellen, aber sie verschwindet meist von alleine, wohingegen eine Depression ohne Behandlung eher schlimmer als besser wird. Aber eine Trauerreaktion kann sich auch zu einer Depression entwickeln, wenn Hinterbliebene den Tod oä. nicht verkraften.
Jede Depression hat einen Grund
FALSCH! Es gibt sog. Faktoren, die eine Depression begünstigen. Vererbung, psychosoziale Gründe, Auslöser wie Traumata und neurobiologische Aspekte können eine Depression auslösen. Aber anders als bei somatischen Erkrankungen gibt es nicht den Grund. Diese Faktoren ergänzen sich und führen dann zum Ausbruch der Erkrankung.
Jeder kann eine Depression bekommen
WAHR! Kein Mensch ist vor psychischen Erkrankungen gefeit. Auch eine Depression kann jeder bekommen. Eine schöne Kindheit, guter Verdienst und optimale Lebensverhältnisse schützen nicht davor. Jeden kann es treffen!
Depression ist reine Kopfsache
FALSCH! Auch wenn Grübelgedanken, Minderwertigkeitsgefühle und Pessimismus im Kopf  stattfinden, hat eine Depression auch körperliche Anzeichen. Dazu zählen: Schlafstörungen, Libidoverlust, Appetitlosigkeit, Verstopfung, unerklärliche Schmerzen und ein geschwächtes Immunsystem.
Depressionen sind eine Krankheit des 21. Jahrhunderts
FALSCH! Die Melancholie war schon Teil der „4 Säftelehre“, welche in der Antike und im Mittelalter Erklärung von Krankheiten war. Man sieht daher, dass Depressivität schon lange Teil der Medizin war.
Antidepressiva können bei der Heilung von Depressionen helfen
WAHR!
Depressionen äußern sich bei Männern oft anders
WAHR!

Dinge, die man Schizophrenen nicht sagen sollte

pixabay
Über Facebook habe ich schon mehrere Artikel gelesen, wie „Dinge, die man Depressiven/Magersüchtigen/Zwangskranken,… nicht sagen sollte“. Nun hier das Pendant für Menschen mit Schizophrenie.
„Ich hab auch manchmal das Gefühl, das jemand schlecht über mich redet.“

Ich denke jeder hat schon mal das Gefühl gehabt, alle schauen dich an, reden über dich. Das steht aber in keiner Relation mit der Paranoia bei Psychosen. Das man das Gefühl hat, können gesunde Menschen mit Argumenten entkräften oder im besten Fall einfach darüber stehen. Bei Schizophrenen ist dieses Gefühl so real, so bedrohlich, das der Erkrankte schwer darunter leidet. Auch kann man ihm nicht ausreden, was Tatsache ist: nämlich Einbildung.

„Hör auf zu spinnen.“

Wäre es so einfach…alle Gefühle, Gedanken und Erlebnisse sind für den Psychotiker real. Mit Argumenten und Gründen kommt man nicht weit, denn der Erkrankte weiß es besser: Eine Verschwörung, jemand verfolgt ihn, alles dreht sich um ihn! Unsensible Sprüche und Unverständnisse sind absolut unangebracht, denn es handelt sich um eine erkrankte Person, die nicht anders denken kann.

„Reiß dich zusammen!“

Dies spricht die Negativ-Symptome der Schizophrenie an. Unter Negativ-Symptomen versteht man Defizite im Denken, des Gemüts und des Antriebs. Das ähnelt den Symptomen einer Depression. Deswegen kann sich der Schizophrene lustlos, bedrückt und niedergeschlagen verhalten, und es ist schwierig, den Alltag zu bewerkstelligen. Sich „zusammen nehmen“ oder „den Hintern hochkriegen“ ist wie bei einer Depression also nicht so einfach.

„Hast du schon mal probiert …“

Dieser Punkt ähnelt den Dingen, die man Depressiven nicht sagen sollte. Es ist nicht einfach, eine Psychose zu behandeln und das sollte auch nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen. Spazieren gehen, Joggen, Lesen, Entspannung etc können sicher die (Negativ-) Symptome lindern, aber keine ausgewachsene Schizophrenie behandeln. Auch wenn es Angehörige, Freunde und Bekannte gut meinen: die meisten Dinge hat man als Betroffener bereits ausprobiert, weswegen die gut gemeinten Ratschläge oft negativ aufgefasst werden.

„Steigere dich nicht da rein.“

Wenn man einmal im Wahn steckt, ist es schwer wieder heraus zu kommen. Alles wird in das Wahnsystem transformiert, Ereignisse umgedeutet und die Gedanken drehen sich nur um die Psychose. Der Betroffene füttert die Erkrankung mit Ideen, Ängsten und Misstrauen. Es ist verdammt schwer, sich diesem Strudel zu entziehen. Deswegen sind solche Sprüche Öl im Feuer der Psychose.

„Das ist alles nur in deinem Kopf“

Fällt unter die Kategorie: nicht hilfreich. Ein gesunder Mensch weiß das die Wahnvorstellungen und Halluzinationen nur im Kopf des Erkrankten stattfinden. Aber das ist einem Schizophrenen in der Psychose nicht bewusst. Außerdem ist dieser Spruch invalidierend und hilft dem Erkrankten nicht weiter!

„Da bist du doch selbst dran Schuld!“

Ist man selbst Schuld an Multipler Sklerose? Krebs? Morbus Crohn?
Wer würde einem somatisch erkrankten Menschen sagen, er sei selbst Schuld an seiner Erkrankung? Richtig – niemand. Natürlich können manche Faktoren eine Erkrankung begünstigen (Lungenkrebs = rauchen, Übergewicht bei Diabetes etc) aber dennoch kommen immer viele Faktoren zusammen, damit eine Krankheit ausbricht. Drogen können Psychosen auslösen – aber ganz ohne Vulnarabilität und genetischer Disposition bekommt niemand eine Schizophrenie!

„Ich habe Angst vor dir/deiner Diagnose“

Es gibt Studien die beweisen, dass psychisch Kranke (inkl. Schizophrenen) nicht gewalttätiger sind als gesunde Menschen. Ja, akut Kranke können besorgniserregend wirken, können aggressiv und launisch sein. Dennoch sind sie in den seltensten Fälle tatsächlich „gefährlich“! Redet mit dem Erkrankten, nehmt ihm seine Angst. Mit weniger Angst wird auch die Stimmung und das Misstrauen besser.

„Mit dir will keiner was zu tun haben!“

Betroffene kennen es…man wird aufgrund seiner Erkrankung gemieden, es wird gelästert und Gerüchte werden verbreitet. Aber: es gibt immer jemanden, der für dich da ist und dich trotz Erkrankung schätzt! Hilfreich können auch Selbsthilfegruppen sein (ob virtuell auf Facebook oder real als Stammtisch in deiner Stadt). Wichtig ist, auf Menschen zu vertrauen die dich so lieben wie du bist!

„Sei doch mal normal…“

Dazu sag ich nur: wer will schon normal sein?

[Info] Schizophrenie – Vorurteile und Wahrheit

Über die Krankheit Schizophrenie gibt es viele Vorurteile. Die meisten Menschen stellen sich etwas komplett anderes vor, als das, was die Medizin ziemlich genau definiert. Deswegen habe ich ein paar Fakten für euch zusammengetragen, die Einblick in die „verrückte“ Welt der Schizophrenie bieten. Wer Ergänzungen hat, möge bitte einen Kommentar hinterlassen. Unter Namens/Spitznamen Nennung werde ich dies natürlich mit hinzufügen.
Schizophrene haben mehrere Persönlichkeiten
FALSCH! Schizophrenie bedeutet zwar so viel wie „gespaltener Geist“, hat aber nichts mit mehreren Persönlichkeiten zu tun. Es gibt jedoch eine psychische Erkrankung, in der Menschen verschiedene Anteile haben. Diese Krankheit heißt Dissoziative Identitätsstörung, veraltet Multiple Persönlichkeitsstörung. Mit Schizophrenie hat das nichts zu tun!
Schizophrenie ist sehr selten
FALSCH! Circa 1% der Bevölkerung leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einer schizophrenen Psychose. Damit ist die Krankheit relativ weit verbreitet.  1 von 10.000 Personen erkranken jedes Jahr neu. Man merkt sehr subjektiv, das es keine seltene Erkrankung ist, wenn man in die Psychiatrien schaut. Dort trifft man viele Menschen mit einer Psychose.
Alle Schizophrenen hören Stimmen
FALSCH! Zwar kommen Halluzinationen, wie das Stimmen hören, bei schizophrenen vor, aber es trifft nicht bei jedem zu. Auch ist man nicht automatisch schizophren, wenn man Stimmen hört. Die Stimmenhörer-Bewegung ist sogar der Meinung, dass Stimmen hören kein Symptom einer Erkrankung ist, sondern eine zusätzliche Wahrnehmung. In anderen Ländern, zum Beispiel in einigen Bereich in Afrika, wird Stimmen hören sogar als Segen angesehen, während in westlichen Ländern die Stimmen meist negativ sind. (Zum Thema Stimmen hören mache ich noch einen extra Artikel.)
Schizophrene sind nicht geistig behindert 
RICHTIG!  Eine geistige Behinderung ist ein andauernder Zustand von unterdurchschnittlicher Kognition und anderen Einschränkungen. In akuten Psychosen können Schizophrene zwar beeinträchtigt erscheinen, aber ihre kognitive Einschränkungen sind nur kurzweilig, nämlich während der Psychose.
ABER: schizophrene Patienten können seelisch behindert sein (und damit zB einen Schwerbehindertenausweis beantragen.)
Schizophrenie ist immer chronisch
FALSCH! Es gibt eine Drittel-Teilung: 1 Drittel der Schizophrenen leiden nur einmal an einer Psychose, die danach nie wieder vorkommt. 1 Drittel hat immer wiederkehrende (rezidivierende) Psychosen, aber die Psychose klingt während der Pausen wieder ab. Und das letzte Drittel ist tatsächlich chronisch krank. Also: 66% der Schizophrenen sind NICHT chronisch erkrankt.
Menschen mit Schizophrenie sind gewalttätig und gefährlich [1]
FALSCH! Während einer Psychose kann man eigenartig und befremdlich wirken, aber in der Regel sind Patienten mit Schizophrenie nicht gefährlich oder gewalttätig. Allerdings können sie unter Drogeneinfluss aggressiv werden – das gilt aber auch für alle, die ohne Erkrankung Drogen nehmen.
zum weiterlesen: http://www.navigator-medizin.de/schizophrenie/

Fahrtauglichkeit bei Schizophrenie

Dieses Jahr möchte ich das Projekt Führerschein in Angriff nehmen. In meiner prä-psychotischen Jugend (erste schwere Episode kurz nach dem 18. Geburtstag) habe ich mir das Fahren nicht getraut, aber es wäre rückblickend besser gewesen, ich hätte es damals gemacht. Einfach, weil noch keine Diagnose und Behinderung festgelegt war.
Es ist ein wenig umständlich Informationen zu finden. Hier aber der Teil über die Zulassung der Kraftfahreignung bei Schizophrenen Psychosen:

Schizophrene Psychosen
Die Voraussetzung zum sicheren Führen von Kraftfahrzeugen beider Gruppen ist in akuten Stadien schizophrener Episoden nicht gegeben.
Gruppe 1 – Führer von Fahrzeugen der Klassen A, A1, A2, B, BE, AM, L, T
Nach abgelaufener akuter Psychose kann die Voraussetzung zum sicheren Führen  von Kraftfahrzeugen der Gruppe 1 in der Regel wieder gegeben sein, wenn keine Störungen (z. B. Wahn, Halluzination, schwere kognitive Störung) mehr nachweisbar sind, die das Realitätsurteil erheblich beeinträchtigen. Bei der Behandlung mit Psychopharmaka sind einerseits deren stabilisierende Wirkung, andererseits die mögliche Beeinträchtigung psychischer Funktionen zu beachten. Langzeitbehandlung schließt die positive Beurteilung nicht aus (siehe Kapitel 3.12 Betäubungsmittel und Arzneimittel); in
manchen Fällen ist die Langzeitbehandlung hierfür die Voraussetzung, wobei diese Behandlung durch Bescheinigungen des behandelnden Facharztes für Psychiatrie dokumentiert werden sollte. Wenn mehrere psychotische Episoden aufgetreten sind (sog. wellenförmiger Verlauf), sind im Hinblick auf mögliche Wiedererkrankungen die Untersuchungen durch einen
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in festzulegenden Abständen zu wiederholen.
Gruppe 2 – Führer von Fahrzeugen der Klassen C, C1, CE, C1E, D, D1, DE, D1E und

die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung (FzF)
Nach einer schizophrenen Erkrankung bleiben für Fahrer der Gruppe 2 die Voraussetzungen zum sicheren Führen eines Kraftfahrzeuges in der Regel – abgesehen von besonders günstigen Umständen- ausgeschlossen.
Begründung
Unter Schizophrenien fasst man eine Gruppe von Psychosen mit unterschiedlichem Schweregrad, verschiedenartigen Syndromen und uneinheitlichen Verläufen zusammen. Gemeinsam ist den Schizophrenien, dass alle psychischen Funktionen beein-
trächtigt sein können (nicht nur das Denken), dass die Ich-
Funktion (die psychische Einheit) in besonderer Weise gestört (Desintegration) und die Realitätsbeziehungen beeinträchtigt sein können. Im Verlauf treten akute Erkrankungen auf, auch wiederholt. Diese psychotischen Episoden können entweder ausheilen oder in Teilremissionen (sog. soziale Remissionen) bzw. in Residualzustände (Persönlichkeitsveränderungen) übergehen.
Schwere psychotische Krankheitserscheinungen können das Realitätsurteil eines Menschen in so erheblichem Ausmaß beeinträchtigen, dass selbst die Einschätzung
normaler Verkehrssituationen gestört wird. Schwere psychotische
Körpermissempfindungen können die Aufmerksamkeit absorbieren und die Leistungsfähigkeit senken. Antriebs- und Konzentrationsstörungen können den situationsgerechten Einsatz der psycho-physischen Leistungsfähigkeit mindern. Derartige psychotische Krankheitserscheinungen können also zu Fehlleistungen führen und die allgemeine Leistungsfähigkeit unter das notwendige Maß herabsetzen. In jedem Einzelfall muss –
auch abhängig vom Krankheitsstadium- die Bedeutung aller einzelnen Symptome für die Voraussetzungen zum Führen von Kraftfahrzeugen beurteilt werden.
Stand: 18.1.17 , zuletzt aktualisiert: Dezember 2016
weitere Informationen, auch über andere Erkrankungen
Um die Informationen zusammen zu fassen:
– keine Fahrtauglichkeit bei akuten Psychosen
– keine Eignung für das Führen von Fahrzeugen in Gruppe 2 (umfasst zum Beispiel LKWs)
– bei Gruppe 1: nach abklingen psychotischer Symptome mit medikamentöser Behandlung Fahrtauglichkeit gegeben, aber unter Umständen Einschätzung von psychiatrischem Facharzt
Wie es nun bei mir wird kläre ich noch mit meiner Ärztin ab.
Die Angabe in dem Führerscheinantrag ist im übrigen freiwillig – bei Unfällen kann er aber entzogen werden, wenn die Krankheit Ursache war. Deswegen gebe ich die Krankheit auch lieber an und werde dann sehen, ob ich zugelassen werde oder nicht.

[INFO] Halluzinationen und Pseudohalluzinationen

Jeder psychisch erkrankte Mensch, der seltsame Wahrnehmungen, Stimmen hören oder ähnliches erlebt hat, kennt die Frage: sind Sie sich sicher?
Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Halluzinationen:
die „echten“ Halluzinationen bei organischen Psychosen und Schizophrenie
und die „Pseudo“ Halluzinationen bei Borderline, MPS und dissoziativen Störungen.
Vorweg sei gesagt: nur weil man Pseudohalluzinationen hat, sind die nicht weniger furcht einflößend und beängstigend.
Halluzinationen: sind Erlebnisse, die nicht real existieren. Betroffene hören Stimmen, die nur für sie hörbar sind. Sehen Dinge, die nicht da sind. Riechen und schmecken etwas, was nicht begründbar ist. Der Betroffene ist aber felsenfest davon überzeugt und nicht durch Argumente zu beeinflussen,
Pseudohalluzinationen: können dieselben Empfindungen aufweisen. Durch zureden, Argumente und Realitätsprüfung wissen die Betroffenen aber, das das rational gesehen unmöglich ist. Sie sehen oder hören etwas, wissen aber, das das nicht da sein sollte oder das es nicht echt ist.
Halluzinationen treten meist bei schweren Psychosen auf, zum Beispiel bei bipolaren Störungen und Schizophrenie.
Pseudeohalluzinationen können Teil einer dissoziativen Störung sein, im Rahmen einer Borderline Persönlichkeit auftreten, aber auch bei „gesunden“ Menschen. Wer hat nicht schon mal seinen Namen rufen hören, wenn er allein zu Hause war?
Wie gesagt, nur weil „Pseudo“ Halluzinationen angezweifelt werden, was bei richtigen Halluzinationen nicht der Fall ist, sind sie nicht weniger belastend. Zumal die Inhalte der Halluzinationen in den meisten Fällen negative Inhalte besitzt (böse Stimmen, man sieht Blut, hat Angst usw).
Bei einem Aufnahmegespräch in einer psychiatrischen Klinik oder in einem anderen Diagnosegespräch wird häufig gefragt: Glauben Sie tatsächlich das die Stimmen (oder andere Halluzinationen) echt sind? Können Sie erklären, woher sie kommen?
Der Halluzinierende wird in seinem Wahn ein Konstrukt zur Erklärung aufgebaut haben, mit dem er seine Halluzinationen erklären kann. Zum Beispiel ist das die Stimme des Erzengel Micheals, der ihm Aufträge gibt, die er auf der Erde erfüllen muss, etc etc etc.
Bei Pseudohalluzinationen sagen die Betroffenen oft: ich nehme etwas war, aber eigentlich kann das nicht sein.

[INFO] Wie komme ich an einen Therapieplatz?

Ich habe schon oft gehört, dass einige nicht wissen wie sie an einen Therapieplatz kommen, gerade wenn es ihnen akut schlecht geht. Ich gebe jedem von euch die ausdrückliche Erlaubnis diesen Post zu kopieren und damit anderen zu helfen!
Wie komme ich an einen Platz bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten?
Zu allererst empfiehlt es sich, eine Liste von psychologischen Psychotherapeuten in der Nähe/in der Stadt anzufertigen. Ihr könnt eure Krankenkasse danach fragen oder selbst bei Google suchen. Wenn ihr eine Auswahl habt, versucht die Psychotherapeuten ans Telefon zu bekommen. Meistens sind die Sprechzeiten von jeder vollen Stunde bis zum letzten Viertel –  daher sollte ein Anruf zwischen :45 und :00 Uhr der betreffenden Stunde sein. Da habt ihr die größten Chancen, den Psychotherapeuten ans Telefon zu bekommen. Oder ihr sprecht auf den Anrufbeantworter, dass ihr einen Platz auf der Warteliste möchtet und bittet um Rückruf.
Brauche ich eine Überweisung?
Nein. Früher war es so, dass man von seinem Hausarzt eine Überweisung zu einem psychologischen Psychotherapeuten brauchte. Das ist nicht mehr so. Ihr könnt einfach ohne Überweisung bei einem Therapeuten anrufen und einen Termin ausmachen.
Hilfe! Ich könnte erst in 6 Monaten (oder noch später) einen Termin bekommen!
Ruhe bewahren. Therapeuten sind oft überlastet und es gibt kaum freie Therapieplätze. Das heißt aber nicht, das ihr keine Hilfe bekommen könnt. Wenn euer Zustand akut sehr schlecht ist, ihr Selbstmordgedanken habt oder damit spielt, andere zu schaden, ruft sofort den Notdienst und lasst euch ins nächste Krankenhaus mit Psychiatrie einweisen.
Wenn ihr nicht akut gefährdet seid, aber einen Therapieplatz dringend benötigt, dann informiert euch über den Sozialpsychiatrischen Dienst eurer Stadt. Dieser ist für die psychosoziale und psychiatrische Versorgung der Stadt zuständig. Oft bekommt man dort sehr schnell einen Termin zur psychotherapeutischen Beratung (ggf. auch bei einem Psychiater oder Sozialpädagogen) und auch weiterführende Hilfen. Wenn ihr studiert empfiehlt sich auch die studentisch-psychologische Beratung.
Außerdem: einige Krankenkassen bieten an, dass eine Therapie bei einem privaten Psychotherapeuten begonnen werden kann, wenn kein Platz bei einem Kassen-Therapeuten zur Verfügung steht. Das sprecht ihr VOR dem Beginn der Therapie ab.
Entlastungen können auch Selbsthilfegruppen bieten, aber das ist nicht für jeden was.
Wann geht es los?
Wenn ihr einen Platz ergattern konntet und die Therapie los gehen kann, wird ein oder zwei Termine mit euch ausgemacht. Diese sind zum kennenlernen da, ihr könnt von euren derzeitigen Problemen berichten und was ihr euch von der Therapie wünscht. Die ersten 5 Sitzungen nennt man probatorische Sitzungen und sind zum gegenseitigen Kennenlernen gedacht. Erst danach wird der Psychotherapeut die Diagnose und einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen.
Kostet mich das was?
Außer den monatlichen Gebühren an die Krankenkasse, die entweder durch eine Familienversicherung, über euren Gehalt oder andere Bezüge (EU-Rente, ALG2, ALG1, etc.) gezahlt werden, bezahlt ihr bei einem anerkannten Psychotherapeuten oder Psychoanalytiker nichts. Es gibt auch heilpraktische Psychotherapeuten, die eine Homoöpathische Ausbildung besitzen, diese sind privat zu tragen.
Wie lange geht die Therapie?
Wenn die 5 probatorischen Sitzungen vorbei sind, der Psychotherapeut die Behandlung einwilligt und die Krankenkasse die Kosten übernimmt, kann es los gehen. Am Anfang werden zumeist 25 Sitzungen beantragt. Diese können auf 50 Sitzungen verlängert werden. Danach wird oft nicht weiter bewilligt. Wenn ihr allerdings die Therapieform ändert (es gibt kognitive Verhaltenstherapie und Tiefenpsychotherapie oder Psychoanalytik) werden euch erneut 25-50 Sitzungen genehmigt. Danach folgt oft eine „Zwangspause“ durch die Krankenkasse, in denen man 2 Jahre warten muss, bis eine Therapie wieder bewilligt wird. Aber oft lernt man in den 50 Sitzungen schon genug, damit man alleine wieder zu recht kommt 🙂
Für schwere und chronische Erkrankungen gibt es im übrigen in psychiatrischen Krankenhäusern die sogenannten PIAs: Psychiatrische Institutsambulanzen. Diese sind sehr nah an die Kliniken angebunden, haben aber keine Beschränkung der Laufzeit und sind oft multi-professionell (mehrere Berufsfelder). Um in eine PIA zu kommen, muss ein gesonderter Antrag gestellt und bewilligt werden.
Brauche ich einen Psychiater oder einen Psychotherapeuten?
Ein Psychiater ist ein ausgebildeter Arzt in der Fachrichtung Psychiatrie und Psychotherapie. Psychiater verschreiben Psychopharmaka, die die Therapie unterstützen. Manche Psychiater bieten Gesprächstherapie an, aber allgemein lässt sich sagen, dass Psychiater für die medikamentöse Behandlung sorgen. Ihr solltet nach einem Psychotherapeuten schauen: diese bieten kognitive Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Verfahren an.
Fragen?
Stellt sie!