3. Februar

Heute morgen Therapiestunde mit Locke. Obwohl ich vor Weihnachten sehr unzufrieden war, weil ich das Gefühl hatte das es nicht so richtig weiter geht. Vielleicht weil wir auch an oberflächlichen „gearbeitet“ hatten, was mir nicht so wirklich das Gefühl gegeben hat, das sich was tut.
Jetzt jedenfalls haben wir glaub ich gute Themen gefunden, sodass wir die Stunden gut füllen können.
Heute ging es dann weiter. Und sie fand meine Ansichten nach ihren Aussagen sehr gesund und vernünftig. Das ist doch mal ein Kompliment von einer Psychotherapeutin…
Nachmittag war ich dann bei der Kunsttherapie. Wir haben gedruckt. Nächste Woche versuche ich mal wieder Bilder mitzubringen für den Blog.  Ich habe auf eine kleine Styropor-Druckplatte Augen geritzt und dann schwarz -rot gedruckt. Ich wollte den Ausdruck stärker zeigen. Sie sollten Angst ausdrücken.

2. Februar

Termine heute:
– Hausärztin Blutentnahme
– Agentur für Arbeit: Reha Antrag absprechen, weiteres Vorgehen planen
– Jobcenter: Arbeitslos melden, ALG2 beantragen
1) Hausärztin
Verhältnismäßig lange gewartet, dann Blutentnahme. Wie immer, rechter Arm, weil man nur da eine gute Vene ertasten kann. Die liegen bei mir einfach blöd.
2) Afa, Reha
Nachdem ich erst mal im falschen Gebäude war, bin knapp zur rechten Zeit aufgetaucht. Die Mitarbeiterin war total lieb und ist auch gut auf mich eingegangen. Sie hat den Rehaantrag mit mir besprochen und dann das weitere Vorgehen mit mir besprochen, zB. das ich noch zum ärztlichen Dienst der AfA muss.
Sie braucht noch ein paar Daten von mir, dann geht alles seinen Gang. Sie wird mich in der Angelegenheit auch noch weiter betreuen, was mich freut, da sie wirklich lieb war.
3) Jobcenter
Dann musste ich warten und warten und warten, bis ich mich arbeitslos melden konnte, und dann nochmal warten, um das im PC einzutippen seitens der Mitarbeiter dort. Dann noch zur ALG2 Antragsabteilung, da wurden mir die Dokumente gegeben und ich hab einen Termin bekommen für nächste Woche Dienstag und Donnerstag.
Dort waren die Mitarbeiter sehr unfreundlich, genervt und gereizt.


Gestern Abend ging es mir nach der SHG echt beschissen und ich habe mich nach circa 2 oder 3 Monaten wieder selbstverletzt.

Klingeling

Ich frag mich manchmal, was das Sorgentelefon der Deutschen Telefonseelsorge bringen soll. Immer wenn es mir nachts beschissen geht und ich einfach reden will, ist die Leitung zu. Sehen die nicht das die Nachfrage so groß ist? Das die Kapazität nicht reicht?
Also abwarten. Weinen, schreien, schluchzen und irgendwie auf den nächsten Tag warten.

Kartoffelgefühle

Gerade im Chat von einem Forum festgestellt: es gibt Tage, da fühle ich mich wie eine zu lange gelagerte Kartoffel.
Ja, eine Kartoffel. Ich habe Kartoffelgefühle.
Die letzten Tage waren schwierig. Ich hatte Druck, ich habe gejammert, ich war faul und antriebslos. Ängste, depressive und destruktive Gedanken. Hallo, willkommen zurück…

Chaos

Gerade ist so ein Wust in mir. So ein Gedankenknäuel.
Alles und nichts.
Viel und wenig.
Licht und Dunkelheit.
Verzweiflung und Hoffnung.
Angst und Freude.

Alles ist da.
Aber nichts fühlt sich echt an.
Alles nur so „halb“.
Ich – nicht ganz?
Ich will mich fühlen.
Im Regen stehen und tanzen.
Singen, schreien, stampfen.
Chaos.

Neue Seite – Galerie

Unter Galerie findet ihr nun ein paar Bilder und Zeichnungen von mir. Ich zeige nicht alles, was ich zeichne, sondern nur Bilder, die „Vent Art“ (Kunst, die aufgrund negativer Gefühle erstellt wird. Man stellt Gefühle und Gedanken dar) sind oder psychologische Themen haben.

Träum weiter

Gestern war ich mit A. zum Erfahrungsaustausch der Selbsthilfegruppen in Dresden. Als wir das letzte Mal da waren, waren wir allein…mit einer Frau aus dem Selbsthilfenetzwerk. Aber gestern waren noch vier weitere Gruppen da, teilweise mit zwei Repräsentanten. Ängste, Sozialphobie, Depression und Selbsterfahrung, sowie wir beide von der SHG junge Menschen mit seelischen Problemen. Es lief gut, sodass wir für Mai ein erneutes Treffen geplant haben.
Heute wollte ich eigentlich in die Stadt, etwas erledigen. Aber ich war einfach zu platt. Derzeit ist es früh wieder echt schlimm. Ich hasse morgen…ich hab da immer null Motivation, Lust, Kraft. Kaum aus dem Bett fall ich aufs Sofa und bin wieder erstmal so entkräftet, das an nichts zu denken ist. Der Morgen ist die schlimmste Tageszeit für mich. Da krachen die depressiven Stimmungen immer richtig rein.
Dafür läuft es mit dem Schlafen endlich besser. Ich brauche zwar noch immer einige Zeit zum einschlafen, circa eine oder zwei Stunden, aber dann geht es. Ich wache zwar häufig auf, aber schlafe insgesamt sieben bis acht Stunden. Und das ist eine deutliche Steigerung. Fühle mich damit auch besser.
Am Wochenende bin ich allein, weil André nach Hause macht. Mal sehen, was ich da so machen kann. Meine Erledigung nachholen auf jeden Fall. Und basteln fürs Upcycling-Wichteln. Vielleicht einfach ein wenig spazieren gehen…und lesen!

Super GAU

Damit meine ich nicht das Lied von Fraktus (obwohl ich letzte Woche erst auf deren Konzert in Leipzig war) sondern der größte anzunehmende Unfall für mich. Obwohl es vorhersehbar war.
Heute die Gewissheit: Locke ist schwanger.
Ab Mai beginnt ihr Babyjahr, das heißt ich habe mit ihr noch knapp drei Monate Zeit. Und das obwohl es gerade so gut läuft…
Ich freue mich natürlich für sie, es ist toll, dass sie ein Kind bekommt. Sie stelle ich mir als gute Mutter vor – sehr liebe- und verständnisvoll, aber auch konsequent.
Sie hat mich vor die Wahl gestellt: entweder ich gehe zu ihrer Kollegin (die ich vom Vorgespräch und der DBT Gruppe kenne) oder zu ihrer Vertretung. Und die kenne ich auch…Die Origami Therapeutin, mit der ich auf keinen grünen Zweig gekommen bin. Es wsr einfach immer eine Antipathie zwischen uns, sodass ich nicht mit ihr zusammen arbeiten will, wenn es sich vermeiden lässt.
Also werde ich zu der anderen Pia-Therapeutin wechseln. Für sie brauche ich auch noch einen Spitznamen…
Das Gespräch heute war ein Rollenspiel, in dem wir getestet haben wie ich in einer bestimmten Situation am besten antworte und reagiere.
Ich glaub da sind wir uns alle einig: therapeutische Rollenspiele nerven. Aber es ging und ich hab’s ganz gut über die Bühne gebracht.
Danach war ich bei der Psychiaterin. Und was können die am besten? Genau. Medis erhöhen. Gegen das Schlafproblem hab ich jetzt fest eine Abendmedikamention (Prothazin). Außerdem noch was pflanzliches, was sie mir empfohlen hat.
Drückt die Daumen das ich deswegen bald endlich zur Ruhe finde.

Ein kleiner Schnitt

Ich wusste, irgendetwas stimmt mit mir nicht, als ich mich zum ersten mal verletzte.
Eigentlich habe ich mich schon immer selbst verletzt. Zuerst habe ich Wunden aufgekratzt, um die Narbenbildung zu fördern, bis es wieder geblutet hat. Dann habe ich mich gekratzt. Oder Fingernägel gekaut. Mich geschlagen. Keine Ahnung, warum ich das getan habe. Vielleicht weil ich schon immer sensibel und feinfühlig war und irgendwie mit der Masse an Gefühlen und Eindrücken zurecht zu kommen.
Aber das Schneiden begann 2009. Mit dem Mobbing.
Ich hatte eine alte, spitze Nagelschere von meiner verstorbenen Oma gehabt. Damit kratzte ich mir recht lange, rote Striemen auf die Arme. Ich steigerte die Intensität, bis kleine rote Tropfen aus den roten Linien krochen. Das machte ich einige Zeit so. Ich versuchte auch andere Utensilien – Messer, spitze Pinzetten, Feilen. Alles, was irgendwie spitz oder scharf war. Aber die Wunden waren sehr oberflächlich. Es blieben keine Narben.
2010 fand ich dann das Mittel zur Wahl, vor allem „inspiriert“ von einer Mitpatientin in der Klinik. Die Rasierklinge. Sie hat mich nie im Stich gelassen.
Meine ersten Schnitte mit der Rasierklinge waren auch noch oberflächlich, so wie man sich beim kochen schneidet. Irgendwann wollte ich tiefer schneiden. Ich durchschnitt die Oberhaut und schnitt bis auf die Lederhaut. Die Wunden wurden größer und tiefer, die Narben dick, rot und wulstig.
Es gab Zeiten, da schnitt ich jeden Tag. Allerdings auch Phasen, in denen ich Wochen nicht ritzte.
Oft verlor ich die Kontrolle. Ich dachte: „Ein kleiner Schnitt… Das wird niemand merken!“ Sobald ich aber die Klinge angesetzt hatte, wurden es mehr und mehr.
Ich wollte nicht, das ich mehr Narben auf den Armen hatte. Ich testete verschiedene Bereiche meines Körpers. Die Oberschenkel. Der Knöchel. Der Bauch.
Aber ich mochte es am meisten, die Arme zu schneiden. Bald wurde auch der rechte Arm verletzt. Im Sportunterricht wickelte ich mir jedesmal die Unterarme ab mit Kompressionsbinden. Lieber Binden über die ganzen Arme, als die Narben zeigen.
So konnte ich neue Wunden auch immer verstecken.
Das erste mal, als ich bis auf die Unterhaut schnitt, war April 2012. Warum ich mich an dem Tag so tief schnitt, weiß ich nicht. Ich sah zum ersten mal das gelb-körnige Fettgewebe. Ich fuhr zum nähen in die Notaufnahme.
Lange verletzte ich mich nicht mehr, bis 2014. Da häuften sich wieder die Selbstverletzungen. 2015 wurde ich mehrmals genäht, geklammert und gestript. Nach einiger Zeit bekam ich das wieder unter Kontrolle.
Svv ist ein zwanghaftes, aber auch suchtartiges Verhalten. Einfaches aufhören ist oft nicht möglich.
Ich wünschte, niemals damit angefangen zu haben. Und kann nur jedem, der daran denkt sich zu verletzen raten, andere Wege zu finden, um zurecht zu kommen.