Das Schlüssel-Missgeschick

Ich suche noch nach einem coolen Einstiegssatz, aber mir fällt keiner ein.
Deswegen hier eine Beschreibung schrecklich profaner Dinge, dem Alltag, dem Ende der Welt und Allerlei dazwischen.
Von Mittwoch bis Sonntag hab ich Katzendienst. Das heißt ich füttere und spritze einer diabeteserkrankten Katze Insulin in einer fremden Wohnung. Heute morgen um 7 Uhr aufgestanden, angezogen, mit dem Bus zur Mieze gefahren. Gefüttert, gestreichelt, gespritzt. Möchte los gehen – auf einmal bricht der Schlüssel zur Wohnung in der Mitte und ragt aus dem Schloss raus.
Da war guter Rat teuer.
Also André angerufen, um zu fragen was ich machen kann. Sind zusammen zum Schlüsseldienst – Nachmachen des Schlüssels unmöglich.
Panik. Was wird aus der Katze?
Besitzer informiert…Stunden später die Antwort: am Ende von Dresden gibt’s bei einer anderen Katzensitterin noch einen Ersatzschlüssel. Tausend Steine fielen mir von Herzen.
Also nach Mebritz gefahren, Schlüssel abgeholt, zurückgelaufen – Katze versorgt.
Am Samstag muss ich den Schlüssel wieder abgeben…wieder nach Mebritz laufen…fertig…

Pro und Contra

Die Frage in der Krise. Schneiden oder nicht schneiden? Suizid oder überleben? Kämpfen oder aufgeben? Das war die Frage, die am Montag zusammen mit Locke behandelt wurde. Wir schmiedeten nicht nur den Plan, wie ich ihren Urlaub gut überstehe, sondern machte eine Pro und Contra-Liste für selbstverletzendes Verhalten. Und im Gegensatz dazu auch für Skills. Deutlich zeigte sich, das kurzfristig Selbstschädigung hilft den Druck zu reduzieren, aber langfristig nur Nachteile mit sich bringt. Skills hingegen helfen nicht sofort gegen den Druck, sind aber langfristig hilfreich. Das sollte sich jeder Betroffene klar machen.
Gestern war ich dann noch bei der Psychiaterin. Die Tabletten bleiben erst mal so niedrig wie sie derzeit sind. Mhm. Weiß nicht, ob das gut ist oder eher nicht. Aber derzeit geht es mir eigentlich recht gut. Dank dem Antipsychotika.
André hat Urlaub, sodass wir tagsüber was gemeinsam machen können. Heute waren wir in der Stadt bummeln, morgen kommt er zum Reiten mit. Ich freue mich schon wieder drauf. Im Tölt sieht die Welt eben ganz anders aus.

Wo mein Herz lebt

Dieses Wochenende war geprägt von in der Sonne liegen, lachen, Geselligkeit und Musik.
In der Heimat, am Fuße des Gebirges. In der Heimat, bei den Katzen, Pferden, Schafen. In der Heimat, wo die Hollywood-Schaukel und der Grill auf der Terrasse steht. In der Heimat, wo mein Herz lebt.
Und nun sitze ich wieder in meiner Wohnung. Und höre dem Regen zu, wie er an mein Fenster schlägt. Habe mich gewaschen und die Haare gemacht. Und denke zurück, denke daran, wie es ist, wenn die Heimat ruft.

And I think it’s gonna rain today…

Alltagspsychologie

Ich bin mittlerweile seit durchgängig fünf Jahren in Therapie. Und wenn ich ein Resümee ziehe, wird mir klar, wie abhängig ich von Gesprächstherapien bin. Mittlerweile kann ich mir nicht mehr vorstellen, was ein „normaler“ Mensch macht, wenn er vor einer wichtigen Aufgabe steht, Stress hat oder etwas Neues ansteht. Man kann mit Freunden, Familie, Bekannten darüber reden, ich weiß. Das mache ich zum Teil ja auch so. Aber wer gibt einem die ausreichende seelische, aber dennoch neutrale Hilfestellung? Vielleicht sind gesunde Menschen in der Lage, sich selbst so weit auszugleichen. Das, was ich noch nicht kann. In einer Krise wieder aus dem tiefen Loch heraus finden, neuen Mut schöpfen, weiter machen. Krise bedeutet für mich, wieder am Anfang starten, erst einmal aus dem Loch heraus geholfen werden. Und dann einige Schritte an der Hand laufen, bis man wieder selbst laufen gelernt hat.
Heute war ich wieder bei Locke. Dank einem Straßenbahnausfall bin ich zu spät gekommen, was mir irrsinnig peinlich war. Wir haben vor allem über die Ängste geredet, dass Andere über mich reden und lästern. Das ist beim Reiten gerade sehr aktuell. An der Bande sitzen immer andere Reitermädels und ich hasse ihr flüstern, kichern, reden. Ich kann mich dann gar nicht mehr auf das Pferd und die Lektion konzentrieren.
Außerdem haben wir einen Schlachtplan entworfen, wenn sie im Urlaub ist. Nächste Woche habe ich noch mal einen Termin und dann zwei Wochen nicht mehr. Hilfe, seit einem Jahr hatte ich schon keine Therapiepause mehr. Das macht mir auch wieder Angst. Aber ich kann zur Not, in der Krise, immer in die PIA kommen. Das ist gut.
Eigentlich hätte ich heute zur Psychiaterin gemusst, aber die hatte nach ihrer Pause wieder ihren ersten Tag und sehr viel Stress. Ich hätte noch anderthalb Stunden warten müssen. Deswegen hab ich sie entlastet und bin nach Hause gegangen. Nächste Woche Dienstag ist dann der Termin.

Durchblick

Irgendwie ist gerade ziemlich viel Chaos in mir, um mich. Ich habe viele Termine und muss mein Leben eintakten, muss planen, vorausschauen. Ungewohnt. Wo ich doch sonst mit der Tagesstruktur sehr zu kämpfen habe.
Gestern war ich bei einem Termin in der Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch Kranke. Die Sozialarbeiterin möchte mir helfen, bis zur Ausbildung klar zu kommen und nachzufragen, wie es nun mit dem ABW aussieht. Möglicherweise werde ich mir einige Stunden „geplant“ einkaufen, also selbst bezahlen, um wichtige Dinge zu erledigen, die ich alleine noch nicht schaffe. Soweit der Plan.
Auch war ich gestern wieder mit Laura reiten. Es war für mich das erste Mal im Tölt, einem Gang, den nur wenige Pferderassen beherrschen. Es war ungewohnt, aber nach kurzer Eingewöhnungszeit echt schön.
Ein kleines Fazit zur Medikamenteneinahme: ich habe bisher, einer Erinnerungs-App sei Dank, meine Medis wieder regelmäßig genommen. Und ich bemerke schon Unterschiede. Durch das Olanzapin bin ich viel ruhiger und weniger ängstlich-misstrauisch und schlafe auch deutlich besser. Nachtängste und Halluzinationen sind auf ein Minimum reduziert. Das Depressive ist dennoch noch da, aber ich habe auch noch eine recht geringe Dosis Venlafaxin. Das könnte also noch erhöht werden. Am Montag habe ich nicht nur ein Gespräch mit Locke, sondern auch einen Arzttermin, hoffentlich wieder bei meiner Ärztin und nicht der Vertretung, dem Oberarzt.

Hoffnung?

Wie hier beschrieben, hatte ich wenig Hoffnung darauf, dass die ABW-Kostenerstattung übernommen wird. Aus dem einfachen Grund, weil ich nicht die maximale Rücklage einhalte.
Heute jedoch flatterte ein Brief ins Haus, auf dem der Antrag nicht abgelehnt wurde. Sondern nur ans Jugendamt weitergeleitet wurde, die womöglich die Kosten übernehmen. Daumen drücken, dass das klappt!
Gestern, bei der Hitze, wurde im Übrigen nicht geritten. Das wäre Tierquälerei. Stattdessen wuschen wir die Pferde mit kaltem Wasser ab, striegelten und putzten sie und ließen sie dann auf die Weide. Danach gab es Theorieunterricht, indem wir die Gangarten behandelten. War dennoch schön, bei den Isländern zu sein.

Ich packe meinen Notfallkoffer…

…und tue hinein: Igelball, Chilli-Bonbons, Gummiband…
Notfallkoffer, Stresstoleranzskills und Zugangskanäle waren die Themen der Gruppe, bei der ich am Mittwoch zum ersten Mal teilgenommen habe. Geleitet wird die Gruppe von Locke und ihrer Kollegin, bei der ich das Vorgespräch hatte. Aller zwei Wochen findet die DBT-Gruppe statt, in der nacheinander die einzelnen Module des DBT-Programms behandelt werden. Zu erst wurde in der Gruppe eine Wiederholung von letzter Woche gemacht. Danach gab es eine Achtsamkeitsübung. Achtsamkeit ist der Teil der DBT, der irgendwie immer mit dazu gehört und demnach jede Stunde wieder aufgegriffen wird. Die Übung diese Woche war oben genanntes Beispiel – ich packe meinen Koffer mit „Skills“ zur Stresstoleranz. Ich war leider wenig bei der Sache und habe in der zweiten Runde ziemliche Probleme gehabt.
Danach sind wir die neuen Inhalte durchgegangen.
Hausaufgabe bis zum nächsten Mal ist, sich einen Notfallkoffer bereit zu stellen. Da muss darauf geachtet werden, verschiedene Zugangskanäle zu nutzen (zB. Sinne, Handlungen, Verhalten…).
Heute geht es wieder reiten. Ich bin schon aufgeregt! Aber die Freude überwiegt.

Ende des Monats

Zuerst eine kleine Revue zum Freitag.
Seit ungefähr fünf Jahren saß ich nicht mehr im Sattel. Aus unterschiedlichen Gründen entschlossen wir, Laura und ich, uns dann zu einem Isländerhof in DD-Weißig zu gehen, um wieder Unterricht zu nehmen. Da wir neu auf dem Hof waren, wurden wir am Freitag in die Anfängergruppe gesteckt und durften unser Können im Reiten in der Abteilung zeigen. Wir waren wohl besser als erwartet und wurden sobald gefragt, ob wir nicht in die fortgeschrittenen Gruppe wechseln möchten. Vorerst wollen wir es jedoch langsam angehen und bleiben in der Anfängergruppe.
Ich durfte einen Isländer-Wallach namens Pipar reiten, der zwar sehr ruhig, dadurch aber bequem und faul war. Allerdings konnte ich ihn genug motivieren, sodass der Trab und der Galopp ganz gut liefen. Die Angst war anfangs unbeschreiblich groß, aber nach ein paar Minuten habe ich mich echt gut gefühlt.
Heute hatte ich erst einen Termin bei Locke in der PIA, dann ein Arztgespräch.
Der Termin bei Locke lief recht ruhig, weil es mir nicht gut ging und ich mich nicht konzentrieren konnte. Sie hat mir Teile des DBT-Programms ausgedruckt, was ich zur Vorbereitung für die Gruppe am Mittwoch brauche. Derzeit geht es da noch um Stresstoleranz-Skills.
Beim Arzt war es mir dann wirklich unangenehm. Ich hatte die Medis ja auf eigene Faust abgesetzt und hatte Angst, das blöde Sprüche kommen. Aber er war ganz sachlich und verschrieb mir die selben Medis wie zuvor, jedoch erstmal in geringerer Dosierung zum „eingewöhnen“. Mal sehen. Ich bin auch nicht begeistert, aber ich will auch nicht, dass es noch schlimmer wird.
Dieser Monat lässt sich recht einfach zusammenfassen. Viele Neuigkeiten gab es nicht. Jedoch konnte ich des öfteren über meinen eigenen Schatten springen, zur Selbsthilfegruppe und zum Reiten gehen. Dafür war meine Depression fast nicht in den Griff zu bekommen und die psychotischen Ängste und Gedanken halten sich hartnäckig. Deswegen mein Entschluss, wieder mit den Medis anzufangen.

Wegen Reichtum gecancelt

Gestern der letzte, abschließende Termin zum Thema ambulant betreutes Wohnen.
Ich will mich an dieser Stelle kurz fassen. Weil ich noch ein weiteres Vermögen neben dem normalen Girokonto habe (quasi als Rückhalt für Führerschein, Auto und Co.) wird mir das ABW nicht bezahlt. Ich müsste jede Stunde selbst bezahlen. Würde ich den Selbstzahlervertrag unterzeichnen wären das im Minimum 150 € pro Monat für eine Stunde wöchentlich. Das ist fast meine monatliche Warmmiete. Natürlich warte ich noch auf den genauen Befund des KSV ab, aber es ist zu 99% sicher, das es nicht erstattet wird.
Kann ich nicht ändern, können die nicht ändern, muss ich akzeptieren. Ärgerlich ist es trotzdem.

Dr. House und die Tabletten

Wer mal unter „Vita“ meine Diagnosensammlung durchgelesen hat, kann sich vorstellen, wie groß die Verwirrung meinerseits und seitens der Ärzte über meinen Zustand ist. Es gibt Fraktionen, die sich darüber sicher sind, ich sei der typische Borderliner, dann wiederum welche, die finden das gar nicht und ich sei ein klassischer Fall von psychotischem Erleben in Kombination mit Depression. Hie und da schreien manche daraufhin, ich habe eindeutig spezifische Phobien und soziale Ängste, meine Insuffizienzgefühle stammen daher und nicht durch eine Depression.
Manchmal würde ich dann am liebsten lautstark auf den Boden stampfen und um Ruhe bitten. Ich komme mittlerweile selbst nicht mehr mit.
Ich schwelge in Erinnerung an Liane, meine Oma väterlicherseits, die 2009 verstorben ist, wenn ich Dr. House anschaue. Vor ihrem Tod, ich war so 12 oder 13 Jahre, haben wir das manchmal zusammen gesehen oder darüber geredet. Nun habe ich in letzter Zeit nicht allzu viel vor oder kann mich zu nichts motivieren. Dann gehe ich auf Diagnosensuche mit Dr. House und mache das, was die Ärzte sonst mit mir machen. Ich sehe Aufnahmen von MRTs, von Lumbalpunktionen, von Tests, die die Zurechnungsfähigkeit oder die Stärke und die Art der Aphasie messen sollen. Und ich fühle mit den Patienten, denn ich habe diese Tests alle schon gemacht. Mehrmals sogar.
Ich weiß nicht, wie das Leben derzeit so läuft, denn ich laufe nicht mit. Tage verbringe ich auf dem Sofa, zu Hause, vor dem Laptop, mit dem Doktor.
Heute ein Termin bei Locke. Es stand nichts an und dennoch war das Gespräch gut. Fazit der Sitzung: ich soll die Depression, die seit wenigen Wochen wieder in mir aufgekeimt ist, bekämpfen. Mein derzeitiger Ansatz, das ich ja schon alles erdenklich getan habe, wird durch die Tatsache untergraben, dass ich seit zwei Monaten keine Tabletten mehr nehme. Und es brauchte einige Bedenkzeit, bis mir klar geworden ist, dass es derzeit einfach noch nicht ohne geht. Sowohl nicht ohne Antidepressiva, als auch ohne Antipsychotika.
Am Montag dann der Termin beim Psychiater (dem ich vor vier Wochen gesagt habe, ich will keine Medikamente nehmen…wie peinlich) und das hoffen, dass die Pillen wirken. Bis dahin schaue ich Dr. House zu, wie er Todkranken wieder auf die Beine hilft.