Club 27

…keiner fand meinen Witz lustig, ich nehme in dennoch als den Titel für diesen Blogpost.

Heute bin ich 27 Jahre alt! Und was war das für ein schnell vergängliches Jahr!

Ich feiere heute mit ein paar Freunden zum Thema „Emo / Scene der 2000er“. Dazu passend gibts ein T-Shirt, Netzstrumpfhosen, Nietengürtel und dazu eine Playlist.

Danke an alle, die mir auf sämtlichen Wegen gratuliert haben – es hat mich sehr gefreut!

Auf ein erfolgreiches 27. Lebensjahr!!

Die Wahrheit über Skills

Wer kennt es nicht:
man hat Suchtdruck. Möchte sich selbst verletzen und/oder schneiden – Medikamente einnehmen – Drogen nehmen – sich schaden – ungeschützten Sex haben – schreien…

Dann heißt es seitens der Verhaltenstherapie: Haben Sie es schon mal mit Skills probiert?

Es gibt im Internet unzählige Listen mit Skills. Wie man sich ablenkt. Wie man mit der unaushaltbaren inneren Anspannung umgeht. Wie man versucht, dass destruktive Verhalten nicht auszuführen.

Und dann hört man seitens der Patient:innen immer wieder: Skills helfen mir nicht!

Deswegen kommt hier und heute: die Wahrheit über Skills. Skills funktionieren. Punkt.

Aber wie? Und warum muss ich eine Chili-Schote essen um mich nicht zu schneiden?

Aber was sind Skills?

Skills sind Verhaltensweisen, die in Situationen mit Anspannung helfen. Dabei ist charakteristisch, dass sie keinen Schaden verursachen. Es sind also Alternativen zu destruktivem Verhalten, wobei sie kurzfristig helfen die Anspannung zu regulieren ohne Verletzungen und Ähnliches zu resultieren.

Skills sind vor allem bekannt als Komponente der DBT (Dialektisch-behaviorale Therapie) und wird vorrangig bei der Therapie von emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung (unter anderem beim Typ Borderline) angewendet. Aber auch andere Patienten mit Problemen in der Emotionsregulation können Skills helfen. So auch bei mir: ich habe zwar keine Borderline-Diagnose, leide aber unter wiederkehrenden Anspannungen und daraus folgenden Selbstverletzungen.

Skills können bei unterschiedlichen Erkrankungen, bei jedem Menschen und in verschiedenen Problemlagen helfen, um mit Druck und Anspannung umzugehen.

Skills helfen in unterschiedlichen Zugangskanälen. Zu den vier Zugangskanälen habe ich exemplarisch jeweils fünf Skills aufgeschrieben, die ich selbst sehr gerne nutze und die mir schon oft geholfen haben.

  • Sinnesbezogene/sensorische Skills
    • Gummiband am Handgelenk schnippsen
    • Chili-Schoten oder scharfe bzw. saure Bonbons essen
    • Coolpacks nutzen
    • Finalgon-Creme auftragen
    • einen entspannten Film anschauen
  • Gedankenbezogene/kognitive Skills
    • Rechenaufgaben lösen
    • Kreuzworträtsel oder Sudokus lösen
    • Chatten/WhatsApp-Nachrichten schreiben
    • einen Brief an sein zukünftiges Ich schreiben
    • Meditieren
  • Handlungsbezogene/behaviorale Skills
    • Pro und Kontra-Liste zum selbst schädigenden Verhalten schreiben
    • Puzzlespiel machen
    • Sportübungen machen oder Treppensteigen
    • etwas Leckeres essen oder backen
    • einen Freund oder Familienmitglied anrufen
  • Körperbezogene/physiologische Skills
    • auf Zehenspitzen laufen
    • Laufen oder Joggen
    • Balancier-Übungen machen
    • Seilspringen
    • zum Lieblingslied Tanzen

Und nun zum Thema:
Mir helfen keine Skills!

Skills muss man üben. Man kann nicht erwarten, dass Skills helfen, wenn man sich nie damit beschäftigt hat. In Phasen, in denen die Anspannung gering ist, sollten die Skills getestet werden. Mir hat es geholfen, sich jeden Tag mit einem Skill zu beschäftigen. Ich habe also einen Skill ausgesucht, ihn angewendet und beobachtet, inwiefern er mir helfen kann – das kann man auch in seinem Tagebuch aufschreiben und seine Erfahrungen festhalten. Zum Testen reichen am Tag auch fünf Minuten. Aber es sollte wirklich so sein, dass man weiß, wie man seinen bevorzugten Skill anwendet und ob er tatsächlich hilfreich ist. Denn jeder Mensch ist individuell. Ich beispielsweise reagiere sehr sensibel auf scharfe Bonbons oder Chilis – ich vertrage scharfes Essen einfach nicht gut. Andere hingegen reizt scharfes Essen gar nicht. Auch sollte man regelmäßig beobachten, ob man seine erlernten Skills auch noch hilfreich findet – man entwickelt sich ja weiter und was einem vor einem Jahr geholfen hat, kann nach einiger Zeit auch weniger helfen. Deswegen hilft es, sich immer wieder damit zu beschäftigen.

Außerdem sollte man Skills immer griffbereit haben. Ich habe im Wohnzimmer einen Couchtisch mit einer kleinen Stoffkiste, in der sich alle Skills befinden. Da ich mich die meiste Zeit im Wohnzimmer aufhalte, sind die Sachen nur einen Handgriff entfernt. Auch in meinem Lieblingsrucksack habe ich ein kleines Säckchen mit kleinen, unauffälligen Skills. Wenn ich unterwegs bin und merke, dass die Anspannung steigt, habe ich somit etwas griffbereit. Zum Thema Skills für jede Situation habe ich bereits einen Beitrag geschrieben: https://www.weltkehrt.de/2022/12/29/skills-fuer-jede-situation/

Und ja – Skills werden nicht denselben Effekt haben wie Drogen, Selbstverletzung oder andere schädliche Verhaltensweisen.

Du hast immer die Wahl. Aber zu lernen, auf eine gesunde Art und Weise mit Anspannung und Druck umzugehen wird dein Leben langfristig verbessern. Vertrau mir – been there, done that.

Ich habe über mehrere Jahre gelernt, welche Skills mir helfen – und welche nicht. Dabei habe ich mir einen kleinen Fundus aufgebaut und Skills gekauft, die mir auch optisch gut gefallen, zum Beispiel, weil sie meine Lieblingsfarbe besitzen. Auch habe ich für verschiedene Anwendungszwecke und für verschiedene Arten der Anspannung eine Auswahl, die ich im Fall der Fälle ausprobieren kann.

Mein Fazit lautet:
Skills sind hilfreich – aber müssen überdacht und geübt werden. Finde für dich selbst heraus, was dir am meisten in Problemlagen hilft und wie du deine Emotionen regulieren kannst. Halte deine Skills aktuell und versuche sie, griffbereit zu halten und beispielsweise in deinem Rucksack mitzunehmen.

Und auch wenn es mal nicht klappt und du dich trotz skillen selbstverletzt, Drogen nimmst etc.: du hast es probiert und darauf solltest du stolz sein!

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Einfach zu viel

Es ist einfach zu viel.

Keine Ahnung, was ich noch dazu sagen soll.

Uni – Privates – „Verrückt, na und“ – Geburtstage – irgendwo noch Leben…Hobbies…

Ich weiß nicht, ob ich es schaffe – mit der Uni und all den Träumen, die ich habe. Nebenbei noch Haushalt, einen schwächelnden Nathan, irgendwo noch Leben…

Ich hatte ein wirklich schönes Beltane, mit lieben Freund*innen. Am Feuer sitzen, erzählen, sich nah sein.

Aber die Angst hockt mir im Nacken. Und diese Woche habe ich keinen regulären Therapietermin. Anrufen? Um Hilfe bitten? Ich weiß es nicht.

Irgendwie durchhalten. Weitermachen.
Ich lenke mich ab. Schreibe gerade meine Kliniktagebücher von 2010 ab. Mach etwas am Rechner, mach ein Backup, aktualisiere Seiten, lerne SQL.

Es wird weitergehen, ganz bestimmt. Aber wie?
Und vor allem: wie sieht die Zukunft aus?

Es steht auch sehr viel an in den nächsten zwei Monaten Mai und Juni.

Mal sehen.

Weitermachen. Kämpfen.

In der Hoffnung: es wird besser.

Die unschönen Seiten der Depression

Depression bedeutet nicht, dass eine hübsche, junge Frau am Fenster sitzt, in den prasselnden Regen starrt und leise weint.

Depression ist ein verdammtes Arschloch. Es ist eine Krankheit. Eine Krankheit, die nicht selten in den Tod führt. Depression ist, jeglichen Kampfgeist zu verlieren und sich selbst aufzugeben.

Heute deswegen all das, was eine Depression unschön, unsexy und absolut beschissen macht. Ohne Spoiler, ohne Schonung, einfach nur brutal ehrlich.

Depression bedeutet…
…sich tagelang nicht zu Waschen
…und auch nicht zu schaffen, sich die Haare zu waschen
…Zähne putzen ungefähr einmal in der Woche zu schaffen
…keine Kraft haben, die Nägel zu schneiden, sie zu lackieren und ordentlich zu halten
…oder sich die Nägel abzuknabbern und in die Finger zu beißen

Depression bedeutet auch…
…sich nichts zu Essen machen zu können
…auch keinen Kaffee zu kochen – oder Tee – oder irgendetwas Gutes.
…Abwasch nicht zu schaffen – mit der Folge von schimmelnden Besteck und Tellern, Töpfen und Pfannen
…man es nicht schafft, sich zu versorgen
…und auch seine Haustiere vernachlässigt

Depression bedeutet ebenso…
…Hobbys zu verlieren
…keine Interessen mehr zu haben, obwohl es so viel Spannendes gibt
…sich nicht bei Freunden zu melden, weil das so anstrengend ist
…seine Familie zu vernachlässigen

Depression kann auch…
…zu Selbstverletzung führen
…körperliche und mentale Folgeschäden verursachen
…das Leben komplett auf den Kopf stellen
…dafür sorgen, seinen Arbeitsplatz zu verlieren
… in den Suizid führen

Was bedeutet Depression für euch?
Was fällt euch schwer?
Was empfindet ihr?
Schreibt es doch gerne in die Kommentare!

Endstation

Ich denke an dich. An die Gespräche, an den Gesang, an das Philosophieren, an das Beieinander sitzen und rauchen, an die Gespräche, an die gemeinsamen Geburtstage, an all die Momente.
Aber ich denke auch daran, dass du gemein sein konntest, dass deine Ansichten nicht immer nachvollziehbar waren, dass du die Konfrontation gesucht hast.
Dennoch denke ich an dich und ich hoffe es geht dir dort, wo du nun bist, besser als auf unserer Erde.

Ostern auf Schloss Wolkenburg

Gestern morgen, 9 Uhr, ich sitze im Regionalexpress Richtung Hof. Mein Platz ist ein Vierer, mir gegenüber sitzt ein Mann mit Anzug, Brosche am Rever, ein IPad in den Händen. Ich überlege, was er wohl arbeitet, was er da geschäftig im Zug zu tun hat – am Ostersonntag, einen der heiligsten Tage des Christentums.

Kurz vor Chemnitz stockt der Zug plötzlich – von überall hört man Becher, Flaschen und Gläser von den Tischen fallen. Rechts neben meinem Platz fällt einer Dame der Starbucks-Kaffeebecher mitten in den Schoß – ich reiche ihr mit einem sanften Lächeln ein Taschentuch.

Glauchau – Sachsen – Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.

Ich schultere meinen schwarzen Armee-Rucksack, steige aus dem Zug aus. Mufasa steht längst am Gleis und winkt mir zu. Ich laufe ihm entgegen und umarme ihn, dann steigen wir ins Auto und fahren den Weg nach Hause.

Nach dem Mittagessen schlagen meine Eltern vor, etwas zu unternehmen. Ich freue mich darüber – ich erinnere mich an Kinderzeiten, in denen wir zu Ostern im hiesigen Waldgebiet spazieren gegangen sind. Dieses Jahr jedoch laufen wir nicht durch den Graurock, unser Ziel liegt etwas weiter entfernt.

Nach einer knappen halben Stunde fahren wir auf einen Parkplatz. Meine Eltern Mufasa und Löwenherz sowie mein älterer Bruder betrachten bewundert die Kirche im Ortsteil Wolkenburg/Mulde von Limbach-Oberfrohna.

Wir bestaunen die klassizistische Kirche, die sehr hell und fast schon modern aussieht. Es erinnert mich an mein Studium der Kunst/Architekturgeschichte. Ein Angestellter der Kirche lässt uns schätzen, wie hoch das Kirchenschiff ist. Ein anderer Besucher schätzt 25 Meter – mein Bruder 10 Meter – und ich 8,5 Meter. Und: ich habe Recht – bis auf den Zentimeter genau geschätzt. Ich bin stolz auf mich.

Nachdem wir die Kirche besucht haben, laufen wir zum Schloss Wolkenburg und laufen durch die Räumlichkeiten, betrachten alte Gemälde, lernen über den Künstler Fritz von Uhde und sehen auch den Festsaal, in dem immer noch Hochzeiten getraut werden. Vor allem die Bibliothek gefällt mir besonders.

Eine kleine Runde durch den Ort, an den Fluss der Zwickauer Mulde, über eine kleine Brücke, dann wieder hoch zur Kirche und zurück zum Auto.

Zu Hause gibt es Kaffee und selbstgemachte Fruchttörtchen. Wir reden. Sitzen beieinander . Ich bekomme ein Osterkörbchen geschenkt, mit Aufstrich und Schokolade.

Mir geht es gut. Die Stimmen sind weg und die Welt ist in Ordnung. Atmen. Dieses Gefühl genießen. Glücklich sein. Es werden wieder Tage kommen, an denen alles Grau ist. Aber es wird auch Tage wie heute geben, an denen es gut ist und es schön ist, zu leben.

Jedes Jahr

Jedes Jahr…
In der Zeit um Ostern, also im März und April, habe ich immer zu kämpfen. Warum? Ich weiß es nicht.
Also nehme ich mir Zeit. Für schöne, entspannende, aktivierende, angenehme und wohltuende Dinge. Ich nehme mir diese Zeit, nehme mir Pausen, aber unternehme dennoch Termine – es geht um die Balance zwischen Ausruhen und Aktivierung.

Gestern war ich dementsprechend erst in der PIA bei Frau Therapeutin, danach noch kurz einkaufen und abends noch beim Krav Maga. Gerade abends doch noch zum Sport zu gehen war eine kleine Herausforderung. Aber ich habe es geschafft und war dann tatsächlich ein wenig stolz auf mich.

Noch ein wenig durchhalten. Atmen. Jedes Jahr….

Am Osterwochenende bin ich bereits gut eingeplant. Freitag mit meinen Schwiegereltern. Samstag die Trauerfeier eines Freundes, der uns im Februar verlassen hat. Sonntag bis Montag dann im Heimatdorf bei meinen Eltern. Ein wenig Auszeit.

Aber: ich plane schon meinen Geburtstag im Mai! Ich habe noch nie so wirklich meinen Geburtstag gefeiert, aber dieses Jahr werde ich es tun. Sogar mit Motto! Und meinen liebsten Freunden. Ich bin froh und dankbar, dass ich hier in Dresden so viele Freunde gefunden habe. Ich denke, dass wird cool werden.

Für alle meine Leser:innen, die christlich sind: ein schönes Osterfest.
Und allen anderen: genießt die freien Tage.

Kreatives Schaffen

Nachdem ich monatelang – ich weiß es nicht mehr genau – kaum einen Stift angefasst habe, hat mich nun die Muse geküsst. Ich war lange sehr unzufrieden mit meinen Bildern. Ich fand sie stümperhaft, wenig aussagekräftig, langweilig und technisch schlecht.

Doch so wie die Sonne zurückkehrt, im Frühling, so kam auch meine Kreativität wieder…

Einerseits durch den Skizzentreff, auf den ich bereits zwei mal gegangen bin, andererseits durch die Lust, wieder etwas auszudrücken. Und so kommt es, dass ich die letzten drei Tage über einigen Bildern hockte, bereit, meine Message zu bündeln und darzustellen.

Wer meine Galerie noch nicht kennt, den verweise ich gerne auf meine Seite: https://galerie.weltkehrt.de

Und nun noch ein paar Skizzen und Zeichnungen der letzten Tage.

Wie gefallen euch die Bilder? Wie würdet ihr die Zeichnungen interpretieren? Schreibt es in die Kommentare!

Eine völlig neue Welt

Im Herbst letzten Jahres der erste Termin bei einem HNO-Arzt, zwei Audiogramme später und einige Tests beim Hörgeräteakustiker später habe ich sie endlich…

Meine Hörgeräte!

Ich fuhr heute morgen zu meinem zweiten Termin mit der Akustikerin. Die Dame war sehr freundlich und verständnisvoll. Eigentlich hätte ich meine Hörgeräte schon eher bekommen, doch die Firma, die die Otoplastiken erstellt, hatte eine kurze Verzögerung. Das erste Tragegefühl erinnerte mich an eine Mischung aus Oropax und fester Zahnspange. Nach einigen Einstellungen und Erklärungen durfte ich hinaus in die Welt.

Was für ein Erlebnis! Ich hörte das Knarren der Straßenbahn, die sich näherte, konnte ein Telefonat mithören, und erschrak über die Lautstärke der Toilettenspülung. Normalerweise trage ich Kopfhörer, wenn ich unterwegs bin. Doch heute, bewaffnet mit dem Hörgerät, fühlte sich alles anders an.

Beispielsweise setzte ich mich bisher immer so, dass ich mitlesen konnte an welcher Haltestelle ich mich befinde. Mit Hörgerät hörte ich die Ansage. Zu Hause angekommen hörte ich mein Handy klingeln und Nathan miauen.

Aber es ist schon sehr ungewohnt. Ich habe nach kurzer Tragezeit starke Kopfschmerzen bekommen und fühlte mich allgemein etwas überfordert. Ich habe sie jetzt erst mal raus genommen um meinen Ohren und meinem Gehirn etwas Pause zu geben.

Die Farben der Otoplastik durfte ich im übrigen selbst aussuchen, wusste aber nicht, wie sich die Farben verteilen. Ich finde sie aber an sich echt chic! Anfangs dachte ich, oh je, jeder sieht es dir an, dass du eine Hörschädigung hast. Aber mittlerweile denke ich darüber anders. Schließlich tragen auch viele, viele Menschen Brille, was ja auch dafür spricht, dass er oder sie eine Seheinschränkung hat.

Jedenfalls muss ich mich erst mal daran gewöhnen. Und in zwei Wochen habe ich wieder einen Termin bei der Akustikerin und wir schauen uns noch andere Modelle an. Irgendwann werde ich dann das Hörgerät finden, welches zu mir und meinem Leben passt.

Der erste Hochzeitstag

Letztes Jahr, an diesem Tag. Es war für einen Februartag ungewöhnlich warm, hell und ohne Wind. Wir trafen uns vor dem Standesamt in Dresden, dabei unsere liebsten Familienangehörigen. Beide waren wir aufgeregt – wer wäre es an unserer Stelle nicht – doch die ganze Zeremonie verlief schneller als gedacht. Danach liefen wir in das Café Toscana, genau neben dem berühmten „Blauen Wunder“ in Dresden.

Doch heute schneit es. Der Wind ist böig und die Flocken wehen uns ins Gesicht. Ich habe den Mantel und die Stiefel an, die ich schon letztes Jahr, genau an diesem Tag trug. Wir haben uns für einen Brunch einen Platz im Wintergarten des Cafés gebucht. Zum Glück: das Café ist gut besucht.

Wir trinken Kaffee, essen Brötchen und Croissants, erzählen, lachen.

Heute ist unser erster Hochzeitstag. Ein Jahr ist schon rum – es ging so schnell. Ein Jahr, in dem viel passiert ist.

Zuerst einmal, dass sowohl André sein Studium abgeschlossen hat und ich meine Ausbildung zum Genesungsbegleiter. Dann unsere wunderschönen Flitterwochen auf Malta und viele schöne gemeinsame Stunden. Mein Entschluss, noch einmal zu studieren. Und das Nathan noch immer an unserer Seite ist.

Als wir fertig sind mit Essen, laufen wir Hand in Hand zur Bushaltestelle und fahren in unsere Wohnung. Wir sind beide müde. Trinken noch einen Kaffee, schauen eine Dokumentation im Fernsehen. André lenkt sich etwas ab und spielt am Computer. Und ich sitze in meinem eigenen, kleinen Zimmer und schreibe diese Zeilen.

Darauf, dass wir nächstes Jahr wieder feiern. Darauf, dass es nur der erste von vielen, vielen Hochzeitstagen wird.

Ich liebe dich!