Der Körper fühlt mit

Die letzten Tage ging es mir physisch alles andere als gut. Angefangen hatte es mit Kopfschmerzen letzten Donnerstag und steigerte sich dann in allgemeines Unwohlsein mit Bauchkrämpfen, Übelkeit und Erbrechen sowie Abgeschlagenheit und Appetittverlust. Viel Ausruhen, Teetrinken und Self Care hat es gebraucht, dass es wieder etwas besser wurde. Ich bin am Montag auch wieder in der PIA. Diese Woche hatte ich dort keinen Termin, wegen dem Brückentag zum Dienstag, dem Reformationstag, welcher in Sachsen ein Feiertag ist.

Jetzt geht es schon besser, aber so richtig „gut“ nicht – auch in Hinsicht auf meine mentale Gesundheit. Muss etwas aufpassen mit mir und meinen Gedanken.

Ich freue mich aber sehr auf die Vorweihnachtszeit, die schon mit großen Schritten näher kommt. Auf Tee und Punsch, Plätzchen backen, dekorieren und Geschenke einpacken.

Balanceakt

Eigentlich läuft es ziemlich gut. Aber ich muss aufpassen, dass spüre ich, irgendwo, tief in mir. Das heißt, seine Frühwarnzeichen zu kennen, seine Grenzen zu wahren und präventive Maßnahmen einzuläuten.

Für diese Woche sind zumindest die Verpflichtungen an der Uni erledigt. Am Dienstag hatte ich zwei lange Vorlesungen, dass bedeutet: 180 Minuten zuhören. Uff! Es war sehr interessant – Thema: Gesundheitswissenschaften – doch auch sehr fordernd. Heute hatte ich nur eine Vorlesung und die zwei folgenden Seminare sind aufgrund Krankheit des Professors ausgefallen.

Dafür habe ich es mir sehr schön gemacht. Kerzen und Räucherstäbchen angemacht, einen Halloween-Film geschaut („Corpse Bride“) und Tee getrunken.

Auch habe ich wieder begonnen, Vitamin B12 und Vitamin D zu supplementieren. B12 aufgrund meines Vegetarismus und Vitamin D aufgrund der geringeren Aufnahme durch Sonnenlicht.

Bisher konnte ich mein Studium und die Therapie gut in meinen Wochenplan einbauen ohne das eine oder das andere auszusparen. Im November liegen jedoch die Kurse und Vorlesungen etwas anders: da muss ich und Frau Therapeutin mal planen, wie ich meine Verhaltenstherapie weiterführen kann.

Aber Halloween naht! Meine Fledermäuse für die Wohnungstür sind schon aus der Deko-Kiste gekrabbelt und werden bald wieder unseren Eingang zieren. Ich weiß noch gar nicht, wie ich mich schminken werde! Ich überlege, einen Totenkopf zu machen wenn ich Süßes oder Saures verteile.

Ein paar Tage sind es noch…und bis dahin…Balance halten.

Alljährliche Müdigkeit

Es ist (für mich) die schönste Jahreszeit. Ich liebe alles am Herbst:

…der Geruch von Regen und das Rascheln der Blätter
…Kerzen und Räucherstäbchen anzünden
…Tee und Kaffee trinken
…Halloween und alte Bräuche

Aber auch die bleierne Müdigkeit, die mich um acht Uhr ins Bett schickt, die Schwere der Glieder, Kraftlosigkeit und leichte depressive Verstimmung.

Jedoch trete ich dem aktiv entgegen und gebe mein Bestes, auf meine Seele und meinen Körper zu achten.

Das Studium an der ehs rollt auch an und ich freue mich über jede bevorstehende Vorlesung, jedes Seminar und Tutorium. Einfach ein „normales“ Leben.

Gerade die Müdigkeit ist aber sehr anstrengend. Ich versuche auf die Zeichen zu achten und eben auszuruhen oder zeitiger ins Bett zu gehen.

Ich bin Student der Sozialen Arbeit!

Ach, wenn ich nur in die Zeit zurückreisen könnte, um mir Mut zuzusprechen…
Es gab Phasen in meinem Leben, da habe ich so an mir gezweifelt. Ich war lange arbeitsunfähig zu Hause, mehr in der Klinik als in den eigenen vier Wänden. Zwar habe ich nie gänzlich aufgegeben, sondern habe immer versucht, meinen Platz zu finden.

Ich habe lange Zeit einfachste Tätigkeiten verrichtet, die mich innerlich mehr aufgeregt haben als das sie mir halfen. In der Arbeitstherapie stundenlang Tüten bekleben oder Tüten befüllen. Ich möchte betonen, dass ich nicht denke, dass das schlecht war – es war einfach nichts für mich.

Dann die vielen, vielen anderen Versuche: Bundesfreiwilligendienst, viele Praktika und Probearbeiten, viele, viele, viele Bewerbungen für Ausbildungen, Versuche zu arbeiten…

Ein Lichtblick war dann die Ausbildung zum EX IN Genesungsbegleiter. Endlich konnte ich meine Stärken nutzen! Auch die Arbeit beim ptv Sachsen e.V. war für mich ein Meilenstein – mein erster Job! Und ich bin auch nicht unzufrieden zu sagen, dass ich diesen immerhin anderthalb Jahre gemacht habe. Für mich ein Wahnsinnsschritt!

Anschließend die Entscheidung: ich möchte studieren. Ich möchte meinen Kopf einsetzen, ich will lesen und mich weiterbilden, ich möchte diskutieren und Fragen stellen, ich möchte mein Potenzial nutzen!

Und da sitze ich nun: im Hörsaal der ehs Dresden, das iPad vor mir, links und rechts Kommilitonen und vorn der Professor. Ich tippe eifrig auf die Tastatur und sauge alles auf wie ein Schwamm.

Wenn die Vergangenheits-Anna das nur sehen könnte! Ich habe einen strengen Bewerbungsprozess bewältigt, bin mit völlig fremden auf die Erstsemester-Fahrt gegangen, ich habe es geschafft mich in die Kurse einzuschreiben.

Da sitze ich nun, bereit, alles zu geben. Ich möchte es schaffen. Irgendwann – nicht heute, nicht morgen, nicht in Regelstudienzeit – werde ich eine Bestätigung erhalten: ich habe studiert und einen Bachelor-Abschluss. Dann bin ich Sozialarbeiterin und kann alles, was ich erlebt habe, mitnehmen in meine Arbeit. Und werde zurücksehen auf eine Zeit, in der ich nicht einmal im Stande war einkaufen zu gehen oder sich um sich selbst zu sorgen.

Daran glaube ich.

Die erste gemeinsame Reise

Die letzten vier Tage in einen Beitrag zu bündeln, fällt mir sehr schwer. Es ist einfach sehr viel passiert: neue Umgebung, neue Menschen, neue Erfahrungen. Deswegen ist dieser Bericht sicherlich mit einigen Lücken und mit subjektiven Eintrübungen.

Aber fangen wir am Dienstag an:

Es ist knapp nach acht Uhr, als ich am Campus der Evangelischen Hochschule Dresden ankomme. Mir laufen drei Mädchen praktisch in die Arme und fragen, ob ich auch ein „Ersti“ bin – ich bejahe und wir gehen durch die Uni auf einen kleinen Park auf dem Campus. Langsam füllt sich alles mit Studenten allen Geschlechtern und Alters. Mehr junge Frauen als Männer allerdings. Ich setze mich zwischen meine Kommilitonen und warte, bis Tutoren und Dozent zu uns stoßen. Wir werde begrüßt und machen ein paar Spiele, um uns kennenzulernen.

Wir werden in Gruppen eingeteilt: Wasser, Luft und Erde. Ich bin Team Erde – es ist mein Lieblingselement. Der Tag ist ziemlich durchstrukturiert und wir werden erst als Gruppe Erde über den Campus geführt, uns wird Mensa und Bibliothek gezeigt. In mehreren kurzen Vorträgen wird uns das wichtigste über das Studium erzählt. Danach gehen einige neue Studenten in die Mensa und verbringen die Mittagspause zusammen. Unser Tag vergeht schneller als erwartet. Aber ich bin wirklich geschafft und müde.

Mittwoch bis Freitag steht dann eine gemeinsame Reise an, in die Jugendherberge Liebethal in Pirna. Wir kommen am Hauptbahnhof Pirna an und wandern dann sechs Kilometer zur Unterkunft. Es hätte so schön werden können…hätte ich nicht absolut unpassendes Schuhwerk an und reibe mir die gesamten Füße auf. Ich bin wirklich kein Mensch, der sehr schmerzempfindlich ist, aber die Wanderung mit offenen Blasen und Blut ist dann doch zu viel. Irgendwie komm ich an, aber ich laufe wie eine achtzigjährige Oma.

Zur Mittagszeit sind wir dann in der Jugendherberge angekommen. Ich beziehe mein Zimmer: anders als erwartet – nämlich Doppelstockbetten und Gemeinschaftsbad – habe ich ein Einzelzimmer mit eigenem Bad und Fernseher. Ich beziehe noch mein Bett, dann geht der erste Tag in Pirna los.

Wieder Spiele zum Kennenlernen, Kurse, Musik und Chor, Vorträge und ganz viel Zeit zum Reden. Ich treffe auf unterschiedlichste Menschen, mit eigenen Geschichten. Auch kreatives machen wir, wie Armbänder knüpfen, Stoffbeutel bemalen und musizieren.

Es ist wirklich ein buntes Potpourri. Die jüngsten Anfang zwanzig, die ältesten über Vierzig. Ich bin mit meinen 27 Jahren im Durchschnitt. Interessant ist der Austausch über den bisherigen Weg, den meine Kommilitonen bereits gegangen sind.

Oft sitzen wir einfach da, rauchen eine Zigarette und reden. Über alles Mögliche, über die Wünsche die wir über das Studium haben, über Persönliches, Hobbys und vieles weitere. Abends sitzen wir im Kreis um eine Feuerstelle, trinken Bier und Wein und ich habe das Gefühl, als würde ich einige schon lange Kennen.

Heute, am Freitag, ging es dann wieder nach Hause. Aufgrund meiner aufgeriebenen Füße bitte ich die Dozenten, mich im Auto bis zum Bahnhof in Pirna mitzunehmen.

Ich bin wirklich richtig erschöpft, obwohl die Tage mit meinen Kommilitonen richtig schön war. Froh bin ich, dass ich trotz meiner Ängste mitgefahren bin, denn es hat sich wirklich gelohnt!

Es ist unsere erste gemeinsame Reise auf dem Weg zum Bachelor. Wir legten in Pirna den Grundstein für den Weg zum Abschluss als Sozialarbeiter*innen. Ich freue mich, den Weg mit meinen Kommilitonen zu gehen, jeder in seinem eigenen Tempo.

Countdown

Noch knapp 5 Wochen, bis das Studium beginnt.

Heute erhielt ich eine E-Mail zu der Erstsemester-Woche vom 11. bis 15. September. Ich habe am Dienstag in dieser Woche einen Infotag auf dem ehs Campus und Räumlichkeiten, Einführung in das Verwaltungsprogram und Verbindung zum WLAN.

Und von Mittwoch bis Freitag fahren wir nach Pirna und wandern nach Liebethal. Dort übernachten wir dann – was genau aber auf dem Plan steht, weiß ich noch nicht.

Es ist – auch wenn ich jetzt schon schrecklich nervös bin – eine gute Möglichkeit seine Kommiliton:innen kennenzulernen. Wenn ich die Chance verpasse, wird es schwerer sein, mich in der Gruppe einzufinden.

Es ist also eine Mischung aus freudiger Erwartung und ein bisschen Angst.

Aber so ist es immer, wenn man seinen Fuß auf Neuland setzt.

Collagrafie Kurs 2. Juli 2023

Heute war ich mit einer Freundin bei einem Collagrafie Kurs der „Kreativen Werkstatt Dresden e.V.“. Von 10 bis ungefähr 15 Uhr konnten wir Drucke gestalten.

Die Collagrafie ist eine Drucktechnik, bei der die Oberfläche einer Druckplatte mit einer Auswahl unterschiedlicher Materialien gestaltet wird.

Quelle: https://www.kreative-werkstatt.de/wpbe_offers/collagrafie/

Ich habe drei Druckplatten gestaltet, mit unterschiedlichen Motiven, aber allgemein in einem ähnlichen Stil. Es hat wirklich Spaß gemacht, mal wieder eine Drucktechnik auszuprobieren!

Darf ich stolz sein?

Darf ich stolz sein?
Darf ich sagen: „Das hast du gut gemacht?“
Irgendetwas in mir sagt: NEIN.
Warum solltest du stolz sein?
Wo du doch nichts und gar nichts schafft?
Du gehst ja nicht einmal regelmäßig in die Uni!
Andere arbeiten sogar neben ihrem Studium.

Und du?
Du bist wohl auch noch selbstzufrieden?

Die negativen Stimmen sind laut in diesen Tagen.

Und ja verdammt, ich darf stolz sein!
Schließlich habe ich schon 100% meiner schlimmen Tage überlebt.

Heute habe ich eine Postkarte und einen Brief geschrieben, ihn in der Post abgegeben und frankieren lassen.

Dann war ich in der Drogerie, habe Kleinigkeiten gekauft.

Mir einen Kaffee gekocht.

Mein „Kinderzimmer“ aufgeräumt, Ordner sortiert, ausgemistet.

Anderen Menschen geholfen.

Ja, ich bin stolz. Ich habe heute – an einem Tag – mehr geschafft als zeitweise in einer Woche. Und ich darf stolz sein.

Ich habe eine Behinderung, auch wenn keiner sie sieht. Und dennoch kämpfe ich. Und ja verdammt, ich darf es, heute, an diesem Tag, am morgigen Tag, an jedem Tag, den ich bewältige, den ich bezwinge und an denen mein Herz zufrieden sein Blut pumpt.

Und dann ruhe ich mich aus, glücklich, zufrieden. Ich habe so vieles geschafft.

Dafür nur eines:
Danke.

21 ist nur die halbe Wahrheit

Wer die Anspielung im Titel dieses Blogbeitrags erfasst, bekommt einen Keks.

Die Hälfte des Jahres 2023 ist geschafft – bald geht auch der Juni zu Ende. Und so, wie alles endet, endet auch meine (kleine) Krise. Und wieder einmal ohne Klinik. Klar, ich bin aktuell zu Hause und lecke meine Wunden (metaphorisch gesehen) und tu mir Gutes. Ich habe erst einmal die wichtigsten Termine, seien es Vorträge oder Arztbesuche, überstanden und kann jetzt Dinge für mich tun.

Was mir gerade viel Spaß macht ist Kreativität. Letzte Woche habe in einem Bastelladen Wolle und Häkelnadeln erworben und einfach durch YouTube angefangen zu häkeln. Okay…das, was entstanden ist, verdient keinen Preis, aber jeder fängt mal klein an.

Und dann habe ich das Briefe schreiben was mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe gerade ein bisschen Papier und dazu passende Briefumschläge im Internet gekauft.

Außerdem lese ich gerade wieder mehr. Aktuell eine Autobiografie einer gehörlosen, jungen Frau.

Ich habe noch ein paar Treffen mit Freunden und Bekannten auf der To Do-Liste stehen und möchte, dass es langsam wieder etwas fester, stabiler in meinem Leben wird.

Es geht wieder aufwärts

Es scheint, als würde langsam Sommer in meiner Seele. Das schlechte Wetter und die Dunkelheit sind vorbei – heute ist der längste Tag des Jahres. Ich bin zwar immer noch sehr erschöpft und müde, habe aber Motivation und viele, viele Termine. Den Rest des Junis muss ich noch hinter mich bringen und durchhalten, danach steht jedoch Sommerpause auf dem Plan.

Kraft schöpfen – das Studium wartet im Herbst auf mich. Es wird nicht einfach, dass weiß ich. Jedoch ist es die Chance meines Lebens.

Nathan liegt viel auf dem Balkon und lässt sich sein braun-getigertes Fell durch die Sonne aufheizen. André ist diese Woche auf einer Fortbildung – wenn ich daran denke, dass es zwei Jahre jede Woche so war, dass er in einer anderen Stadt sein Studium machte! Aber da es mir gerade wieder besser geht, schaffe ich auch diese Hürde.

Ein paar Termine noch – dann erst einmal Ruhe, Zeit für mich, Pause – durchatmen…