Darf ich stolz sein?

Darf ich stolz sein?
Darf ich sagen: „Das hast du gut gemacht?“
Irgendetwas in mir sagt: NEIN.
Warum solltest du stolz sein?
Wo du doch nichts und gar nichts schafft?
Du gehst ja nicht einmal regelmäßig in die Uni!
Andere arbeiten sogar neben ihrem Studium.

Und du?
Du bist wohl auch noch selbstzufrieden?

Die negativen Stimmen sind laut in diesen Tagen.

Und ja verdammt, ich darf stolz sein!
Schließlich habe ich schon 100% meiner schlimmen Tage überlebt.

Heute habe ich eine Postkarte und einen Brief geschrieben, ihn in der Post abgegeben und frankieren lassen.

Dann war ich in der Drogerie, habe Kleinigkeiten gekauft.

Mir einen Kaffee gekocht.

Mein „Kinderzimmer“ aufgeräumt, Ordner sortiert, ausgemistet.

Anderen Menschen geholfen.

Ja, ich bin stolz. Ich habe heute – an einem Tag – mehr geschafft als zeitweise in einer Woche. Und ich darf stolz sein.

Ich habe eine Behinderung, auch wenn keiner sie sieht. Und dennoch kämpfe ich. Und ja verdammt, ich darf es, heute, an diesem Tag, am morgigen Tag, an jedem Tag, den ich bewältige, den ich bezwinge und an denen mein Herz zufrieden sein Blut pumpt.

Und dann ruhe ich mich aus, glücklich, zufrieden. Ich habe so vieles geschafft.

Dafür nur eines:
Danke.

3 Antworten auf „Darf ich stolz sein?“

  1. Liebe Anna, das hast du super geschrieben! Fast denke ich, solche Gedanken haben wir doch im Grunde genommen alle. Ich merke mein Älterwerden. Manchmal könnte ich „Bäume ausreisen“ , wie man so sagt. Dann wiederum habe ich keine Kraft und Energie. Das Asthma, die Arthrose und andere Unpässlichkeiten plagen mich. Nur das Nötigste im Haushalt schaffe ich dann. Die „schönen Dinge“ kommen zu kurz und das macht unzufrieden. Aber ich muss es ja akzeptieren und kann mich nicht zwingen immer zu funktionieren. Deswegen darf ich für alles dankbar sein. Ich lebe, ich werde älter – das alles ist ein Geschenk! Ich umarme dich und habe dich ganz lieb 💕 Deine Tante Marion

  2. Freut mich zu lesen, dass Du es schaffst auf Dich stolz sein. Auch darauf darfst Du stolz sein.

    So wie Du es in etwa über Skills (Fähigkeiten) geschrieben hast: Das muss man ausprobieren und üben, so lerne ich gerade in der ausprobierten wöchentlichen kognitiven Psychotherapie-Stunde,
    – mehr auf die Dinge zu schauen. die ich geschafft habe und weniger auf die Dinge, die ich nicht geschafft habe
    – besser für mich zu sorgen (Selbstfürsorge)

    Die Therapeutin hilft mir sozusagen, mich selbst zu loben, stolz auf meine Leistung zu sein. Hab‘ mir eine Art Sport draus gemacht: bis Freitag früh will ich was geleistet haben, dann ist Therapie und danach Wochenende, an dem ich zufrieden entspannen „darf“, wie jeder andere auch.

    Aber auch noch etwas habe ich dank ihr gelernt:
    „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ etwas abzuschütteln.
    Es darf mir auch schon VOR der Arbeit und zwischendrin gut gehen und ich Dinge tun, die mir gut tun, Vergnügen bereiten.

    Krank und arbeitslos genieße ich die Freiheit, selbstbestimmt

    Mit LongCOVID-ME/CFS bremst mich mein Energiemangel aus, hat meine ADHS-Hummeln noch mehr vom Hintern ins Hirn verlagert, aber mein ADHS, das mich gern 1000 Dinge gleichzeitig anfangen lässt ist ideal, wenn man als ME/CFSker mit seiner geringen Energie gut haushalten muss: Mit Pacing, wozu unterstützen wunderbar Switching passt (also das Wechseln zwischen Tätigkeiten). Ich bin (privat) auch nicht mehr traurig, wenn ich vergessen habe, was ich wollte: Gutes kommt wieder.
    Nur Kochen mit Siebgedächtnis und Geruchsverlust (durch LongCOVID) ist da ein bisschen ein Problem. Eierkocher die piepen sind ein wahrer Segen.

    Dinge müssen nicht sofort fertig werden, der erste Schritt ist der schwerste und dann wird es schon, halt langsamer als bei „Normalos“. Hauptsache es geht voran, auch trotz wiederkehrender Rückschläge.

    Einfach mal machen, könnte ja gut werden.

    (oder wie mal eine unmögliche Chefin sagte: Lieber schlecht gemacht, als gar nicht.)

    Oder: Nutze den Tag, und wenn der Tag scheiße ist, nutze en nächsten.
    (gern ergänzt mit: Jeder Tag ohne Zettel am Zeh‘ ist ein guter Tag).

    Ich liebe (& sammle) schlaue Sprüche

    (Ok, mich kurz fassen etc. pp muss ich auch noch üben)

  3. (2. kürzerer Kommentarversuch, nachdem meine Nudeln überkocht sind und bevor ich switchen „muss“)

    Ja ‼️ Ja ‼️ Ja ‼️

    Du darfst/musst stolz Dich sein: Selbstfürsorge‼️
    gaaaaanz wichtig‼️

    Freue mich riesig über Deinen Blog und noch viel von Dir zu lesen.

    Danke dafür ‼️

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