6:30 Uhr heißt es aufstehen, anziehen. Frühsport. Dann: Frühstück. Müde torkle ich auf meinen Platz zu den anderen Frauen, mein Tablett vor mir und die Augen halb geschlossen. Jeden Tag dasselbe Spiel, nur am Wochenende erlassen sie uns den Sport.
Wochenende auf Station bedeutet vor allem eins – warten. Warten, warten, warten. Bis es Essen gibt. Bis der Besuch kommt. Bis er wieder geht. Bis Nachtruhe ist. Am Wochenende ist man in diesem Menschenzoo gefangen, wenn man nicht alleine raus darf. So wie ich. Das einzig spannende was passiert sind die Fütterungen. Ansonsten gibt es nichts, was einen hält. Mit dem Besuch, der die Monotonie unterbricht, darf ich hinaus gehen. Es tut gut das Wetter zu spüren, Hitze, Kälte, Regen. Einfach wieder etwas freier zu sein. Ins Café zu gehen. Den Menschenzoo zu verlassen.
Dann fängt die Woche wieder an. Montags ist Visite. Die Ärztin ist nicht da, sodass die Psychologin und der Pfleger die Visite veranstalten. Es wird kurz gefragt. Wie geht’s Ihnen? Haben Sie noch Fragen? Mein Ziel benennt die Psychologin direkt: das ich zu den Therapien gehe.
Wir reden für fünf Minuten. Darauf wartet man den ganzen Tag.
Handwerk bzw. Ergotherapie vertreibt die Langweile. Ich webe wieder ein Sitzkissen. Auch hier wird gefragt, wie es mir geht.
Ich weiß nicht genau, antworte ich. Ich weiß es einfach nicht.
Ach das Warten ist mir selbst so präsent. Man wartet den ganzen Tag auf die kleinsten Dinge. Man wartet sogar, bis man die Medikamente ausgeteilt bekommt, obwohl man darauf gar nicht warten möchte. Und das Wochenende ist da Spitze des Wartens. Ein Verzeitschneller wäre hier super wertvoll. Falls ich in den nächsten Tagen einen arrangieren kann, schicke ich ihn dir 😉