Ein Gespräch mit einer anderen Betroffenen hat mich darin erinnert, welche riesigen Fortschritte ich in diesem Jahr gemacht habe. Was alles nicht möglich war. Was ich nicht konnte. Was einfach nicht mehr selbstverständlich war für mich.
– Lesen. War viele Monate mehr eine Qual als eine Freude. Eigentlich lese ich viel und gerne, aber letztes Jahr habe ich vollkommen die Freude daran verloren. Mit Kinderbüchern habe ich mich dann langsam wieder heran getastet. Und letztendlich, außerhalb der akute Phase, war es wieder möglich.
– Logik. Meine Schwester verließ kurz den Raum um etwas zu holen. Dieses kurze verlassen konnte ich nicht logisch einordnen und fragte, während sie zur Tür lief, wo sie hin ist. Das war bei den ersten Besuchen auf der Geschlossenen.
– Reden. Lange Zeit konnte ich mich schwer artikulieren, war verwirrt durch die Rede anderer Menschen. Ich konnte nicht frei reden sondern überlegte immer jedes mal, wie ich etwas artikuliere.
– Zukunft. Lange Zeit dachte ich, jetzt ist mein Leben, wie ich es kannte, vorbei. Ich war nicht fähig, zukunftsorientiert zu denken. Mein Leben war zu Ende. Ich suizidal. Ich war einfach unfähig, über den Tellerrand zu blicken.
– Emotionen. Ich war innerlich einfach abgestumpft. Mein Antrieb war im Eimer, ich total depressiv. Meine Emotionen bewegten sich im immer gleichen Rahmen. Nämlich von richtig beschissen zu noch beschissener. Alles war grau in grau.
Und jetzt?
Lese wieder gerne. Kann mich artikulieren. Ich bin froh, zu leben.
Oh das könnte ich genau so unterschreiben. Echt wahnsinnig, das zu lesen. Du hast so viel geschafft.
Danke, liebe schizoiert. Das stimmt. Wir haben echt viel geschafft in der letzten Zeit.