Das ist noch nicht das Ende

Unglaublich – das ist mein hundertster Eintrag. Ich hätte nie gedacht, soweit zu kommen.
An 364 Tagen im Jahr vermeide ich Körperkontakt zu anderen Menschen. Ich setze mich nicht freiwillig in Bus und Bahn neben Fremde, ich meide Augenkontakt, ich hasse es, angesprochen zu werden. Vermeidung, Ablehnung, Intoleranz. Ich weiß, dass ich daran arbeiten müsste. Das habe ich in der Therapie bei Frau M. schon so oft getan und in den Therapien zuvor. Es ist besser geworden, aber nicht verschwunden.
Jedenfalls ist dieses Wochenende das Straßenfest „Bunte Republik Neustadt“ im Dresdner Szeneviertel. Musik, Essen, Alkohol, ein Haufen verrückter Leute.
Da standen wir, in einer Menge von Leuten, umgeben von kiffenden, trinkenden, tanzenden Menschen. Die ersten Akkorde erklangen und die Menge bewegte sich erst langsam, dann immer schneller im Takt. Wie ein Crescendo ging die Bewegung erst langsam und leise los, um dann im Refrain in Pogo, slammen und moshen zu enden. Die ersten Stagediver bahnten sich ihren Weg über die Menge, wurden getragen, fallen gelassen, rappelten sich wieder auf um erneut auf die Bühne zu kommen. Und unter all diesen ich, mehrmals übergossen mit Bier aus Plastikbechern, mit dreckigen Schuhen vom Pogo, nass vom Regen.
Ich bin nicht oft auf Konzerten, obwohl ich Musik liebe. Obwohl ich es mag, den Bass zu spüren, die Klänge in mir aufzunehmen. Aber dieses eine Mal, wenn ich auf einem Konzert bin und mich innerlich wie äußerlich fallen lasse, kann ich für wenige Momente vergessen. Mich entfernen von den Gedanken, Problemen, Sorgen. Und einfach sein.

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