Sich lebendig fühlen

Gestern war ich auf einem langersehnten Konzert in Leipzig. Zum Glück hatte ich sowohl eine Begleitung, als auch eine Mitfahrgelegenheit ergattert, womit das Ganze perfekt geplant war.
Es spielte die englische Metalcore Band Bring me the Horizon und als Vorband die deutsche Trancecore Gruppe To the Rats and Wolves (eine Band die meine beiden Lieblinsgtiere im Namen vereint – was könnte besser passen?).
Hier ein Video, wo die Vorgruppe ein Lied der Hauptgruppe covert.
Es war voll, es war laut, es war eng und es war heiß, aber es war genial. Ich hab selten auf einem Konzert so viel mitgesungen und getanzt, selten so viel gespürt, erlebt, gefühlt. Ich bin total heiser und durchgeschwitzt aus der Veranstaltungshalle gekommen, aber ich fühlte mich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder total energetisch, aufgeladen, zum zerreißen gespannt und glücklich.
Es wurde nicht nur das neuste Album, sondern auch ein paar „Perlen“ älterer Tage gespielt, womit ich 2 von 3 Lieblingsliedern live hören durfte.
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I’ve had enough
There’s a voice in my head
Says I’m better off dead

(aus „Happy Song“)

Und eine Referenz zum Stimmen hören! Passt doch perfekt!
Es hat sich also voll gelohnt, es war genial, anstrengend und Kräfte zehrend, aber genial. Ich bin heute gegen 1 Uhr wieder zu Hause gewesen. Zum Glück fuhr gerade eine Bahn in meine Richtung, sonst hätte ich mit meinem Hinkefuß nach Hause laufen müssen.

Das ist noch nicht das Ende

Unglaublich – das ist mein hundertster Eintrag. Ich hätte nie gedacht, soweit zu kommen.
An 364 Tagen im Jahr vermeide ich Körperkontakt zu anderen Menschen. Ich setze mich nicht freiwillig in Bus und Bahn neben Fremde, ich meide Augenkontakt, ich hasse es, angesprochen zu werden. Vermeidung, Ablehnung, Intoleranz. Ich weiß, dass ich daran arbeiten müsste. Das habe ich in der Therapie bei Frau M. schon so oft getan und in den Therapien zuvor. Es ist besser geworden, aber nicht verschwunden.
Jedenfalls ist dieses Wochenende das Straßenfest „Bunte Republik Neustadt“ im Dresdner Szeneviertel. Musik, Essen, Alkohol, ein Haufen verrückter Leute.
Da standen wir, in einer Menge von Leuten, umgeben von kiffenden, trinkenden, tanzenden Menschen. Die ersten Akkorde erklangen und die Menge bewegte sich erst langsam, dann immer schneller im Takt. Wie ein Crescendo ging die Bewegung erst langsam und leise los, um dann im Refrain in Pogo, slammen und moshen zu enden. Die ersten Stagediver bahnten sich ihren Weg über die Menge, wurden getragen, fallen gelassen, rappelten sich wieder auf um erneut auf die Bühne zu kommen. Und unter all diesen ich, mehrmals übergossen mit Bier aus Plastikbechern, mit dreckigen Schuhen vom Pogo, nass vom Regen.
Ich bin nicht oft auf Konzerten, obwohl ich Musik liebe. Obwohl ich es mag, den Bass zu spüren, die Klänge in mir aufzunehmen. Aber dieses eine Mal, wenn ich auf einem Konzert bin und mich innerlich wie äußerlich fallen lasse, kann ich für wenige Momente vergessen. Mich entfernen von den Gedanken, Problemen, Sorgen. Und einfach sein.