Ich ging weiterhin zur Schule und fiel dort nicht weiter auf. Langsam begann ich mich aber immer weiter zurück zu ziehen. Ich traf mich seltener mit Freunden, war fast nur noch in meinem Zimmer und vergaß Kontakte zu pflegen. Dies hatte zur Folge das sich einige Freunde von mir abwandten, weil ich nicht mehr für sie da sein konnte. Ich wusste selbst, das es meine eigene Schuld war, aber ich konnte diesen Zustand nicht ändern. Das, was ich erlebte nennt man Prodromalstadium. Denn ich war auf einem Weg, der keine Abzweigungen hatte, um ihn zu verlassen. Ich lief immer weiter auf diesem Pfad. Und das allein, denn niemand schien die Veränderungen wahr zu nehmen. Vor allem verlor ich den Kontakt zu meinem besten Freund Jens, der selber eine schwere Zeit durchmachen musste. Aber ich schaffte es nicht für ihn da zu sein, war viel zu beschäftigt mit mir selbst. Außerdem merkte ich das erst viel zu spät.
Dennoch hatte ich eine Stütze – meine Beziehung mit André. Obwohl die Symptome nie ganz abklangen half sie mir.
Ich war wenige Wochen vor den Abitur-Prüfungen. Ständig hörte ich ein murmeln, rauschen. Unwissend, wie ich damals war, dachte ich es sei eine Form von Tinnitus. Doch heute weiß ich, das dies eine Form von akustischen Halluzinationen ist – mein Stimmengewirr, welches ich fast immer höre. Während den Prüfungen ging es mir besonders schlecht. Von allen Seiten prasselten Gefühle, Gedanken und Reize auf mich ein. Ich konnte nichts mehr hören, außer das ständige Gemurmel. Sobald ich das Schulgelände verließ schien mich jeder zu beobachten, einige gar zu verfolgen. Ich wusste nicht ein noch aus. Aber irgendwann endete auch diese Phase und für ein paar Monate hatte ich Ruhe vor den Stimmen und Eindrücken.
Eine Antwort auf „Von Prüfungen und Stimmgewirr“