Krisenverhalten

Heute war der erste Tag mit der Verkürzung. Zugegebenermaßen, gebracht hat es nicht wirklich was, aber ich war zumindest körperlich nicht ganz so extrem erschöpft. Heute war Schultheorie dran, mit dem Fach Mathematik. Zuerst hatten wir schriftliches Rechnen und verdammt noch eins, ich war so schlecht. Wann hab ich das letzte Mal schriftlich dividiert? Oder multipliziert? Ich kann dank Abitur Integrale und komplexe Funktionen ausrechnen, aber schriftliches rechnen kann ich nicht mehr. Ich hab das also nochmal erklärt bekommen…und dann ging es ans Testen. Dank meiner schlechten Konzentration, emotionaler Instabilität und der Stimmen war ich bei gerade mal 50% und das macht mir echt zu schaffen. Ich hab viele Pausen gebraucht, oft geseufzt, geweint, gezittert und in Panik ausgebrochen. Derzeit ist bin ich in einer Krise, das muss ich mir eingestehen. Selbst 3 Jahre nach Psychosen ist die Denkleistung vermindert, das muss ich mir auch eingestehen und es nutzen um mich nicht fertig zu machen. Konzentrieren und arbeiten geht nicht, das muss ich verstehen…puh, es ist nicht einfach derzeit. Es ist sogar sehr schwierig im Moment und das BBW verlangt mir alles ab. Aber ich kämpfe mich jetzt dadurch, ich ziehe das durch, ich schaffe das, koste es was es wolle.
Danach war ich in der AWO zur Kunsttherapie. Ich hab ein wenig vor mich hin gezeichnet, ganz ohne Anspruch. Es war wirklich entspannend und es tat mir gut, zeichnen ohne Hintergedanken und ohne Stress. Der Therapeut hat es auch verstanden. Dann haben wir noch geredet und es tat gut, denn er hatte ähnliche Interessen und Ansichten wie ich. Mit wem sonst kann man sich erst über den sumerischen Pantheon und dann die kommunistischen Züge der Urgesellschaft reden? Es war einfach entspanntes beieinander sein und einfach mal plaudern und das auf gutem Niveau. Ich bin danach noch zu Frau Ludwig, habe mit ihr über Montag gesprochen und wie es mit der Arbeitszeit Verkürzung läuft. Ich hab am nächsten Montag Einzeltherapie Kunst mit Jay (ich brauche langsam eine Übersicht wer welchen Spitznamen hat). Und zuvor ein Gespräch mit Frau Ludwig zur Entlastung. Die Gespräche bei ihr haben das Gute das ich nicht an einen psychologischen Kontext oder an einen Therapieplan gebunden bin, sondern frei von der Leben erzählen kann was gerade schwierig ist. Das tut auch einfach mal gut, gerade jetzt wo es alles so blöd ist.
Morgen dann steht wieder Konstruktion und Gestaltung an und nach Ende der Maßnahme ein Gespräch mit der Psychologin. In der PIA müsste ich auch noch anrufen und einen neuen Termin ausmachen, sowohl bei der Therapeutin als auch bei der Ärztin. Dafür brauche ich dann noch die Freistellungsanträge. Außerdem muss ich bisherige Kunstwerke mit ins BBW nehmen, die gebe ich ab zur Eignungsabklärung für Gestaltung. Da habe ich Sachen aus der Kunsttherapie genommen, weil das derzeit das aktuellste ist. Mehr habe ich außerdem von diesem Jahr nicht. Immerhin etwas.

Obacht

Derzeit heißt es roter Alarm. Ich muss aufpassen, das ich nicht direkt in die nächste Krise schlittere. Ich habe eine Menge meiner mir bekannten Frühwarnzeichen für eine Psychose und direkt gut geht es mir auch nicht. Der Stress im BBW macht mich schon ziemlich fertig, ich mache ihn mir hauptsächlich selbst. Dennoch versuche ich mich gerade in die Gruppe zu integrieren (mit Erfolg) und mit den anderen gut zurecht zu kommen. Mit Chris fahre ich oft mit dem Bus nach Hause und rede auch in den Pausen mit ihm, mit den anderen beiden bin ich noch nicht so grün.
Dadurch das es mir derzeit eher mies geht habe ich bis zum 2.6. eine Arbeitszeit-Verkürzung. Statt 7 1/2 Stunden nur 4 1/2 Stunden. Die Psychologin hat meine Situation ernst genommen und direkt reagiert. Ich habe am Donnerstag noch ein kurzes Gespräch mit ihr, wie es so läuft. Derzeit ist es in meinem Kopf ziemlich laut. Ein Genuschel die ganze Zeit und dann ab und an Stimmen. Derzeit dominiert die männliche, Demian, er ist am aktivsten. Und das obwohl sonst Eva immer so gesprächig ist…
Gestern war ich in der SHG und wir haben gepicknickt, bis uns ein Gewitter überrascht hat. Für mich wurde ein Kuchen mit einem Einhorn drauf gebacken und von Frau Ludwig bekam ich Veggie Schokolade und Tee. So lieb! Ich hab mich richtig sehr gefreut. Nach dem wir im Regen durch die Neustadt liefen, sind wir noch was trinken gegangen.
Am Montag nächste Woche geht vermutlich meine Einzelkunsttherapie los und ich werde noch zur Entlastung mit Frau Ludwig ein Gespräch führen. Sie unterstützt mich in meiner Krise auch so gut es geht und das freut mich sehr. Es ist derzeit nicht einfach und das verstehen zum Glück alle. Ich war gestern so geschafft das ich beim Picknick oft in Tränen ausgebrochen bin. Ich hasse das, es ist mir peinlich.

3. März

Ich konnte die Nacht mal wieder nicht schlafen und hab nebenbei im Fernsehen alle möglichen Dokus „gesehen“,  wenn man mein hin und wider mal hin schauen so nennen kann. Erst über einen großartigen Schriftsteller, Philip K. Dick, der unter anderem The Man in the high Castle, Minority Report und Blade Runner (Träumen Androiden von elektrischen Schafen?) geschrieben hat. Der hatte im übrigen auch einen Dachschaden, also gibt es noch Hoffnung für mich. Er war auch zeitweise paranoid und psychotisch.
Dann heute vormittag der Termin beim ärztlichen Dienst der Agentur für Arbeit. Was ich gut fand war, dass sie sich Zeit genommen hat, die Ärztin. Sie war am sich auch so ganz nett. Zuerst hat sie die üblichen Fragen gestellt („Was ist, Ihrer Meinung nach, mit Ihnen los? Warum haben Sie heute den Termin?“).  Und dann weiteres zur Krankheitsgeschichte, über meine Medikamente und weitere Erkrankungen. Dann hat sie den Blutdruck gemessen, neurologische und allgemeinärztliche Tests gemacht und mein Sehvermögen getestet. Dann Urin-Abgabe. Mensch, jedes mal wenn ich beim Arzt bin. Seh ich so verdächtig wie ein Drogenabhängiger aus?
Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob sie das mit der berufsvorbereitenden Maßnahme verstanden hat. Weil sie am Ende meinte, dass sie derzeit nicht denkt das ich eine Ausbildung schaffe, aber darum geht’s ja nicht. Sondern um die Reha. Mhm. Mal sehen.
Jedenfalls war das Fazit Ausbildung im Berufsbildungswerk, also im geschützten Rahmen. Es macht Sinn und ist realistisch. Aber die Vorstellung…Ist gerade nicht so förderlich für mein Selbstbild. Ich wollte immer irgendwas tolles studieren und einen Bachelor oder Master Abschluss… Und ich schaffe nicht mal eine Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt.

2. Februar

Termine heute:
– Hausärztin Blutentnahme
– Agentur für Arbeit: Reha Antrag absprechen, weiteres Vorgehen planen
– Jobcenter: Arbeitslos melden, ALG2 beantragen
1) Hausärztin
Verhältnismäßig lange gewartet, dann Blutentnahme. Wie immer, rechter Arm, weil man nur da eine gute Vene ertasten kann. Die liegen bei mir einfach blöd.
2) Afa, Reha
Nachdem ich erst mal im falschen Gebäude war, bin knapp zur rechten Zeit aufgetaucht. Die Mitarbeiterin war total lieb und ist auch gut auf mich eingegangen. Sie hat den Rehaantrag mit mir besprochen und dann das weitere Vorgehen mit mir besprochen, zB. das ich noch zum ärztlichen Dienst der AfA muss.
Sie braucht noch ein paar Daten von mir, dann geht alles seinen Gang. Sie wird mich in der Angelegenheit auch noch weiter betreuen, was mich freut, da sie wirklich lieb war.
3) Jobcenter
Dann musste ich warten und warten und warten, bis ich mich arbeitslos melden konnte, und dann nochmal warten, um das im PC einzutippen seitens der Mitarbeiter dort. Dann noch zur ALG2 Antragsabteilung, da wurden mir die Dokumente gegeben und ich hab einen Termin bekommen für nächste Woche Dienstag und Donnerstag.
Dort waren die Mitarbeiter sehr unfreundlich, genervt und gereizt.


Gestern Abend ging es mir nach der SHG echt beschissen und ich habe mich nach circa 2 oder 3 Monaten wieder selbstverletzt.