Ich sitze bei Locke. Diary Cards sind kein Thema mehr, das Thema BPS längst vom Tisch.
Ende letzten Jahres war ich zeitweise sehr enttäuscht von ihr. Ich hatte das Gefühl das die Themen ausgehen, wollte ihrerseits Nachfragen. Weil ich mich nicht getraut habe über vieles zu reden. Ich dachte sie ist Schuld daran, ich eine schlechte Patientin.
Dann habe ich mit einer Bekannten geredet und sie gab mir einen Denkanstoß. Ich sollte die Themen finden und frei erzählen. Von meinen Kinder/Jugendpsychotherapeuten war ich es gewohnt das der Großteil gefragt wurde. Ich habe das für selbstverständlich genommen. Ich dachte, so läuft das nun mal. Hatte ich jedoch ein eigenes wichtiges Thema, ging das aber auf jeden Fall vor. Bei den Erwachsenen sollte man jedoch am besten jedes mal selbst wissen, was man bereden möchte. Einfach um auch zu lernen zu reflektieren. Die eigenen Themen zu erörtern.
Mir fiel es dann schwer, das auch in der Klinik und in der Pia einzusetzen.
So dachte ich also, ich komme mit Locke nicht weiter.
Heute jedoch lief es richtig gut. Ich bin knapp ein Jahr bei ihr und ich kann ihr endlich vertrauen und frei reden. Deswegen habe ich heute ein Thema angeschnitten, über das ich bisher kaum frei geredet habe. Weder bei der Traumathera und in der Klinik. Ich konnte mich öffnen. Und es war befreiend.
Es war wie im Regen stehen nach langer Dürre.
Ich habe geweint und geweint und geweint. Ich hatte starke Schmerzen, weil ich mich so verkrampft hatte. Ich konnte nicht atmen und keuchte. Ich grub meine Fingernägel in meine überkreuzten Arme.
Das wird die nächsten Wochen so weiter gehen weil es noch längst nicht gut ist. Es ist zu stark, das Gefühl. Es ist noch nicht auszuhalten. Das muss ich erst lernen.
Locke war ziemlich mitgenommen und sie sagte: „Frau Kunze, jetzt erst kann ich Ihr Verhalten verstehen. Jetzt erst weiß ich, was sie da tun und warum sie das tun.“
Damit meinte sie meine berüchtigte Thera-Haltung. Kein Blickkontakt, Arme verschränkt und nach vorn geneigter Oberkörper. Leise Stimme. Und am wichtigsten: Du darfst nicht fühlen. Du darfst es nicht zeigen. Du musst es verdrängen.
Jetzt, da es raus ist, kann ich ohne Angst darüber nach denken.
Locke sagte: es ist nicht meine Schuld. Ich kann nichts dafür. Jeder hätte so gehandelt.
Was mir zu denken macht…Und ich weiß nicht, was ich machen soll um dad negative Gefühl zu beschwichtigen…Ich glaube, Locke ist schwanger. Und das hieße Babyjahr. Also Therapeutenwechsel. Und eigentlich… Will ich das nicht…