Angst

Federschwer liegt sie auf mir. Diese Angst. Dieses beklemmende Gefühl. Nichts ergibt Sinn. Alles durcheinander. Kopf rauscht. Irgendwann wird aus dem Rauschen ein Schmerz.
Ich halte das kaum aus. Mir ist alles zu viel. Wann hört das nur auf?
Ablenkung. Warten.
Worauf?
Darauf, das es irgendwann…besser wird…

Naturgeister unter sich

Am Freitag um 21 Uhr begann die Reise. Ich hatte nur meine braune Schultertasche dabei und eine Menge Vorfreude. 22:30 Uhr fuhr der Bus in Richtung Düsseldorf los. André begleitete mich dahin, nach einer kurzen Verabschiedung stieg ich mit  wackeligen Knien ein. Noch nie war ich so wirklich ganz alleine unterwegs. Das ich deswegen nervös war, muss ich nicht erwähnen.
Gegen 7 Uhr kam ich in Düsseldorf an, getroffen haben wir uns dann um 12 Uhr. Sieben Mädchen, die eine Leidenschaft für die Natur und Mode verbindet. Gemeinsam gingen wir dann ins Café TenTen, wo wir uns kennen lernten. Danach shoppten wir erst auf der Japanmeile und dann in der Innenstadt. Abends kamen wir in den Regen, als wir Miso Ramen (eine  japanische Nudelsuppe) aßen. Zu nun mehr viert suchten wir dann unser Hotel auf. Ich schlief in einem Viermannzimmer mit zwei älteren Herren.
Am Sonntag trafen wir uns nach dem auschecken wieder am Hbf und gingen frühstücken ins Sugarbird Cupcale Café. Sehr schöne Location.
Die anderen Mädels fuhren danach in den Wildpark und ich zum Fernbus.
Dort sitze ich nun. Die Aufregung hält sich zum Glück im Rahmen. Ich hätte nie gedacht, das zu schaffen. Irgendwo bin ich stolz auf mich, den Mut gefunden zu haben. Auch „gesunden“ Menschen macht eine Reise allein Angst.
image
unsere Mori kei Truppe vom Sonntag

Warten und reisen

Warten. Ich sitze an meinem Schreibtisch, vor mir mein Laptop. Ich streiche über die Tasten, während sich der E-Mail-Client öffnet. Schaue in mein Postfach. Keine Mail. Dann sehe ich auf mein Handy. Kein Anruf. Wann meldet sich wohl der Tierarzt? Wann weiß ich, wie meine Zukunft aussehen wird?
Gestern schrieb ich die Kündigung. Für die Ausbildung als Informatiker. Versagen, schießt es mir durch den Kopf. Aufgeben, schreit eine Stimme in mir.


Zur Ablenkung begebe ich mich dieses Wochenende auf die Reise nach Düsseldorf. Dort ein Forentreffen der Mori kei * -Anhänger Deutschlands.(* Mori kei: japanischer Stil)
Aufregung in jeder Faser meines Körpers. Ich war noch nie alleine auf einer Reise, im Hotel, in einer fremden Stadt.


Am Montag ein Termin bei Locke. Was soll ich nur sagen? Alles ist durcheinander in meinen Gedanken. Alles so laut. Alles so befremdlich und seltsam. Ich wünschte, es würde das eine Mittel geben, mit dem ich diese Symptome los wäre. Irgendeine Pille. Olanzapin? Hilft nicht. Nur noch Angst, wilde Gedanken, Sorgen, Grübelei, Geräusche und Stimmen.
Wann hat das alles nur ein Ende? Wann ist es vorüber? Wann geht es mir nach so langer Zeit mal wieder gut?
Langsam gehen mir wirklich die Ideen aus. Ich hänge in der Luft (nicht nur berufsmäßig). Ich bin nah ans Krankenhaus gebunden und doch will ich nicht dorthin. Aber andersweitig habe ich keine Hilfe, außer das Gespräch einmal in der Woche bei Locke.
Ich jammere nicht gerne. Aber derzeit habe ich wirklich keine Hoffnung mehr. Klar, es ist aushaltbar derzeit. Ich könnte so weiter leben, arbeiten, zufrieden sein. Aber ich will nicht, das es so bleibt. Ich will wieder schlafen können und keine Alpträume haben. Ich will lachen und Spaß machen können. Ich will einfach nur wieder ich sein.

Neues von der Berufsfront

Sonntags kam meine Mutter und mir eine Idee. Eine Idee, die nicht neu oder einzigartig ist. Eine Idee, die vielleicht alles verändert.
Die Ausbildung zum Informatiker ist offiziell abgesagt. Es fühlt sich wie versagen an. Wie aufgeben. Aber was soll’s. Ist nicht das erste mal, das ich versage, aufgebe.  Klinikaufenthalte,  Schulwechsel,…
Sonntags dann die Idee. Bewerben. Für eine Ausbildung.
Geschrieben – abgeschickt. Montag Abend dann ein Anruf. Heute Vorstellungsgespräch und Probearbeiten.
Was soll ich sagen? Es lief super. Die Arbeit hat so Spaß gemacht und es fühlte sich alles so richtig an. Ich durfte gleich mit ran und half wo ich konnte.
Hoffen wir, das ich angenommen werde.

Entlassung

Heute Entlassung nach der Woche Krisenintervention. Diese Woche bin ich um einiges ruhiger geworden, weniger ängstlich. Habe etwas Vertrauen zu mir selbst gefunden und Zukunftspläne geschmiedet. Vermutlich werde ich die Ausbildung bei der Telekom nicht weiter führen. Erst einmal ein Jahr Bundesfreiwilligendienst machen, danach weiter sehen.
Heute geht es zurück zu Bea, dann nach hause zu Yogi. Morgen ist Schandmaul-Konzert angesagt. Freue mich drauf.

Drei Haselnüsse für Anna

Psychiatrie ist anstrengend. Die  Anspannung geht kaum runter. Dauerstress. Doch dann, wenn man die Geduld hat zu warten, ein Lichtblick.
Zuerst der Besuch meiner Lieblingsmenschen André und S.
Dann die Suche nach der Formel des Lebensglücks mit B., die mit mir in einem Zimmer war. Hier unsere Erkenntnis: Lebe deine Impulse! So lange es niemanden schadet. Wahre Liebe, Vertrauen und Respekt in jeder deiner Beziehungen!“
Sie war es auch, die mir drei Wunsch-Haselnüsse wie in meinem Lieblingsmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ schenkte.
Interessante Gespräche, nette Menschen. Das ist es, was ich aus der Psychiatrie mit nehme. Neben der Anspannung. Neben dem Dauerstress.
Ein weiterer Lichtblick. Der geistig behinderte Mann O. Ein wahrer Sonnenschein. Er begrüßte mich als erstes und fragte dann immer wieder, wie es mir geht. Dann heute ein längeres Gespräch. Er nahm meine Arme, streichelte die Narben und fragte: „Musste…das…sein? “ Ich sagte ja. Mir ging es nicht gut, damals. Ich erklärte ihm, weswegen ich angefangen habe. „Was? Die haben dich gehaun‘? So ein liebes Mädel wie dich haut man doch nicht! „
Gerade liege ich in meinem Zimmer, höre Radio. Am Freitag lasse ich mich entlassen. Ich sitze hier nur meine Zeit ab. Dafür lerne ich nette, interessante Menschen kennen.
Am Montag dann ein Gespräch mit Locke. Mal sehen wie es weiter geht.

Krisenintervention

Psychiatrie, Klappe die sechste.
Die Angst hat mich eingeholt. Zitternd, schwitzend, weinend saß ich vor Locke. Konnte kaum reden. Die Angst lähmt.
Station 83, zum zweiten Mal.
Vermutlich werde ich mich erst einmal zurück ziehen, Kräfte sammeln, zur Ruhe kommen. Mich innerlich mit der Angst auseinander setzen.
Ich warte noch auf das Aufnahmegespräch mit dem Arzt. Dann sehe ich weiter.
Freitag planmäßige Entlassung, Montag Gespräch mit Locke. Bis dahin Krankenschein. Eigentlich müsste ich morgen zum ersten Mal in den Betrieb zum arbeiten. Aber das fällt der Angst zum Opfer.

Chaosgedanken

Gerade geht alles kaputt. Alles den Bach hinunter. Ich habe Monate gewartet, bis die Ausbildung los geht. Und nun, da sie angelaufen ist, wünsche ich mir, ich hätte sie nie begonnen. Ich komme mit meinen Mitschülern nicht zurecht, sie lästern alle über mich oder rufen mir etwas entgegen wenn ich an ihnen vorbei laufe. Alles, was mich ausmacht, wird dazu genutzt mich irgendwie zu hänseln. Ich habe Narben (man redet darüber, spricht mich negativ darauf an). Ich bin Vegetarier, fast sogar Veganer (dumme Sprüche, schlechte Witze, die mich beleidigen sollen). Ich habe rote Dreads und Piercings (im Sportunterricht macht mich erst der Lehrer, dann die Schüler deswegen schlecht).
Ich möchte nicht mehr. Ich fühle mich zurück versetzt in die achte Klasse, wo alles, was ich tat, falsch war und dazu genutzt wurde, mich fertig zu machen.
Ich habe eine unbeschreibliche Angst. Als würde ich ständig Achterbahn fahren oder auf einer hohen Plattform stehen. Und das dauerhaft. 24 Stunden am Tag. Und das seit Tagen. Die Strahlung der Computer? Wer will mir schaden? Wer macht diese Angst in mir?
Und dann die Aussicht wieder auf Arbeit zu müssen. Ich will nicht. Am liebsten würde ich eine Grippe vorspielen und mir einen Krankenschein holen und nicht dort auftauchen. Ich kann das nicht mehr aushalten. Ich zerberste in tausend Teile. Ich will einfach nicht mehr.
Was soll ich nur machen? Morgen ein neuer Tag, eine neue Woche. Am Dienstag beginnt die Ausbildung im Betrieb. Morgen frei. Ich werde morgen früh so zeitig wie möglich in der PIA anrufen und fragen, ob ich einen kurzfristigen Termin bekommen kann. Ich halte das nicht mehr aus. Einfach Locke mein Leid klagen. Danach zu einer guten Freundin gehen und einfach reden.
Angst breitet sich aus. Die Gedanken fließen wie ein schwarzer Strom zwischen meinen Gehirnhälften. Ich nehme Bedarf und warte. (Nichts geschieht). Ich rede mit Vertrauten. (Die mir nicht helfen können).
Die Nächte sind voller Alpträume und verquerten Situationen.
Und diese Angst. Diese unbeschreibliche Angst.