Alltagssorgen

„Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen, ist alles andere ein Kinderspiel“

(Goethe)
Es war eine schmerzliche Erfahrung, die ich diese Woche machen musste. In der Schule, im Studium, in der Klinik gab es jeden Tag Aufgaben, die es zu erledigen und zu meistern galt. Und nun fehlt mir diese Struktur. Es ist eine wichtige Komponente weggefallen, die mir sonst Halt und Stabilität gegeben hat. Natürlich habe ich versucht, gegenzuwirken. Habe Termine ausgemacht und diese eingehalten. Aber nach ein bis zwei Stunden sind auch diese vergangen und ich stehe wieder vor dem selben Problem – was fange ich sinnvolles mit meinem Tag an?
Vor allem am Dienstag war es schlimm, da ich da nichts weiter zu tun hatte. Und sich alleine zu motivieren raus zu gehen, vor allem unter dem Hinblick der Belastung, die das für mich darstellt, ist schwer, unendlich schwer. Da bleibe ich eher im Bett liegen und mache nichts, als es zu schaffen etwas zu unternehmen.
Dann drehen sich wieder die Gedanken, es wird alles zu viel in meinem Kopf, die Stimmen melden sich zurück und ich stehe wieder am Anfang meines Problems.
Dafür läuft es in der Therapie bei der Psychologin super. Sie hat sich heute richtig mit mir gefreut, dass die Zusage zum Ausbildungsplatz kam und konnte ein „Juchu“ nicht unterdrücken. Auch wenn es oft schwierig für mich ist, habe ich heute auch gut mitarbeiten können. Es ist ja derzeit noch die Phase der probatorischen Sitzungen, in denen man sich kennenlernt. Deswegen kamen die altbekannten Fragen, der Bericht über Familie und Vergangenheit, meine Entwicklung und die der Krankheit. Ebenso haben wir eine Verhaltensanalyse gemacht. Bald steht zum dritten Mal der sogenannte „ESI“-Test an, der Eppendorfer Schizophrenie-Inventar, der der Diagnostik von schizophrenen Psychosen dient. Es ist für die Psychologen vor allem von Bedeutung, wie sich dieser im Laufe der Zeit verändert. Dadurch, dass ich ihn schon zwei mal gemacht habe, lässt sich ein Verlauf der Krankheit erkennen, an dem man die Entwicklung messen kann.
Dieses Wochenende fahre ich wieder in meine Heimat, in die Nähe von Zwickau. Ich freue mich schon darauf, bin aber auch, wie immer, ziemlich aufgeregt.

Eine Antwort auf „Alltagssorgen“

  1. Liebe Anna,
    herzlichen Glückwunsch, dass du den Ausbildungsplatz bekommen hast! Ich könnte auch gleich „Juhu“ rufen! Der Besuch zuhause hat dir sicher gut getan, vor allem mit so einer tollen Neuigkeit nach Hause zu kommen. Während der Ausbildung wird sehr viel Neues auf dich zukommen. Du musst viel lernen etc. Ich denke, dann wird der Tag nur so vergehen. Wenn das Wetter wärmer wird, wirst du sicher auch Dresden „erkunden“. Das ist schon eine tolle Stadt. So viel Kultur! Dafür könnte ich dich glatt beneiden. Alles Gute, liebe Anna
    Gruß von Marion

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