Das Jahr 2015

Dieses Jahr im Januar habe ich mit meinem weltkehrten Blog begonnen. Und ich bin sehr froh über diese  Entscheidung. Ich habe nicht nur neue Menschen kennen gelernt, wie zum Beispiel die liebe schizoiert, sondern konnte auch endlich mit meinem ganzen Gedanken-Wust-Knäuel-Ding fertig werden. Es gibt immer so vieles, was ich sagen will und nicht aussprechen kann. Und das Blog hat mir endlich eine Sprache dafür verliehen.
Danke an alle die mit Lesen und kommentieren, die mir E-Mails schreiben und an mich denken. Ich bin immer wieder gerührt durch eure Liebe.
Dieses Jahr ist folgendes passiert:

  • Der Blog wurde gestartet (18. Januar)
  • Therapie bei Locke begonnen
  • Ich habe mich um meine Ratten Beatrice und Hermine gekümmert, die ich aus dem Tierschutz hatte. Beide sind aber aufgrund von Altersschwäche in diesem Jahr verstorben.
  • Ich besuche eine Selbsthilfegruppe für junge psychische Kranke und habe dort Freunde gefunden.
  • Molli ist bei uns eingezogen.
  • Die Verlobung mit André

STATISTIKEN
Die am meisten aufgerufenen Beiträge:

  1. Die Wahrheit der Diary Card (August)
  2.  So kann es bleiben (Juli)
  3. Über die Verfolgung psychisch Kranker (Februar)
  4. Ein offener Brief (August)

Die meisten Kommentare:

  1. Heimatstimmung (8 Kommentare)
  2. Skizze (5 Kommentare)
  3.  Nebelzeit, zweiter Teil (5 Kommentare)
  4. „Take these broken wings“ (4 Kommentare)

Monatsübersicht – meine Lieblingsbeiträge:

Gesamt Besucher: 17.996 Aufrufe: 321.153

MEILENSTEINE
Zitate:

Krise bedeutet für mich, wieder am Anfang starten, erst einmal aus dem Loch heraus geholfen werden. Und dann einige Schritte an der Hand laufen, bis man wieder selbst laufen gelernt hat.


In der Heimat, wo mein Herz lebt.


Ich kämpfe schon so lange. Und immer wieder gibt es Einbrüche in den vereisten See, unter dem die Depression, die Angst, die Psychose lauert.


Lied des Jahres:

Buch des Jahres:
„Bob der Streuner“ von James Bowen
Besondere Menschen, die ich dieses Jahr kennenlernen durfte:

  • OctoStag von Immergrün
  • renrei von Immergrün
  • A. aus der Selbsthilfegruppe
  • schizoiert

ANDENKEN

  • Beatrice und Hermine – meine beiden Rattenmädels
  • Igor – mein Pflegepferd
  • J.  – ein ganz besonderer Mensch und liebevoller Opa Andrés
  • B. – Opa, Vater und Freund, sowie Holzvirtuose

Wichtel und Rückblicke

Die Feiertage sind um, dennoch durfte ich noch einige Zeit im Kreise der Familie genießen. Ich war zum zweiten Mal zu „Star Wars VII – Das Erwachen der Macht“ im Kino. Ohne zu spoilern kann ich sagen, das er sich lohnt und wirklich nicht schlecht ist.
Heiligabend war ich bei meiner Schwester in Leipzig, mit dabei meine anderen beiden Geschwister, meine Eltern und meine Oma mütterlicherseits. Den ersten Feiertag bei Andrés Eltern und abends bei seiner Tante. Tag drauf war dann André bei meiner Familie.
Ich möchte mich für ein wunderschönes Geschenkepäkchen einer Leserin bedanken: der wunderbaren Ren Rei. Wir haben ein Weihnachtswichteln im Immergrün Mori kei Forum gemacht, wobei sie mich bewichtelte. Ich habe wirklich wunderbare Sachen bekommen: eine Teemischung, Ohrringe mit Knöpfen, ein Haarband, ein Buch, ein Schlüsselanhänger. Das Buch heißt „8 Wochen verrückt“. Quasi thematisch passend zum Blog.
Im Gegenzug dazu habe ich OctoStag von OctoStag Blog ein Geschenk gemacht. Für Octo gab es ein Lederarmband, eine Beaniemütze und Wolle.
Dieses Jahr habe ich die Mori kei Community gegründet. Und sie haben mich alle so gepusht, mir so geholfen und mir so viel gegeben. Ich bin einfach dankbar für alles, was mir diese Mädels und Jungs gegeben haben. Ich habe neue Freunde gefunden, zum Beispiel OctoStag und pinkdeathstar, aber auch die Mädchen, die sich mit mir in Düsseldorf getroffen haben.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu…und es war zweifelsohne eines der schrecklichsten Jahre meines Lebens. Aber so geht es nicht nur mir; viele Menschen, die mir Nahe stehen, hatten 2015 Probleme. Verluste, Trauer, Ängste…aber ich hoffe, wir alle können 2016 damit abschließen und alles verarbeiten, was uns geschehen ist.
Vor allem die häufigen Aufenthalte in der Psychiatrie haben an mir genagt – ich war in 7 Monaten dieses Jahres in der Klinik. Mal länger, mal kürzer, aber es war dennoch sehr anstrengend und nervenaufreibend.
Positives gab es allerdings auch: der Einzug meiner kleinen Molli, die Verlobung mit André und die vielen Gelegenheiten, bei denen ich neue Leute kennenlernte. Zum Beispiel die Treffen mit den Immergrün-Leuten und die Selbsthilfegruppe. Außerdem die Zeit, die ich mit meinen Liebsten verbringen durfte.

Berufsunglück

Ich lief durch den Park, indem ich jeden Winkel, jeden Baum, jede Bank kannte. Es war Herbst geworden und die kahlen Bäume kratzten am grauen Himmel. Laub fegte durch den scharfen und kalten Wind über die gepflasterten Wege. Ich setzte mich vor den Neptunbrunnen und sah zu, wie die Krähen über ihm kreisten. Graubedeckte Himmel mit dunklen Schwingen gezeichnet. Ich wollte zur Infoveranstaltung des BTZ, um mich weiter über berufliche Reha zu informieren. Aber ich war gnadenlos zu zeitig da und deswegen hatte es mich in den Park des naheliegenden Krankenhauses, in dem ich so viel Zeit verbracht hatte, verschlagen.
Als ich zurück kehrte, ging ich zu A. aus der Selbthilfegruppe, der derzeit auch am BTZ eine Maßnahme macht. Wir unterhielten uns und er lenkte mich von meiner Unsicherheit und Angst ab. Bald schon kamen andere Interessenten, und, oh Wunder, ich kannte einige von ihnen aus der Klinik.  Eine Mitarbeiterin des Beruflichen Trainings kam und begann mit der Präsentation über das BTZ. Sie erklärte das Modell, die Ziele, die Arten und Leistungen. Im Anschluss machten wir einen Rundgang durch das Gebäude und lernten die verschiedenen Arbeitsbereiche kennen. Am meisten interessierte mich der gestalterische Bereich mit Buchbindung, Mediengestaltung und das Labor, sowie die Schneiderei. Mal sehen, ob ich teilnehmen kann und dann die Bereiche kennen lerne…
Wenn die Personalabteilung im Krankenhaus endlich auf meine Kündigung reagieren würde, könnte ich dem Sozialdienst Bescheid geben, das ich mich für die Reha entschlossen habe und das durchziehen möchte. Aber seit einer Woche keine Reaktion…
Das Wochenende wird ruhig, ich werde ein wenig stricken, auf Miezi aufpassen und eventuell durch die Stadt spazieren gehen.  Und möglicherweise Kaffee trinken gehen. Hab ich das schon mal erwähnt? Ich liebe Kaffee.

Ich weiß gerade nicht, wie es mir geht. Ob es mir gut geht. Ob es mir schlecht geht. Gerade bin ich sehr sensibel. Ich könnte wegen Kleinigkeiten in Tränen ausbrechen. Ich höre wieder viel (an euch da oben: langsam nervt’s). Ich habe sehr viel Angst.
Ich wünsche mir…das es langsam mal wieder aufwärts geht. Eigentlich dachte ich, das ich mir das mittlerweile verdient hätte. Irgendwo. Ich kämpfe schon so lange. Und immer wieder gibt es Einbrüche in den vereisten See, unter dem die Depression, die Angst, die Psychose lauert.

Wenn ich die Sorgen vergesse

Die Tage zu Hause waren geprägt von Hitzezustandsvermeidung und Lachen. Endlich mal wieder. Gemeinsam ist man schließlich weniger allein. Es tat gut, mit meinen Geschwistern (zumindest 2/3) zusammen zu sein. Bei Yogi, meiner Katze zu sein. Geborgen zu sein. Frei zu sein.
Holunderblüten sammeln in Begleitung des dreifarbigen Mäusetöters. Den 92. Geburtstag meiner Oma zu feiern. Meine Eltern wieder zu sehen. In meinem alten Kinderzimmer zu liegen und einfach zu lesen.

PIA und ich

Beim letzten Gespräch kam heraus, dass ich wahrscheinlich in die Psychiatrische Institutsambulanz (kurz: PIA) soll. Das würde bedeuten, dass ich dort einen Psychiater und Psychologen habe, zu dem ich (wöchentlich?) gehen kann. Vor allem, dass ich mir keinen Psychologen suchen und Monate lange warten muss ist ein riesiger Vorteil. Die Psychiater dort stellen mir auch meine Rezepte für die Medikamente aus. Noch ein Schritt weiter in Richtung Selbstständigkeit.
Die PIA nimmt nicht jeden Patienten auf (sonst wäre sie bei der Dichte an Patienten zu voll), sondern vorrangig chronisch und schwer psychisch Kranke. Leider falle ich unter diese Kriterien…was aber andererseits ermöglicht, dass ich dort die Therapie in Anspruch nehmen kann.
Versorgungsschwerpunkte sind die Behandlung schwer und chronisch Kranker im Rahmen der Nachsorge, aber auch Notfallpsychiatrie. Ziel ist die Vermeidung oder Verkürzung stationärer Behandlung, aber auch die Sicherstellung einer Behandlung für Patienten, die von den Angeboten niedergelassener Ärzte nicht oder nicht ausreichend erreicht werden. Das Versorgungskonzept stellt praktisch eine integrierte Versorgungsform dar […]
– CC-BY-SA 3.0, Wikipedia
Das ist die Definition und die Ziele, die in der PIA erarbeitet werden sollen.

I – Woche 13 – Psychiatrie

Heute habe ich mir mit dem Fachpfleger unserer Station die Tagesklinik kurz angeschaut. In der Visite wurde der Rahmen von ein bis zwei Wochen besprochen, je nachdem wie der Patientenstand ist. Denn es sollen recht viele Patienten da sein. Ich habe einige gesehen, war vor allem überrascht das es deutlich mehr junge Patienten gibt als ältere – auf den Stationen auf denen ich war, war das meistens anders.
Endlich wird auch das abhängig-machende Benzo Tavor abgesetzt. Es wird sicherlich wieder sehr schwer, denn die Entzugserscheinungen setzen schon nach wenigen Wochen ein. Und auch letztes mal, im Dezember, hatte ich deutliche Entzugserscheinungen. Angefangen mit Unruhe und Angst über starkes zittern. Wenn ich daran denke was es noch für andere (illegale) Stoffe gibt, möchte ich nicht an diesen Entzug denken. Das muss die Hölle sein – mir reicht das Tavor schon aus!
In der Visite wurde gesagt das ich medikamentös trotzdem sehr hoch eingestellt bin. Aber es gibt immer noch quälende Restsymptome…die wahrscheinlich nie wieder ganz zurück gehen. Das macht mir schon Sorgen. Denn Sorgen habe ich genug. Angst, ob meine Bewerbung für die Ausbildung angenommen wird. Zweifel ob es das Richtige ist. Ob ich das Studium nicht besser weiter führen sollte. Und ob die Psychose wieder kommt. Das macht mir am meisten Angst. Ich fürchte mich so, dass bald alles wieder von vorne beginnt. Die Ängste, die Stimmen, die mich drängen mich zu verletzen. Zumal das statistisch gesehen die häufigste Verlaufsform ist – wiederkehrende Episoden….aber was wird dann mit der Ausbildung, wenn ich wieder wochenlang in der Psychiatrie hocke? Es ist so unheimlich stressig, sich darüber Gedanken zu machen. Diese Grübelei lässt sich auch nicht abstellen. Es ist einfach quälend. Das sorgt für noch mehr negativen Stress, der Stress wiederum schürt das Feuer der Psychose…