Heimatstimmung

Um sechs Uhr sind wir, das heißt ich und meine Schwester Laura, aufgestanden um unseren Zug Richtung Hof zu schaffen. Ich war, wie meistens, ziemlich aufgeregt, dass wir den Zug nicht schaffen könnten. Zum Glück ist Laura in diesem Punkt sehr viel ruhiger als ich es bin, weswegen wir den Zug zwar schafften, aber keine übermäßige Zeit des Wartens verschwendet haben. Auch das Fahren im Zug fällt mir nicht leicht, weil ich ständiger Angst ausgesetzt bin. Ich habe Angst, dass mein Studententicket nicht gilt und ich schwarz fahre, das ich es vergessen habe, das ich einfach von dem Kontrolleur vor die Tür gesetzt werde und Strafe bezahlen muss. Zum Glück ist mir das noch nie passiert. Und es wird mir wahrscheinlich auch nie geschehen, da ich immer ein Ticket kaufe oder mich zumindest versichere, dass mein Studentenausweis dabei ist. Rational gesehen ist sowas immer einfach. Und es ist an sich auch keine „große“ oder schlimme, bedrohliche Angst. Aber es ist Angst, sie ist da, sie schränkt mich ein und verunsichert mich enorm. Auch wenn ich, wenn ich außerhalb der Situation bin, rational darauf blicken und sagen kann: „Mhm, eigentlich kann dir nichts passieren. Du hast immer ein Ticket, du bist außerdem nicht allein, es ist alles in Ordnung.“ Es ist so viel einfacher, das im Nachhinein zu sagen. Nur sieht die Realität anders aus.
Dennoch habe ich es heute wieder geschafft, Zug zu fahren. Ich war sogar so entspannt (oder auch so müde) das ich im Zug schlafen konnte, was sonst unmöglich für mich ist.
Zu Hause angekommen, abgeholt von meinem Vater in Glauchau, wo ich einst zur Schule gegangen bin, wurde ich prompt von meinem Liebling Yogi, unserer Katze begrüßt. Sie war in Folgschaft eines liebestollen Katers, der ihr Avancen gemacht hat.
Es ging mir heute nicht allzu gut, aber dennoch bedeutend besser als die letzten Tage. Ich konnte mich sogar aufraffen, einen Spaziergang mit einem ehemaligen Klassenkameraden und guten Freund zu unternehmen. An dieser Stelle noch einmal danke dafür. Wir redeten, während wir unsere Heimat, den Mülsengrund, der eine so vertraute Schönheit inne hat, betrachten konnten. Mir tat es wirklich gut. Das wandern gehört mittlerweile auch zu einem meiner Hobbys. Vor allem, wenn man nicht alleine, sondern mit Freunden und Bekannten unterwegs ist, ist es schön. Und es befreit. Es befreit den Kopf von zu vielen negativen Gedanken, lenkt den Blick aufs Positive und man kann dabei ein wenig mit sich selbst ins Reine kommen.

Man weiß nicht, was man an der Heimat hat, bis man in die Ferne kommt.

…sagt ein deutsches Sprichwort. Und so ist es auch. Das habe ich erst durch meinen Umzug nach Dresden erfahren dürfen.

8 Antworten auf „Heimatstimmung“

  1. Wo soll ich anfangen.. ? vermutlich nach deinem Post auch etwas chronologisch.
    Meine Mutter ist genau so, wie du dich selbst im bezug auf reisen beschreibst. Kontrolliert alles hnd immer, wird aber auch nicht wirklich ruhiger bis wir an unserem Ziel angekommen sind. Haha ich bin da wohl eher deine Schwester, auch wenn ich Mama gerne mal an die Gurgel springen mag.
    Das Zitat was du zur Heimat raus gesucht hast, habe ich auch erst – jetzt komms – durch den Umzug nach Dresden kennengelernt. Ich habe diese Stadt geliebt, durch die Menschen die ich dort kennengelernt habe. Im Sommer ist sie ein Traum und im Winter ein Märchen, aber mir fehlte immer etwas.. was ich Zuhause hatte. Nicht nur sie Ruhe und den vollen Kühlschrank 😉 sondern einfach das Gefühl, was ich zB in Berlin vom ersten Moment an hatte.
    Schöner Post! Wirklich..
    liebe grüße
    Bambi
    http://www.xfunkelmaedchen.blogspot.de

    1. Hallo Bambi,
      danke für deinen lieben Kommentar. Ich finde es lustig, dass es in diesem Punkt so viele Parallelen gibt – zu deiner Mutter und zu dir – und das du auch einige Zeit in Dresden gelebt hast.
      Und ich kann dir zustimmen, zu Hause ist es immer wieder schön (vom vollen Kühlschrank ganz zu sprechen! 🙂 ). Deswegen fand ich das Zitat auch so passend. Vor allem das Gefühl, wieder nach Hause zu kommen, ist schön. Eine Mischung aus Vorfreude und Altbekanntem.
      Liebe Grüße!

  2. Liebe Anna,
    ein wunderbarer Beitrag. Es ist, als ob ich an diesem Tag dabei gewesen bin. Vertraute Ängste, vertraute Gefühle, ob vor und bei der Zugfahrt oder auch das Zuhause.
    Lieben Grß
    Rainer

    1. Danke, Rainer!
      Ich glaube, ich entwickle mich während des Schreibens immer ein bisschen weiter. Nicht nur, indem ich die Situation analysiere und somit einen anderen Blick darauf bekomme, sondern auch für das Schreiben an sich.
      Liebe Grüße auch an Marion

  3. Die Angst zu spät zu kommen und etwas zu verpassen kenne ich sehr gut. Daher bin ich oft auch immer viel zu früh. Ich stehe oft schon eine Viertelstunde bevor meine Straßenbahn fährt in Jacke und Schuhen im Flur…..
    Und was du über das wandern sagst, finde ich toll. Ich kann mich auch am besten bei einem langen Spaziergang durch die Natur sortieren. Dort wirkt immer alles so einfach & natürlich.
    Liebe Grüße zu dir,
    Sarah Maria

    1. Lustig, dass wir da die selbe Marotte haben. Überpünktlichkeit ist ja eigentlich nichts schlimmes, jedoch kann es den Alltag schon erheblich einschränken.
      Ja, das Wandern ist derzeit für mich die beste Möglichkeit das Chaos in meinem Kopf ein wenig zu ordnen. Einfach ein wenig Abstand bekommen zu dem ganzen Trubel und Stress.
      Ich hoffe dir geht es gut! 🙂
      Liebe Grüße

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